Es würde nicht nur diesen Blog sprengen, wenn ich versuchen würde, das Vergütungssystem im US-Gesundheitssystem zu erklären, sondern selbst Bücher zu diesem Thema werden nicht gerecht; es wird zu Recht als eher chaotisch und unübersichtlich wahrgenommen. Doch einen kleinen Teilaspekt möchte ich beleuchten.
Als Internist bin ich vom Krankenhaus angestellt und erhalte für meine vertraglich festgelegte Arbeitsleistung einen festen Arbeitslohn, so weit, so einfach. Doch wie erhalten das Krankenhaus beziehungsweise selbstständig tätige Ärzte eigentlich ihr Geld? Die Grundzüge scheinen sehr einfach: Für einen Inernisten kann für den täglichen Patientenkontakt eine bestimmte Gebühr gegenüber der Versicherung berechnet werden. Doch da ich auch gelegentlich Injektionen, Punktionen und kleinere Interventionen vornehme, kann das Krankenhaus auch hierfür eine bestimmte Gebühr einfordern, die dann entweder von der Krankenversicherung oder, wenn der Patient unversichert ist, von ihm direkt bezahlt wird.
RVU-Werte legen Behandlungskosten fest
Doch wie berechnet ein Krankenhaus, was eine Krankenversicherung beziehungsweise ein Patient für diese Dienste zu zahlen hat? Seit einigen Jahrzehnten gibt es in den USA die sogenannten RVUs, was abgekürzt für den wenig aussagekräftigen Begriff „relative Werteinheit“ („Relative Value Unit“) steht. Hinter dieser Abkürzung steckt ein bestimmter Dollarwert, der Jahr um Jahr festgelegt und mit bestimmten regionalen Faktoren multipliziert wird und für das Jahr 2017 bei etwa 36 US-Dollar liegt. Festgelegt wird er von den vom US-Staat betriebenen Medicare- und Medicaid-Krankenversicherungsprogrammen.
Das mag nun recht günstig für den Patienten klingen, doch der geneigte Leser sei darauf hingewiesen, dass es sich hierbei nur um die Entlohnung der ärztlichen Arbeitskraft handelt. Denn ein Krankenhaus beziehungsweise eine Praxis schlägt hier noch allerlei andere Gebühren drauf und so kommt ein Minimalbetrag bei einer Pleurapunktion laut einer für das Jahr 2015 veröffentlichten Tabelle von 400 US-Dollar heraus, wobei hier drauf diverse andere Gebühren wie Material, Labor, Medikamente und vieles andere berechnet werden.
So kommen dann, wie ich im persönlichen Gespräch mit Patienten erfahren habe, Rechnungen von oft über 1.000 US-Dollar, manchmal sogar 2.000 US-Dollar heraus für eine Intervention wie die Pleurapunktion, die knapp 20 Minuten dauert, mir 82 US-Dollar als direkte Entlohnung im Fall eigener Selbständigkeit einbringen würde und an für sich nichts weiter als das Einführen einer Nadel und Abziehen von Flüssigkeit unter aseptischen Bedingungen bedeutet.