Mikrobiologie, Virologie, Infektionsepidemiologie: Welche Chancen bietet die Weiterbildung?

Dr. med. Martin Eisenblätter, BÄMI – Berufsverband der Ärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie © Hanke
Die Virologie ist durch die Corona-Pandemie in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Aber was Fachärztinnen und Fachärzte mit dieser Spezialisierung eigentlich machen und wie die Facharzt-Bezeichnung genau heißt, darüber gibt es oft noch Unklarheit. Beim Operation Karriere-Kongress in München 2022 brachte Dr. Martin Eisenblätter Licht ins Dunkel.

„Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie” – so heißt die Fachrichtung korrekt. „Das ist die längste Bezeichnung aller Fachrichtungen”, erklärte Eisenblätter als Einleitung. Aber trotz aller Publicity: Viele wissen immer noch nicht, ob es sich dabei eigentlich um eine medizinische oder eine biologische Spezialisierung handelt. „Im Fernsehen wurde die Bundesvorsitzende des Berufsverbands neulich als ‚Virologin und Ärztin’ bezeichnet. Dass das eine Facharztrichtung ist, war den Redakteuren dort nicht klar”, kritisierte Eisenblätter.

Eine Bezeichnung, viele Berufsbilder

Es ist aber auch kompliziert: Wer sich als Mikrobiologe bzw. Mikrobiologin bezeichnet, kann ganz unterschiedliche Berufe haben – manche davon setzen ein Medizinstudium voraus, andere nicht:

  • Arzt / Ärztin
  • Biologe / Biologin
  • Mikrobenjäger /Mikrobenjägerin
  • Forscher / Forscherin
  • Bakteriologe /Bakteriologin
  • Virologe / Virologin
  • Mykologe / Mykologin
  • Parasitologe / Parasitologin
  • Infektionsimmunologe / Infektionsimmunologin
  • Infektionsepidemiologe / Infektionsepidemiologin
  • Berater / Beraterin für klinische Mikrobiologie
  • Krankenhaushygieniker / -hygienikerin

Ähnlich vielseitig wie die Berufsbilder können auch die Arbeitsorte sein: Wer sich auf den Bereich spezialisiert, kann beispielsweise in Universitätsinstituten, außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Krankenhauslaboren, Krankenhaushygieneabteilungen, Laborarztpraxen, MVZ, im Öffentlichen Gesundheitsdienst, Ärztekammern oder KVen arbeiten.

Eine der kleinsten Fachrichtungen

Mit nur wenig mehr als 800 berufstätigen Ärztinnen und Ärzten mit dieser Spezialisierung gehört die Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie zu den kleinsten Fachrichtungen. Insgesamt nur 0,2 Prozent der Ärzteschaft gehören dazu – zu wenig, um in jedem deutschen Krankenhaus eine Stelle zu schaffen.

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Bei dieser Fachrichtung steht das interdisziplinäre Arbeiten ganz stark im Fokus. Denn Infektionen können in allen Fachgebieten und allen Organsystemen vorkommen. Die Mikrobiologie wird daher häufig bei der Diagnose und Behandlung hinzugezogen, etwa bei Laborbefunden, der Interpretation der Daten und der Auswahl des passenden Antibiotikums. Dabei nutzen die Ärztinnen und Ärzte verschiedene Methoden: Dazu zählen mikroskopische Methoden, Resistenztestungsmethoden, PCR-Methoden, serologische Diagnostik und Antigennachweise. „Das ist in den vier Jahren Weiterbildungszeit aber gut zu lernen – die Hintergründe bringen Sie aus der klinischen Zeit des Studiums mit”, beruhigte Eisenblätter.

Die Weiterbildung im Bereich Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie sei etwas für alle, die sich beispielsweise eine gute Betreuung und wenig Überstunden wünschen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sei gut möglich, und auch der Patientenkontakt komme nicht zu kurz – beispielsweise bei klinisch-mikrobiologischen Visiten.

Quelle: „Mikrobiologie, Virologie und mehr – Vielfald und Chancen dieser Facharztweiterbildung”, Dr. med. Martin Eisenblätter, BÄMI – Berufsverband der Ärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, Operation Karriere in München, 4.11.2022

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