Pro Jahr werden bundesweit 12.000 PJ-Studierende ausgebildet. Dort können die angehenden Medizinerinnen und Mediziner ihre im Studium erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten in die Praxis umsetzen, was essentiell für den Berufsstart ist. Doch oft läuft das PJ nicht so, wie sich das viele wünschen: Es fehlt an Anleitung und Supervision, gegebenes Feedback ist mangelhaft, PJ-Studierende müssen unliebsame Tätigkeiten übernehmen oder haben nur eine Beobachterrolle und werden schlecht in das Team integriert. „Das sollte nicht so sein. Das geht auch anders“, weiß Meimarakis. Denn am Klinikum Landshut sieht das PJ ganz anders aus.
Spaß am Lernen
Grundsätzlich gebe es drei Kompetenzebenen:
- Faktenwissen: Das Wissen, dass die Studierenden in den Vorlesungen erwerben
- Handlungswissen: Wissen über Untersuchungen, die schon gesehen haben (oft in der Famulatur)
- Handlungskompetenz: Meist im PJ erlernt man am Patienten oder am Modell die praktischen Fertigkeiten
„Was viele unterschätzen: Im PJ treffen viele schon ihre endgültige Facharztwahl“, betont Meimarakis. Deswegen habe man gerade hier viel Potenzial, günstig auf diese Entscheidung einzuwirken. Er stellte den Tagesablauf eines PJ-Studierenden vor, wie er bei ihm in der Chirurgie und Gefäßchirurgie aussieht. Dort rotieren die zukünftigen Medizinerinnen und Mediziner neben den beiden Fächern sowohl in der Unfallchirurgie und Orthopädie als auch in der Notaufnahme. Darüber hinaus haben sie die Möglichkeit, am Dienstsystem teilzunehmen. Der Chefarzt führe immer ein Einführungs- und Abschlussgespräch und zwei- bis dreimal in der Woche werden Seminare mit klinisch-praktischen Themen angeboten.
„Wichtig ist, dass man Spaß am Lernen hat“, sagt Meimarakis. „Wenn man Spaß am Lernen und am Lehren hat, fühlt sich der PJ-ler auch wohl und für das Staatsexamen gut vorbereitet.“ Aus diesem Grund haben sie am Landshuter Klinikum ein Mentoring-Programm eingeführt.
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Erfolgreiches Mentoring
Hier habe man eine 1-zu-1-Betreuung, also einen Arzt, der für den oder die PJ-Studierende verantwortlich ist. Das habe positive Auswirkungen auf die Leistung und die Kompetenz, da die PJ-Studierenden lernen, autonom zu arbeiten, was wiederum seine oder ihre Sozialkompetenz fördere. Zusätzlich würden sie auch lernen, mit Stress besser umzugehen. Darüber hinaus bekommen die PJ-Studierenden ein strukturiertes Feedback, sodass der Mentor oder die Mentorin gleichzeitig Vorbild ist, das Lernen fördert und dazu motiviert. „Insgesamt verlagern wir die strukturierte Einarbeitung der jungen Mediziner vom Weiterbildungsbeginn hin in das PJ“, erklärt Meimarakis. Das setze voraus, dass man die klinisch-praktischen Kompetenzen definiere und priorisiere.
Zum Studienabschluss gehöre nicht nur medizinisches Wissen, sondern ebenso kognitive Fähigkeiten, psychomotorische Fähigkeiten und professionelle Haltungen. Das werde auch bald im Staatsexamen geprüft, weshalb man die Studierenden früh und regelmäßig mit diesen Kompetenzen vertraut machen sollte.
Erwerbbare Kompetenzen am Klinikum Landshut
Welche Kompetenzen können PJ-Studierenden am Klinikum Landshut in der Chirurgie und Gefäßchirurgie erwerben? Zu den allgemeinen ärztlichen Tätigkeiten gehören:
- Anamnese
- Aufklärungsgespräch
- Blutentnahme, Verweilkanüle
- Mikrobiologie (Abstrich, Blutkultur)
- EKG-Vitalparameter
- Thromboseprophylaxe
- Bluttransfusion
- Stationsmanagement
- …
Gleichzeitig gibt es auch spezifische Lernziele für das Fach Chirurgie:
- Naht-/Klammerentfernung
- Entfernung von Kathetern und Drainagen
- Verbandswechsel, auch septisch
- Vaskuläre Bildgebung (US, DAS, CTA, MRA)
- Knöchel-Arm-Index (ABI)
- Hautnaht, Knüpfen und Klammern im OP
- Schockraumversorgung
- …
Ebenso gibt es apparative Untersuchungen, die man am Klinikum Landshut zum Ende des PJ gelernt haben muss:
- EKG
- ABI, Zehendruckmessung
- Doppler
- Sonographie
- Oszillographie
- Ergometrie
- …
Darüber hinaus können PJ-Studierenden an verschiedenen Operationen teilnehmen:
- Port und Demerskatheter
- Shuntanlage
- Minor- und Major-Amputationen
- Varizen-OP
- Bypass
- Angioplastie
- …
Probe-Examen möglich
„Es ist ganz wichtig, dass man im PJ auch lernt, eigenständig zu arbeiten“, erklärt Meimarakis. Neben der Patientenbetreuung unter Supervision bietet er interessierten PJ-Studierenden auch an, ein Probe-Examen durchzuführen. Dort bekommen die angehenden Medizinerinnen und Mediziner eine Patientenakte, in die sie sich einlesen können. Anschließend führen sie am Patienten die Anamnese und gezielte Untersuchungen durch, um anschließend eine Epikrise zu verfassen und alles zum Schluss zu reflektieren. Darüber hinaus bietet Meimarakis auch einen wöchentlichen Ultraschallkurs für Studierende an, der insgesamt die Kenntnisse eines Grundkurses vermittelt.
„Ich wünsche mir, dass PJ-Studierende am Ende ihres Studiums nicht nur Schatten sehen, sondern dass ihnen ein Licht aufgeht“, schließt Meimarakis.
Quelle: „Perfekter Übergang vom PJ ins Berufsleben – Landshuter Modell“, Priv.-Doz. Dr. med. Dr. h.c. Georgios Meimarakis, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität, Klinikum Landshut, München, Operation Karriere München am 4.11.2022