Mit gerade einmal 18 Jahren stand ich am Anfang meiner Reise, die mich in die Welt des Rettungsdiensts eintauchen lassen sollte. Als ich die Schule mit dem Abitur abschloss, wusste ich anfangs nicht direkt, was ich studieren möchte. Innerlich fühlte ich jedoch den Drang, nicht nur Büchern zu wälzen, sondern konkret zu handeln und einen Benefit für die Gesellschaft zu leisten. So entschied ich mich auf Basis von Empfehlungen, direkt in die Ausbildung zum Rettungssanitäter einzusteigen. In meiner Heimatstadt wurde einige Jahre zuvor eine neue Rettungsdienstschule eröffnet und von einigen Bekannten hatte ich nur Positives von der neuen Rettungswache gehört. In der Rettungsdienstschule angenommen, wurde ich schnell mit veralteten Lehrmethoden konfrontiert, die eher an vergangene Zeiten erinnerten als an die moderne medizinische Ausbildung. Wie fast überall hatte auch die Rettungsdienstschule damals mit Dozentenmangel und dadurch unstrukturiertem Unterricht zu kämpfen. Ich erinnere mich beispielsweise an eine Unterrichtseinheit, bei der der Dozent in der ersten Woche enthusiastisch war und in der zweiten Woche einfach nicht mehr auftauchte. Grund dafür war Personalmangel in einer nahegelegenen Rettungswache. Der Dozent, der unsere Motivation für die Notfallmedizin weckte, musste leider einspringen, und wir hatten einige Stunden Selbststudium erhalten. Diese teilweise frustrierenden Momente in meiner ersten medizinischen Ausbildung lösten einen Gedanken in mir aus: „Das muss doch besser gehen.”
Wissen mit einer interaktiven Plattform vermitteln
Der Funke zur Veränderung wurde dann während meines Medizinstudiums entfacht. In meinem ersten Semester stolperte ich über eine Statistik, die die Qualifikation der Ersthelfenden in verschiedenen europäischen Ländern verglich. Deutschland schien in Sachen Erste Hilfe den Anschluss zu verlieren. In unseren skandinavischen Nachbarländern beherrschten sieben von zehn Menschen die Reanimationsmaßnahmen, während wir hierzulande kaum über zwei von zehn hinauskamen. Die Zahl grub sich in meinen Kopf und ließ mich nicht mehr los. In Kombination mit der universitären Lehre, mit der ich im Studium konfrontiert wurde, begann ich, eine Lernplattform zu entwerfen, die Wissen auf moderne, praxisnahe Art vermittelt. Die Idee einer interaktiven Plattform, die nicht nur trockene Fakten spuckt, sondern angehende Medizinerinnen und Mediziner in realistische Szenarien eintauchen lässt, nahm Form an. Während meiner eigenen Prüfungsvorbereitungen für Prüfungen im Studium und in den Semesterferien entwickelten wir unsere ganz eigene E-Learning-Plattform, die die Lösung für all die Missstände in der medizinischen Ausbildung sein sollte. Ich dachte damals vor allem an einige Prüfungssimulatoren auf Papier, die zwar gut gedacht waren, aber kaum die Realität der Notfallsituationen widerspiegelten. Zudem fehlten häufig detaillierte Lösungswege, die das Lernen noch anstrengender gestalteten, weil man Fragen, die man falsch beantwortete, in Eigenregie nochmals recherchieren musste.
Gesagt, getan! Aber der Weg war nicht einfach. Neben Vorlesungen, Seminaren und Klausurvorbereitungen tüftelte ich an meiner Plattform. Es gab Momente, in denen ich in der Unibibliothek oder am Schreibtisch bis spät abends saß und nach dem Lernen für die Uni noch recherchierte, wie eine solche Lernplattform am besten aufgebaut werden konnte. Langsam nahm unser Projekt „fracto“ Gestalt an und wir starteten unsere ersten Kurse. Ich verbrachte Stunden damit, realistische Prüfungsszenarien zu erstellen, interaktive Fallstudien zu entwickeln und hochwertige Inhalte zu produzieren. Immer mit dem Ziel, die bestehenden Kurse weiterzuentwickeln. Die ersten Nutzer kamen, und die positiven Rückmeldungen motivierten mich, noch härter zu arbeiten. Ich wollte noch mehr tun – ich wollte den Studierenden helfen, die Grundlagen wirklich zu verstehen und anzuwenden. Ich erkannte, dass das Grundlagenwissen der Schlüssel war, um komplexere Konzepte zu erfassen. So entstand der Ansatz „alle Lernenden abzuholen”. Ich erklärte den Stoff von Grund auf, sowohl in der Universität als auch im Rettungsdienst. Unsere Herangehensweise ermöglichte es den Studierenden, das Wissen wirklich zu verinnerlichen und anzuwenden. Das positive Feedback motivierte mich dazu weiterzumachen. Unsere Lernplattform erweiterte sich und umfasste inzwischen nicht nur die Notfallmedizin, sondern auch andere naturwissenschaftliche Fächer. Die Idee war, Bildung zugänglicher zu gestalten und den Schülerinnen und Schülern und Studierenden das Werkzeug zu geben, das sie benötigen, um erfolgreich zu sein. Wir erhielten sogar eine Wunschliste mit Kursen, die andere Studierende sich von uns wünschten. Die Idee, das Lernen an die individuellen Bedürfnisse anzupassen, schien auf fruchtbaren Boden zu fallen.
Niemals Visionen aufgeben
Unsere Plattform bot mittlerweile nicht nur Wissen, sondern auch eine angenehme Lernerfahrung. Wir legten großen Wert auf gute grafische Aufarbeitung, Visualisierung und praxisnahe Bezüge. Unser Prüfungstool half den Studierenden, sich auf die Herausforderungen vorzubereiten, die sie in der realen medizinischen Welt erwarten würden. Natürlich war das alles erst der Anfang und auch heute arbeiten wir weiter an fracto. Unser Ziel ist es, die Qualität der medizinischen Bildung weiter zu verbessern. Wir wollen unsere Lehre an noch mehr Standorten anbieten und noch mehr Studierenden die Chance geben, von unserem Ansatz zu profitieren. Es ist nicht immer einfach, aber die Dankbarkeit der Studierenden, die Vision, wirklich etwas verändern zu können, und die Möglichkeit, die Bildungslandschaft positiv zu beeinflussen, sind die Triebkräfte, die uns auch heute noch antreiben. Abschließend möchte ich in diesem – etwas anderen Blogartikel – andere ermutigen, ihre Visionen zu verfolgen und dranzubleiben. Veränderung ist möglich, und es ist erstaunlich zu sehen, wie sich bestimmte Umstände in der medizinischen Lehre tatsächlich schnell verbessern können.
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