Für Quitterer ist es der schönste Beruf der Welt, als Arzt zu arbeiten. Er selbst denke noch lange nicht an den Ruhestand, sagte er in seinem Impulsvortrag in München. Allerdings hat sich seit seinem Berufseinstieg doch einiges verändert: Musste man sich damals sehr anstrengen, um eine gute Weiterbildungsstelle zu bekommen, sei das für junge Ärztinnen und Ärzte heute viel einfacher. Durch den Ärztemangel gebe es viele offene Stellen – mit entsprechenden Vorteilen: Heute könne man als Arzt oder Ärztin schon zu Beginn der Laufbahn beispielsweise eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben einfordern, sagte Quitterer: „Es ist gut, dass sich die Situation geändert hat!”
Immer mal wieder Entspannung finden!
Denn: Nur, wer auch Zeit für die Familie habe, könne langfristig ein guter Arzt oder eine gute Ärztin sein. Es sei wichtig, sich langfristig im Job wohl zu fühlen und auch zwischendurch Entspannung zu finden – und zwar nicht nur nach Feierabend, sondern auch während der Arbeitszeit: So sollte man sich auch immer mal wieder Zeit nehmen, mit Kolleginnen und Kollegen einen Kaffee zu trinken. „Es gibt keine komplette Trennung von Familie und Beruf”, stellte Quitterer fest, „beides muss auch nebeneinander und miteinander funktionieren.”
Wichtig sei es auch, immer die ärztliche Profession hochzuhalten und ein gutes Vertrauensverhältnis zu den Patientinnen und Patienten aufzubauen. „Speziell bei Hausärztinnen und -ärzten muss man sich gut aufgehoben fühlen”, betonte Quitterer. Das sei in allen anderen patientenzentrierten Fachrichtungen ebenfalls wichtig – etwas weniger bei Fächern mit weniger Patientenkontakt wie der Molekularbiologie.
Wichtig sei es auch als Arzt oder Ärztin, die eigene Gesundheit im Auge zu behalten. Um das zu unterstreichen, zitierte Quitterer aus dem Genfer Gelöbnis: Es gehe darum, das eigene Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen und die Gesundheit der Patientinnen und Patienten zum obersten Gebot des eigenen Handelns zu machen. Teil des Gelöbnisses sei es aber auch, auf die eigene Gesundheit zu achten, um eine Behandlung auf höchstem Niveau leisten zu können.
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Nehmen Sie sich Zeit!
Als Rat gab Quitterer den jungen Medizinerinnen und Medizinern auch auf den Weg: „Nehmen Sie sich Zeit!” Es sei wichtig, bei der Fülle an Weiterbildungsmöglichkeiten für sich selbst das Richtige zu finden. Dafür brauche man aber Zeit, auch andere Fachgebiete kennenzulernen und eigene Erfahrungen zu machen. Dafür müsse man sich fragen: Kann ich mir das dauerhaft vorstellen oder ist das nur ein Schritt hin zu einer anderen Facharzt-Weiterbildung?
Wer schon am Anfang des Berufslebens genau wisse, in welche Richtung es gehen solle, könne die Weiterbildung schnell durchziehen. Speziell in der Niederlassung gebe es viele Möglichkeiten – dort werde man als Arzt oder Ärztin am dringendsten gebraucht.
Nehmen Sie Ihre Weiterbilder in die Pflicht!
„Die Kompetenzen, die Sie in der Weiterbildung erlernen, sind das Pfund, das Sie später in die Praxis mitnehmen”, erinnerte Quitterer. Er sieht hier auch vor allem die Weiterbilder in der Pflicht, die nötigen Inhalte zu vermitteln. Außerdem sei es Aufgabe der Arbeitgeber, ein entsprechendes Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem es den Ärztinnen und Ärzten bei der Arbeit gut gehe. „Sonst schaffen Sie das nicht bis 66!”, mahnte der bayerische Ärztekammer-Präsident.
Als Wunsch gab Quitterer den Teilnehmenden noch auf den Weg, dass sie als junge Mediziner-Generation den freien Arztberuf auch wirklich frei ausüben können sollten: Frei vor allem auch von wirtschaftlichen Interessen und allein den Patientinnen und Patienten gegenüber verantwortlich. Dafür sei es nötig, nicht nur die Leitlinien buchstabengetreu umzusetzen, sondern auch eine Beziehung aufzubauen. Außerdem warb er für ein Engagement etwa in der Landesärztekammer. „Werden Sie politischer!” Wer etwas ändern wolle, was ihm oder ihr nicht gefalle, müsse dafür auch mal laut werden können.
Quelle: Impulsvortrag „Der Start als Arzt – was Assistenzärzte in Klinik und Praxis erwartet”, Dr. Gerald Quitterer, Bayrische Landesärztekammer, Operation Karriere München 4. November 2022