In den bisherigen Blogartikeln schreibe ich über meinen Weg ins und durch das Medizinstudium bis zum aktuellen Zeitpunkt, an dem ich mit diesem Blog ankomme. Ich studiere mittlerweile im 6. Semester und habe schon einiges im Studium erlebt, wovon ich einen Teil hier in den Blogs beleuchtet habe. In diesem Beitrag möchte ich meine Erfahrungen meiner ersten Famulatur in der Allgemeinmedizin teilen und näher auf die Infos eingehen, die ich in den kurzen Videos auf der Instaseite bei Operation Karriere (@operation_karriere) angeteasert habe.
Planung und Bewerbung
Mit der Planung für meine erste Famulatur habe ich bereits ein halbes Jahr früher begonnen, da ich eigentlich nach Vietnam wollte. Dafür war ich aber leider ein bisschen zu spät, sodass die begrenzte Anzahl an englischsprechenden Ärztinnen und Ärzten schon mit anderen Famulanten “ausgebucht” war. Deshalb habe ich drei Monate vor dem Start bei meinem Hausarzt in der Heimat angerufen und nachgefragt, ob eine Famulatur möglich ist. Nach einem kurzen Telefonat und zwei E-Mails war der Platz fix und ich kann zusammen mit meiner Freundin im geplanten Zeitraum starten.
Beantragung einer Förderung der KVB
Bekanntlich sind die Praktika, die man während des Medizinstudiums ableisten muss, nicht bezahlt, wo man sich im Vergleich zu Freunden, die wirtschaftliche oder technische Studiengänge gewählt haben, manchmal etwas doof vorkommt. Während die Pflegepraktika meines Wissens nur sehr selten gefördert werden, ist die Chance bei Famulaturen schon etwas höher und kommt auf das Bundesland an, in dem man famuliert. Die Praxis, für die wir uns entschieden haben, ist in Bayern, wo die zuständige Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) erfreulicherweise eine Förderung ausschreibt. Voraussetzung dafür ist, dass es sich um eine ambulante Famulatur handelt, die Universität in Deutschland ansässig ist, für mindestens einen Monat famuliert wird und sich die Praxis oder das MVZ im ländlichen Raum Bayerns befindet. Dabei gibt es Grenzen für die Einwohnerzahlen: Für hausärztliche Famulaturen darf die Ortschaft maximal 20.000 Einwohnerinnen und Einwohner haben, für fachärztliche Famulaturen höchstens 40.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, bemisst sich die Förderhöhe noch nach der Entfernung zur nächsten Universität und der Klassifizierung des Gebiets in “drohende Unterversorgung”. Die Basisförderung beträgt 500 € und kann mit den beiden Zuschlägen auf bis zu 1.000 € ansteigen. Genauere Infos zum Bewerbungsablauf und den Fristen findet man unter der folgenden Adresse: https://www.kvb.de/kuenftige-mitglieder/studium/famulaturfoerderung-famuland
Wir haben Glück und können uns noch rechtzeitig in der Frist bewerben. Wenig später erhalten wir die Zusage und dann auch vorab das Geld. Der Prozess und die Abwicklung gingen fix und wir freuen uns nun noch mehr auf die Famulatur!
Positive Überraschungen
Meine Freundin und ich gehen ohne große Erwartungen in die Famulatur. Trotzdem hört man auch unabhängig vom Studium im normalen Umfeld viele Klischees über Hausärztinnen und Hausärzte: „Der schreibt eh nur Rezepte und Überweisungen” oder „so richtig Ahnung von einer Sache haben die nicht wirklich”, um ein paar zu nennen. Zu unserer beider Überraschung ist uns nach dem ersten Tag schon klar, dass dem überhaupt nicht so ist. Nicht nur sind sehr viele unterschiedliche Patientinnen und Patienten mit den verschiedensten Krankheitsbildern da, sondern werden sie auch tatsächlich behandelt und nicht nur zum zuständigen Facharzt geschickt. Es ist, denke ich, auch stark von der Praxis abhängig, bei der man ist. Von Kommilitoninnen und Kommilitonen hören wir auch andere Erfahrungen. Bei uns ist es aber eine durchweg positive Erfahrung. Die Praxis hat eine sehr gute Struktur und ein gut eingespieltes Team, was viele Abläufe vereinfacht und gängige Probleme verhindert. Zudem werden digitale Infrastrukturen wie ein funktionierendes Intranet oder digitale Rezeptverschreibungen genutzt.
Für uns als Famulanten ist es eine willkommene Abwechslung, dass das Team auch an drei Tagen in der Woche Notarzteinsätze fährt, wo wir einige spannende Notfälle miterleben dürfen. Insgesamt haben wir in den gesamten vier Wochen eine spannende und abwechslungsreiche Zeit. Es gefällt uns sogar so gut, dass wir beide den Facharzt für Allgemeinmedizin in Betracht ziehen und uns auch eine landärztliche Niederlassung vorstellen können, was vorher undenkbar war. Man kann also sagen: Sowohl die Famulatur als auch die Förderung haben ihren Zweck voll und ganz erfüllt!