Wie sieht die private Welt von Ärztinnen und Ärzten aus? Haben sie neben dem Beruf, in dem sie tagtäglich Kontakt zu vielen Patientinnen und Patienten haben, eigentlich noch Zeit und Lust auf Freundschaften? Die neue Medscape-Umfrage nimmt genau diese und weitere Fragen unter die Lupe. An der Online-Umfrage nahmen mehr als 1.100 Ärztinnen und Ärzte teil, die meisten von ihnen sind älter als 45 Jahre. Die Ergebnisse zeigen: Viele nehmen sich Zeit für ihre Freundschaften.
Start schon in der Hochschulzeit
34 Prozent der Befragten geben an, bis zu fünf Freundinnen und Freunde zu haben, 37 Prozent haben sechs bis zehn. Mehr als 15 Freundinnen und Freund kommen eher selten vor (14 Prozent). Freundschaften über Social Media wurden nicht mitgerechnet. Zum engeren Freundeskreis gehören laut Umfrage bei den meisten einer bis fünf Freunde oder Freundinnen.
Aber wo haben die meisten Freundschaften von Ärztinnen und Ärzten ihren Ursprung? Wie zu erwarten, kennen sich die meisten entweder aus der Hochschulzeit (25 Prozent) oder sind zeitgleich Kolleginnen oder Kollegen (18 Prozent). Wichtige Aspekte bei den Freundschaften sind laut Umfrage auch gemeinsame Hobbies oder Kontakte über Familie, Kinder oder Nachbarn.
Ärztinnen und Ärzte bleiben unter sich
Das Erstaunliche jedoch: Medizinerinnen und Mediziner bleiben offenbar gern unter sich. Denn die meisten Freundinnen und Freunde von ihnen sind selbst Ärztinnen oder Ärzte (76 Prozent), Pflegepersonal (acht Prozent) oder arbeiten im Gesundheitswesen (17 Prozent). Beabsichtigt ist dieser Umstand laut der Umfrage nicht unbedingt. 47 Prozent der Befragten legen es nicht darauf an, dass Freundschaften im beruflichen Kontext entstehen, 36 Prozent möchten Beruf- und Privatleben lieber trennen. Trotzdem sagten 71 Prozent der Teilnehmenden, dass sie einige Kolleginnen und Kollegen auch als Freunde bezeichnen.
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Da viele Freundschaften von Ärztinnen und Ärzten während der Hochschulzeit oder der Arbeit entstehen, haben sie einen ähnlichen sozialen und finanziellen Status (74 Prozent) und sind im gleichen Alter (73 Prozent). Doch die eigenen Karrierechancen verbessern sich durch die Freundschaften eher selten oder nie (73 Prozent).
Ärztlicher Rat im Freundeskreis kein Problem
Doch auch bei Ärztinnen und Ärzten kann es passieren, dass Freundschaften nicht ewig halten. Die Gründe dafür sind laut der Ergebnisse vielfältig, aber zwei stechen besonders hervor: Zum einen geben die Befragten an, zu wenig Zeit für ihre Freundinnen und Freunde zu haben (73 Prozent). Zum anderen sind auch große räumliche Entfernungen ein Problem (47 Prozent). Gerade die Freizeit ist den Medizinerinnen und Medizinern wichtig, um abzuschalten. 27 Prozent sagen, dass sie einfach nicht die Energie haben, diese sozialen Beziehungen am Leben zu erhalten.
Eine meist klare Trennung gibt es auch zu den Patientinnen und Patienten. Nur 28 Prozent der Befragten haben sich jemals mit ihnen angefreundet. Für manche könne es zu einem Gewissenskonflikt kommen, falls ihre Freundinnen oder Freunde als Patientinnen oder Patienten in die Sprechstunde kommen, um behandelt zu werden. 46 Prozent haben Bedenken, dass es die Objektivität des Behandlers oder der Behandlerin gefährden könnte.
Einen ärztlichen Rat im privaten Umfeld geben aber fast alle Medizinerinnen und Mediziner gern (99 Prozent). Nur 14 Prozent geben an, dass sie medizinische Fragen ihrer Freundinnen und Freunde als störend empfinden.
Quelle: Medscape Report „Ärzte und ihre Freundschaften“, April 2023