Maximilian, abgesehen von Berlin als Stadt: Was macht den besonderen Reiz aus, an der Charité zur Ärztin/zum Arzt ausgebildet zu werden?
Der große Vorteil, an der Charité zu studieren, sind die zahlreichen Möglichkeiten, die einem diese Fakultät bietet. Hinzu kommt die Tatsache, dass es hier einen Modellstudiengang Medizin gibt, der sich von den Regelstudiengängen anderer Hochschulen unterscheidet.
Die klinischen Anteile werden hier bereits ab dem ersten Semester mit den vorklinischen Anteilen verknüpft. Das beginnt eigentlich bereits mit dem ersten Tag des Studiums. Es gibt beispielsweise in den ersten beiden Semestern ein Untersuchungskurs, in dem man bereits die sogenannten Normalbefunde kennenlernt. In diesem Kurs werden Fragen beantwortet, wie beispielsweise: Wie gehe ich mit dem Patienten um? Oder: Wie führe ich Standarduntersuchungen durch?
Auch ist das Studium nach Modulen aufgebaut. Es gibt in den unteren Semestern Grundlagenmodule. Dort geht man dann die Organmodelle durch, etwa ein Modul Haut, ein Modul Bewegung usw. Danach folgen die einzelnen Krankheitsmodelle, die ebenfalls thematisch behandelt werden, etwa Erkrankungen des Thorax, des Abdomen oder der Extremitäten.
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Es gibt in dem Modellstudiengang auch die Besonderheit, dass wir per se kein Physikum mehr absolvieren.
Ist das ein Vor- oder ein Nachteil, wenn man dies so dezidiert nicht hat?
Es kommt immer darauf an, was man für ein Typ ist. Aus meinem persönlichen Umfeld habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass einige sagen, sie hätten eigentlich doch ganz gerne das Vorklinikum en bloc mit abschließendem Physikum gehabt. Lieber das Buch Biochemie oder Physik einmal durch. Und danach der Übergang in die Klinik. Bei mir persönlich ist es so, dass ich zufrieden bin, den Modellstudiengang gewählt zu haben. Mir gefällt der interdisziplinäre Ansatz in den Vorlesungen und Seminaren, der nicht strikt zwischen Vorklinikum und Klinikum trennt.
Gibt es etwas, das in deinen Augen/in den Augen der Fachschaft an deiner Hochschule weiter ausgebaut werden müsste?
Das ist eine schwierige Frage. So etwas ganz Großes haben wir hier nicht. Vielmehr sind es einzelne Punkte, die man verbessern könnte. So engagieren sich studentische Vertreter in verschiedenen Gremien (z.B Studienausschuss, Ausbildungskommission, Fakultätsrat) und bringen sich mit großem Zeitaufwand für die Belange der Studierenden und der Verbesserung der Lehre an der Charité ein. Aktuell sind wir stark in die Neugestaltung der Promotionsordnung und der laufenden Transition des Modellstudienganges involviert. Letztes Jahr wurde die Charité mit dem „ASPIRE Award Excellence in Student Engagement“ von der Association for Medical Education in Europe (AMEE) ausgezeichnet, worauf wir als Fachschaftsinitiative sehr stolz sind. Generell haben wir vonseiten der Fachschaft eine gute Verbindung zu unserer Prodekanin für Studium und Lehre und der gesamten Fakultät.
Eine andere Sache ist die Tatsache, dass der Regelstudiengang nicht mehr angeboten wird, aber noch nicht ganz ausgelaufen ist. Momentan sind wir da immer noch in einem Übergangsprozess. Im vergangenen Semester hatten wir die ersten Studierenden aus dem Modellstudiengang, die ihr PJ begonnen haben mit sehr guten Ergebnissen beim schriftlichen Staatsexamen. Gleichzeitig gibt es weiterhin noch Studierende, die sich im Regelstudiengang befinden.
Immer mehr junge Menschen drängen an die Universität, die Hörsäle quellen über. Ist dies auch im Bereich der Humanmedizin spürbar?
Das ist hier nicht wirklich spürbar, da wir eine konstante Anzahl an Studienbeginnern haben. Die Entwicklung bekommt man eher durch die steigenden Bewerberzahlen bei „Hochschulstart“ und den damit verbundenen Konkurrenzkampf mit. In Berlin liegt die Zahl der Studienbeginner bei etwa 320 pro Semester. Immatrikulation ist bei uns im Sommer- und Wintersemester möglich. Daher merkt man nichts von dem Andrang, da die Zahlen weiterhin so begrenzt sind und sich die Kapazität nicht ändert.
Gibt es eine ausreichende Anzahl an Dozenten, die die Studierenden an Ihrer Fakultät betreuen?
Was die Zahl der Dozenten betrifft, so kann ich da keine genaue Zahl nennen, aber es gibt auf jeden Fall eine ausreichende Zahl an Dozenten bei uns. Bedingt durch den Modellstudiengang gibt es viele Kleingruppenformate im Verlauf des Studiums. Die Studierenden sind in sogenannten POL-Gruppen organisiert, bestehend aus je acht/neun Studierenden. POL steht für Problemorientiertes Lernen. Diese kleinen Gruppen bieten die Möglichkeit, einzelne klinische Fragestellungen durchzugehen, so etwa Anamnese und Diagnostik. Diese Kleingruppen werden von einem Dozenten moderiert. Dabei liegt der Fokus auf studentenzentriertem Lernen. Darüber hinaus gibt es auch Kommunikationskurse, Seminare oder den alt bekannten Präparierkurs. Die Seminare bestehen jedoch dann aus ca. 20 Teilnehmern. Das ist übrigens in der Studienordnung genau festgelegt. Insgesamt ist dadurch ein guter Schlüssel zwischen den Dozenten und der Anzahl der Studierenden gegeben. Dass vielleicht mal ein Dozent krank wird oder ein Kurs aus anderen Gründen zusammengelegt werden muss, kommt vor, ist aber die Ausnahme. Ich denke, wir haben ein gutes Kurs-Management, die Koordination hier funktioniert gut.
In welchen Fachgebieten ist Ihre Uni-Klinik top?
Ich glaube es gibt kein einzelnes Fach, das man hier herausheben könnte. Was hier in Berlin der Vorteil für die Studierenden ist, ist dass es eigentlich für jeden Fachbereich, für jedes noch so kleine Interessensgebiet eine Arbeitsgruppe gibt. Also wenn man jetzt sagt: Ich interessiere mich für Herzinsuffizienz und suche einen bestimmten Marker oder ich interessiere mich für einen bestimmten Bereich der Leistungsphysiologie, dann findet man etwas. Das ist der Vorteil eines großen Universitätsklinikums der Maximalversorgung, an dem auch so viele Forscher vertreten sind. Hinzu kommen die zahlreichen Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen wie etwa dem Max-Planck-Institut oder auch dem Berlin Institute of Health.