Was ist das Physikum?
Im Regelstudiengang teilt sich das Medizinstudium in die Bereiche Vorklinik und Klinik auf. Die Vorklinik dauert in der Regel vier Semester. Nach dem vierten Semester müssen Medizinstudierende dann als Prüfung das Physikum ablegen. Die genaue Bezeichnung ist eigentlich der Erste Abschnitt der ärztlichen Prüfung oder das erste Staatsexamen, umgangssprachlich wird aber immer noch der Begriff „Physikum“ verwendet. Die rechtliche Grundlage bildet die Approbationsordnung für Ärzte (ÄApprO). Im Physikum wird nicht nur das Grundlagenwissen in Fächern wie Biologie, Chemie und Physik abgefragt, sondern auch das Wissen in spezielleren medizinischen Disziplinen wie Anatomie, Physiologie, Biochemie/Molekularbiologie sowie medizinische Psychologie und medizinische Soziologie.
Physikum: Voraussetzungen und Anmeldung zur Prüfung
Das Physikum findet in der Regel nach dem vierten Fachsemester statt. Medizinstudierende müssen sich bei ihrem jeweiligen Landesprüfungsamt zum Physikum anmelden, in der Regel online. Dafür brauchen sie folgende Unterlagen im Original oder in einer beglaubigten Kopie:
- Personalausweis
- Geburtsurkunde
- Heiratsurkunde
- Abiturzeugnis
- bei ausländischen Bildungsnachweisen: Anerkennungsbescheinigung
- Erste-Hilfe-Nachweis oder Anerkennungsbescheid des Landesprüfungsamts
- Nachweis über das Ableisten des 3-monatigen Krankenpflegedienstes oder Anerkennungsbescheid des Landesprüfungsamts
- Studienbuch/Immatrikulationsbescheinigung über alle Fachsemester
- alle geforderten Scheine der Vorklinik inklusive Wahlfach
Da in der Regel die eingereichten Unterlagen nicht zurückgesandt werden, ist es ratsam, nur beglaubigte Kopien einzureichen. Nach dem Antrag erhalten die Medizinstudierenden eine Bestätigung per E-Mail, später die offizielle Zulassung und Ladung. Diese erfolgt spätestens eine Woche vor dem Prüfungstermin und enthält alle wichtigen Informationen zu Ort und Zeitpunkt der Prüfung. Die Ladung müssen Studierende ausgedruckt sowohl zur schriftlichen als auch zur mündlichen Prüfung mitbringen.
Physikum: Dauer und Struktur der Prüfung
Das Physikum im Medizinstudium ist in eine schriftliche und eine mündliche Prüfung aufgeteilt. Als erstes müssen Medizinstudierende den schriftlichen Teil in Form eines Multiple-Choice-Tests absolvieren. Dieser findet an zwei aufeinander folgenden Tagen statt und dauert jeweils vier Stunden. Insgesamt müssen die Studierenden 320 Multiple-Choice-Fragen mit jeweils fünf Antwortmöglichkeiten beantworten. Durchschnittlich hat man also für eine Frage 90 Sekunden Zeit. Das Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) erstellt die Fragen. Auf der Website des IMPP findest du ebenso die Gegenstandskataloge, die eine Übersicht von Gegenständen beinhalten, auf die sich die schriftlichen Prüfungen beziehen können. Die geprüften Fachgebiete teilen sich an den zwei Prüfungstagen wie folgt auf:
Erster Prüfungstag:
- Physik und Physiologie: 80 Fragen
- Chemie und Biochemie/Molekularbiologie: 80 Fragen
Zweiter Prüfungstag:
- Anatomie und Biologie: 100 Fragen
- Medizinische Psychologie und medizinische Soziologie: 60 Fragen
Physikum: Inhalte und Beispielfragen
Beim Physikum sollen Medizinstudierende zeigen, dass sie ein Verständnis für die Grundlagen der Medizin aufweisen – und das in mehreren Fachgebieten. Hier findest du eine Auflistung, was du inhaltlich in den Fächern erwarten kannst und welche Beispielfragen möglich sind.
Physik und Physiologie:
Die Physiologie beschreibt die biochemischen und biophysikalischen Funktionsweisen lebendiger Organismen. Das Gebiet der Physik kann als wichtige Grundlage zum Verständnis der Physiologie gesehen werden. Physik ist neben Biologie und Chemie eines der drei Grundlagenfächer in der Vorklinik.
Fragebeispiel
Beim Morbus Parkinson sind Start und Durchführung von Bewegungen (z.B. der Extremitäten) gestört. Zugrunde liegt in erster Linie ein degenerativer Mangel an Neuronen, deren Axonendigungen im Striatum Dopamin freisetzen. Wo liegen die Somata derartiger Neurone typischerweise?
- im Globus pallidus lateralis
- im Globus pallidus medialis
- im Nucleus subthalamicus
- im Thalamus
- in der Substantia nigra
Chemie und Biochemie/Molekularbiologie:
Die Chemie ist eines der Grundlagenfächer der Vorklinik und befasst sich mit den Elementen und deren Verbindungen sowie Reaktionen und Umwandlungen. Sie dient auch als Grundlage zum Verständnis der Biochemie. In der Biochemie geht es um das Verständnis von Hormon- und Stoffwechselkrankheiten.
Fragebeispiel
Welcher der Metaboliten entsteht sowohl im Harnstoff-Zyklus als auch im Citrat-Zyklus?
- Citrullin
- Fumarat
- Oxalacetat
- Pyruvat
- Succinat
Biologie und Anatomie:
Die Anatomie beschreibt den Bereich der Biologie, der sich mit dem Aufbau und der Struktur des menschlichen Körpers und seiner Gewebe befasst. Die medizinische Biologie befasst sich mit den biologischen Grundlagen von Gesundheit und Krankheit des Menschen.
Fragebeispiel
Welches der Proteine ist für die Abschnürung von Endozytosevesikeln von der Zellmembran im Rahmen der rezeptorvermittelten Endozytose von LDL-Partikeln am wahrscheinlichsten funktionell verantwortlich?
- Dynamin
- Dynein
- Myosin
- Tubulin
- Vimentin
Medizinische Psychologie und medizinische Soziologie:
Die medizinische Psychologie und Soziologie soll angehenden Ärztinnen und Ärzten das Wissen vermitteln, das sie für den Umgang mit Patientinnen und Patienten benötigen. Dazu zählt nicht nur die Kommunikation der Arzt-Patienten-Beziehung, sondern auch die Verarbeitung von Therapiemaßnahmen oder die Wirkungsweise unterschiedlicher Formen der Psychotherapie.
Fragebeispiel
Die auf einem Experiment von Schachter und Singer basierende Emotionstheorie von Lazarus und Schachter besagt, dass zur unspezifischen physiologischen Erregung ein zweiter Faktor hinzukommen muss, damit eine Emotion entsteht. Um welchen Faktor handelt es sich dabei?
- Amygdalaaktivierung
- emotionaler Ausdruck
- kognitive Bewertung
- spezifische physiologische Muster
- Verhalten (z.B. Flucht)
Diese Fragen erfordern nicht nur das Auswendiglernen von Fakten, sondern auch das Verständnis dafür, wie verschiedene Systeme des Körpers interagieren und wie Störungen dieser Systeme zu Krankheiten führen können. Wenn du dich erfolgreich auf das Physikum vorbereiten willst, sollte dein Lernplan eine gute Mischung aus Faktenlernen und Anwendung der Kenntnisse in problemorientierten Fragestellungen beinhalten.
Physikum: mündliche Prüfung
Auch die Einladung zur mündlichen Prüfung mit Angabe der Namen der Prüferinnen und Prüfer erhalten Medizinstudierende ein bis zwei Wochen vor dem Prüfungstermin. Die mündlich-praktische Prüfung dauert bei maximal vier Prüflingen mindestens 45 und maximal 60 Minuten. Die Medizinstudierenden werden in den Fächern Anatomie, Biochemie/Molekularbiologie und Physiologie geprüft.
Außerdem werden praktische Aufgaben und fächerübergreifende Fragen gestellt. So sollen Medizinstudierende nachweisen, dass sie nicht nur den Ausbildungsstoff kennen, sondern auch jeweils die Grundsätze und Grundlagen beherrschen und Zusammenhänge erfassen können. Vor dem Prüfungstermin erhalten die Medizinstudierenden von der Prüfungskommission praktische Aufgaben, deren Ergebnisse sie während der Prüfung präsentieren und begründen müssen.
Lernmethoden zur Vorbereitung auf das Physikum
Um dich optimal auf das Physikum vorzubereiten, solltest du einen Lernplan verfolgen. Helfen können dir beispielsweise:
- Lernkarten und Apps: Nutze spezielle Apps wie PROMETHEUS und physische Lernkarten zur Wiederholung und zur Überprüfung von Wissenslücken.
- Gruppenarbeit: Das Lernen in Gruppen kann helfen, Wissen durch Diskussionen zu vertiefen und zu festigen. Auch der Effekt, etwas anderen Personen zu erklären, kann Sicherheit geben oder Wissenslücken aufdecken.
- Altklausuren: Durch Altklausuren oder Beispielprüfungen kannst du dich an das Prüfungsformat und die Fragen gewöhnen. Außerdem kannst du die Zeit stoppen, die du zum Beantworten brauchst und so einen Eindruck gewinnen, wie gut dein Zeitmanagement für die Prüfungssituation ist.
- Regelmäßige Pausen und Zeitmanagement: Auch wenn die Versuchung bei der großen Stoffmenge groß sein mag – du solltest dir realistische Lernziele stecken und nicht pausenlos deine Zeit in der Bibliothek verbringen. Pausen sind wichtig, um das Gelernte zu verinnerlichen.
Keine Panik vor dem Physikum
Das Physikum mag eine Herausforderung sein, aber mit der richtigen Vorbereitung kannst du es bestehen. Es gibt beispielsweise Lernpläne wie den via medici-Lernplan von Thieme oder den Lernplan von Amboss, die du nutzen kannst. Starte am besten frühzeitig mit dem Lernen, um nicht in Zeitstress zu geraten und die ausgiebig vorbereiten zu können. Viel Erfolg!