Bei der Wahl der Kleidung ist im medizinischen Umfeld eher ein klassischer Look angesagt, also formell und schick. Ob Anzug, Kostüm oder “nur” schlichte Bluse beziehungsweise Hemd, am wichtigsten ist aber, dass du dich wohl fühlst. Denn wenn du dich im Vorstellungsgespräch verkleidest fühlst, wird dein Gegenüber es bemerken.
Wie begrüßt du deine Freunde? Du lächelst, suchst den Blickkontakt und schaffst damit eine freundliche Gesprächsatmosphäre. Im Idealfall begrüßt du den Chefarzt oder die Chefärztin ebenso. Werden dir Getränke angeboten, nimm sie an, unabhängig davon, ob du durstig bist oder nicht. Wenn du ablehnst, entsteht der Eindruck, als wolltest du das Gespräch so schnell wie möglich über die Bühne bringen.
Wenn du zusammen mit dem Chefarzt oder der Chefärztin den Konferenzraum betrittst, dann warte, bis du dazu aufgefordert wirst, dich zu setzen. Kommt die Aufforderung nicht, dann frag nach, oder nimm ohne Aufforderung Platz. Wenn du dich gesetzt hast, mach es dir so bequem, wie möglich und so unbequem, wie nötig. Am besten man setzt sich auf den ganzen Stuhl und legt die Hände in den Schoß oder auf die Tischplatte. No-Go: Arme verschränken und zurücklehnen. Das macht einen überheblichen Eindruck.
„Stellen Sie sich kurz vor und verraten Sie uns, wieso sie Sich bei uns beworben haben!” Mit einer solchen Aufforderung leitet der Chefarzt gerne das Gespräch ein. Jetzt hast du die Möglichkeit, einige Minuten über dich zu sprechen. Dabei geht es nicht um unbekannte Details deiner Vita, sondern um Dinge, die bereits in deinem Lebenslauf zu lesen waren. Wann studiert? Mit welchem Thema promoviert? Wo praktische Erfahrungen gesammelt? Dies könnten Kernpunkte deiner Selbstpräsentation sein, die du im Idealfall zuhause ein paar Mal vor dem Spiegel geübt hast.
Im weiteren Gesprächsverlauf will die Chefärztin oder der Chefarzt dich in erster Linie als Person kennen lernen. Bei größeren Häusern sind außerdem Oberärzte anwesend, weil sie und nicht der Chefarzt im Arbeitsalltag die direkten Bezugspersonen sind. Generell geht es nicht darum, fachliche Inhalte abzufragen. Die Chefabteilung interessiert, ob du als Persönlichkeit in das bestehende Team passt und welche klinischen Erfahrungen du bereits gesammelt hast. Zudem hast auch du jetzt die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Anders als noch vor einigen Jahrzehnten, als Arbeitslosigkeit unter Ärzten keine Seltenheit war, bist du heute in der vorteilhaften Situation, dass ein Fachkräftemangel herrscht und du bei der Wahl des Arbeitgebers am längeren Hebel sitzt. Deshalb kannst du ruhig frech sein und alles erfragen, was für dich eine Anstellung begünstigen würde.
Grundsätzlich darf der potenzielle Chef oder die potenzielle Chefin alles fragen, ABER du musst nicht zwangsläufig antworten. So können Frauen zum Beispiel bei der Frage: „Sind Sie schwanger?“ die Antwort verweigern bzw. haben sogar das Recht zu lügen. Auch Fragen nach der Gewerkschaftszugehörigkeit oder der Religionszugehörigkeit sind unzulässig.
In der Regel weist der Chefarzt am Ende des Gesprächs darauf hin, dass man sich binnen 14 Tagen zurückmelden wird. Spricht er keinen Zeitrahmen an, ist es legitim, sich zu erkundigen. Schließlich laufen weitere Bewerbungen. Es wäre schade, wenn man die Stelle des Traumarbeitgebers nicht wahrnimmt, weil man zuvor schon bei einem anderen Haus zugesagt hat.