Fachwissen ist das Fundament jeder medizinischen Karriere – besonders in der Herzchirurgie. Doch oft entscheidet nicht nur das Wissen, sondern auch, welche Menschen man trifft, welche Gespräche man führt und wie man sich in der Fachwelt sichtbar macht. Engagement in Fachgesellschaften, der Besuch von Kongressen und professionelles Networking eröffnen Chancen, die weit über Lehrbücher und Vorlesungen hinausgehen.
Wenn man das eigene Vorbild persönlich trifft
Für mich persönlich wurde dies besonders greifbar beim Aortic Forum 2023 der European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS) in Brüssel. Ich erinnere mich noch genau: Ich war aufgeregt, aber gleichzeitig voller Ehrfurcht, als ich Prof. Tirone David traf – eine absolute Koryphäe der Aortenchirurgie und seit meiner Kindheit mein Vorbild. Wir kamen ins Gespräch über Herzchirurgie, seine David-Operation und die Herausforderungen, komplexe Aortenpathologien zu behandeln. Ich war fasziniert von seiner Vision, seinem Wissen und seiner ruhigen, präzisen Art – und er lud mich ein, ihn ein Jahr später in Toronto zu besuchen.
Ein Jahr später durfte ich tatsächlich am OP-Tisch stehen, während Prof. David die David-Operation durchführte. Die Atmosphäre im Operationssaal, die Konzentration aller Beteiligten sowie die Präzision und Ruhe, mit der er operierte – all das war unglaublich beeindruckend. Ich spürte, dass mein eigener Traum, in der Herzchirurgie etwas Bedeutendes zu bewirken, plötzlich greifbar wurde. Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, wie mächtig Networking sein kann: Ein Gespräch auf einem Kongress kann Türen öffnen, von denen man zuvor kaum zu träumen wagte.
Social Media als Werkzeug
Doch Networking bedeutet nicht nur, große Namen zu treffen. Auch lokal kann man aktiv werden. In Bonn hatte ich die Gelegenheit, am Tag der Chirurginnen einen Vortrag über Herzchirurgie zu halten. Es war inspirierend, jungen Studentinnen zu zeigen, welche Möglichkeiten es in diesem Fach gibt und dass Herzchirurgie kein exklusives Feld für Männer ist. Wer sich darüber hinaus gezielt vernetzen möchte, kann Mitglied bei Chirurginnen e.V. werden. Die Fachgesellschaft bietet Austausch, Mentoring und eine Plattform, um Kontakte aufzubauen, Erfahrungen zu teilen und sich sowohl fachlich als auch persönlich weiterzuentwickeln.
Darüber hinaus kann man Mitglied bei der EACTS werden. Ich hatte dieses Jahr das große Privileg, zwei EACTS Prestige Stipendien zu erhalten, die mir ermöglichten, am Aortic Forum 2025 in Prag sowie am Jahresmeeting 2025 der EACTS in Kopenhagen, das im Oktober stattfinden wird, teilzunehmen. Außerdem bin ich Mitglied bei der DGK (Deutsche Gesellschaft für Kardiologie), der DGTHG (Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie) sowie der Swiss Aortic Association. Letztere lernte ich über meine Poster-Präsentation in Zürich kennen – eine tolle Gelegenheit für Networking und den Austausch mit internationalen Kolleg:innen.
Besonders bereichernd ist auch mein Engagement im Jungen Forum der DGTHG. Dort konnte ich viele Assistenzärzte und Studierende mit großem Interesse an der Herzchirurgie kennenlernen. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, die Ausbildung während der Assistenzarztzeit in der Herzchirurgie zu verbessern. Neben dem fachlichen Austausch organisieren wir praktische Trainings – wie in diesem Jahr ein spannendes Wetlab an Schweineherzen. Solche Erfahrungen sind nicht nur lehrreich, sondern auch ein wertvoller Beitrag zum Netzwerk unter jungen Herzchirurg:innen.
Ein weiterer Meilenstein in diesem Jahr war meine Ernennung zur Global Strategy and International Expansion Lead der Women Heart Health Initiative (WHHI) aus Kanada. In dieser Funktion engagiere ich mich – als einzige Vertreterin aus Europa – gemeinsam mit einem internationalen Team für die Förderung der Frauengesundheit im Bereich Herz-Kreislauf-Erkrankungen und den weltweiten Ausbau von Initiativen zur Aufklärung und Prävention.
Mein Rat: Sei mutig, neugierig und engagiert. Nutze Kongresse, Fachgesellschaften, lokale Veranstaltungen und berufliche Netzwerke, um Beziehungen aufzubauen und dich sichtbar zu machen. Die Menschen, die du triffst, können Mentoren, Inspiration und Türöffner für deine berufliche Zukunft sein. Für mich persönlich war das Gespräch mit Prof. Tirone David auf dem Kongress der Ausgangspunkt für eine Begegnung, die meine berufliche Vision nachhaltig geprägt hat.
Es zeigt: Networking in der Herzchirurgie ist weit mehr als das Sammeln von Visitenkarten – es kann echte Karrierechancen schaffen und Träume greifbar machen.