Mündliche Prüfung: Diese psychologischen Tricks verbessern Deine Note!

Dass Prüfungsvorbereitungen auch viel mit Psychologie zu tun haben, betonte René Carolus in seinem Workshop beim Operation Karriere-Kongress in München. | Hanke
Wie bereite ich mich optimal auf die mündliche Prüfung vor? Fachkenntnisse sind natürlich wichtig – aber es sind Softskills, die den Ausschlag geben können, erklärte René Carolus in seinem Workshop beim Operation Karriere-Kongress in München.

“Mit den Tipps, die ich Ihnen heute gebe, können Sie sich in der mündlichen Prüfung um eine Note verbessern”, versprach Carolus zu Beginn seines Vortrags. Der Oberarzt für Allgemein-, Viszeral- und Minimal-Invasive Chirurgie spricht aus Erfahrung – er ist selbst Prüfer und weiß, dass es oft nur Kleinigkeiten sind, die bei der Bewertung einen Unterschied machen können. Denn da es in der Prüfung keine Zwischennoten gebe, werde man durch ein Plus von 0,6 schon um eine Note aufgewertet, verriet Carolus.

Um in der mündlichen Prüfung zu glänzen, zähle das eigene Talent nur zu 15 Prozent – satte 85 Prozent könne man sich erarbeiten. Um das zu erreichen, müsse man mit einer inneren Kommode in die Prüfung gehen, in der es für jede denkbare Situation eine passende Schublade gebe, erklärte Carolus bildlich. “Wappnen Sie sich für die unterschiedlichen Situationen!”, empfahl der Chirurg, “Wenn Sie sich Ihre Strategie erst in dem Moment überlegen, in dem die Frage gestellt wird, gehen Sie unter”.

Keine Angst vor dem Zufallsfach!

Zu Beginn beschrieb Carolus zunächst den zeitlichen Ablauf der mündlichen Prüfung: Normalerweise gebe es pro Termin vier Prüflinge. Geprüft werde in den Fächern Innere Medizin, Chirurgie, einem Wahlfach und einem vierten Fach, das jedem Prüfling zufällig zugelost werde. Allerdings müsse man sich als Prüfling wegen dieses Zufallsfachs keine besonderen Sorgen machen: “Wir als Prüfer versuchen, in den Fragen zu diesem Fach übergreifende Themen anzusprechen – nichts Spezielles, sondern Dinge, die einem auch als Hausarzt begegnen”, verriet Carolus.

Bestandteile der Prüfung seien die Bettenprüfung, der Patientenuntersuchungsbericht (PUB) und eine Gruppenprüfung gemeinsam mit den drei anderen Prüflingen. Allerdings könne jeder Prüfer selbst gewichten, wie wichtig ihm der PUB für die Gesamtnote sei, erklärte Carolus. Daher sei es wichtig, so früh wie möglich Informationen über die jeweiligen Prüfer zu bekommen und auch alte Prüfungsprotokolle einzusehen, um sich ein Bild über die persönlichen Vorlieben zu machen.

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“Legen Sie den Studentenkittel ab!”

Im Vorgespräch riet Carolus dazu, nicht nur nach der Gewichtung verschiedener Prüfungsbestandteile zu fragen. Wichtig sei auch die Frage nach Inhalten, und Hilfsmitteln: Darf ich zum Beispiel für den PUB mit Kollegen sprechen oder die Patientenakte nutzen? Muss der PUB handschriftlich sein oder am Computer getippt? Da gebe es zwischen den Vorlieben der Prüfer riesige Unterschiede, erklärte Carolus. Um nichts Wesentliches aus dem Vorgespräch zu vergessen, müsse man sich danach Notizen machen. Und auch ein kleiner gesprächspsychologischer Trick könne helfen: “Fragen Sie unbedingt, was man bei diesem Prüfer braucht, um eine Eins zu bekommen!”, empfahl der Chirurg. Der Hintergrund: Durch diese Frage werde das eigene Gesicht beim Prüfer unterbewusst mit der Bestnote verknüpft – das könne am Prüfungstag einen Vorteil bieten.

Wichtig sei es vor allem, beim Prüfer einen möglichst professionellen Eindruck zu hinterlassen. “Legen Sie den Studentenkittel ab und ziehen Sie den Arztkittel an!”, riet Carolus, “das ist eine Frage der inneren Haltung”. Dazu gehöre auch eine Checkliste mit Dingen, die man am Prüfungstag dabeihaben sollte: Wer beispielsweise im Fach Neurologie geprüft werde, sollte einen Reflexhammer dabei haben – wer den vergessen habe, wirke direkt unprofessionell. Auch ein eigenes Fläschchen Sterilium sei hilfreich, um nach jedem Patientenkontakt die Hände zu desinfizieren. “Die praktische Prüfung ist praktisch gelebter Alltag”, erklärte Carolus, “das heißt, Sie sollten sich als fertig ausgebildeter Arzt präsentieren und die Prüfer davon überzeugen, dass Sie kein Student mehr sind”.

Und ganz wichtig: ein gültiger Personalausweis – wer sich nicht ausweisen könne, dürfe die Prüfung nicht antreten und müsse wieder nach Hause gehen, warnte der erfahrene Prüfer.

“Die Patienten sind Ihnen zugetan!”

“Bei der Bettenprüfung sind die Patienten immer stolz, dass sie einen Anteil daran haben, wenn ein junger Mensch vom Studenten zum Arzt wird. Das sollten Sie ausnutzen”, empfahl Carolus. Dabei stelle es allerdings eine besondere Herausforderung dar, in der Prüfungssituation auf zwei Ebenen zu kommunizieren: Auf der einen Seite müsse man den Patienten gegenüber empathisch sein und leicht verständliche Worte benutzen, auf der anderen Seite müsse man mit den Mitgliedern der Prüfungskommission ein ärztliches Fachgespräch führen. Wenn das gelinge, wirke das in den Augen der Prüfer sehr professionell.

Beim Verfassen des PUB sollte man sich möglichst an einem Entlassungsbrief orientieren. Dabei gehe es darum, die Befunde kurz und knapp aufzuschreiben. Kürzel wie o.B. seien aber in der Prüfung tabu, mahnte Carolus: “Der PUB sollte zu etwa 80 Prozent beschreiben und zu 20 Prozent interpretieren”.Wer gut beschreiben könne, dem werde eine fehlerhafte Interpretation leichter verziehen, verriet der Prüfer: “Denken Sie daran: Es ist keine Facharztprüfung!”

“Ich fange gern an!”

Die mündlich-praktische Gruppenprüfung werde für den nächsten Tag angesetzt. Üblich seien dabei praktische Aufgaben wie die Untersuchung eines Röntgenbildes oder eines EKGs. “Wenn gefragt wird, wer anfangen möchte: Melden Sie sich freiwillig! Das drückt Empathie, Selbstbewusstsein und ein gewisses Standing aus und macht bei den Prüfern einen guten Eindruck”, riet Carolus. Außerdem gebe es zu Anfang der Prüfung häufig die besseren Fragen.

Bei der Prüfung gehe es nicht nur um die Fachwissen – es sei vor allem wichtig, die Prüfer von der eigenen Kompetenz zu überzeugen. Dabei sei die emotionale Ebene enorm wichtig. Carolus empfahl, sich in Prüfungssimulationen mit einer Lerngruppe auf die Situation vorzubereiten: Dabei könne man auch verschiedene Rollenverteilungen und die nonverbale Kommunikation üben. “Die Simulation soll Spaß machen – dann lernen Sie am meisten”, verriet Carolus.

Während der Simulation könne man sich auch Gedanken über das eigene Auftreten machen: Das Beginne bei der Sprache: “Artikulieren Sie laut und deutlich und sprechen Sie in ganzen Sätzen! Denken Sie immer daran, dass Sie etwa sieben Minuten füllen müssen. Im Telegrammstil muss man da viel mehr Details transportieren”, erklärte der Chirurg. Oft fehle es nicht am Talent, sondern am Selbstvertrauen. Das könne man mit affirmativen Sätzen stärken: “Denken Sie den Satz ‘Ich bin ein super Arzt!’ – so kann man sich selbst programmieren”.

Während der Prüfung könne es auch helfen, sich mit speziellen Übungen zu entspannen. Dabei helfe beispielsweise eine kleine Übung aus dem Formenkreis der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen: Einfach für zehn Sekunden die Tischkante mit den Händen fest umklammern und dann loslassen und bewusst entspannen. Dabei müsse man nur darauf achten, dass man während der Übung nicht zu verkrampft oder zu entspannt aussehe.

Quelle: Operation Karriere München, 5.7.2019,Workshop “Prüfungsvorbereitung – Topfit ins Mündliche”, René Carolus, Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimal-Invasive Chirurgie am Helios Klinikum Krefeld.

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