Von der Schulbank ins erste Semester

Aller Anfang ist schwer. Besonders, wenn man sich nach dem Abitur nicht sicher ist, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Unser neuer Operation Karriere-Blogger Sebastian stand auch vor diesem Problem. In seinem ersten Beitrag schildert er seinen Weg in das erste Semester – und was das mit Südafrika und Postboten zu tun hat.

Es sind die ersten warmen Tage des Jahres im Mai, die letzte schriftliche Abiturprüfung ist geschafft und von mir fällt die ganze Last des Leistungsdrucks der letzten Jahre ab. Und dann steh ich da, überglücklich mit meinen Freunden, mit denen ich mich die letzten Jahre mehr oder weniger gerne um 8 Uhr morgens in die Schule gekämpft hatte. Niemand weiß so richtig, was als nächstes kommt. Eins aber ist jedem klar: Jetzt wird erstmal gefeiert und die neu gewonnene Freizeit in allen Zügen genossen.

Ein paar von uns haben schon konkrete Pläne für ihre Zukunft und bereiten sich auf den TMS (Test für medizinische Studiengänge), das Jurastudium oder einen der zahlreichen Orientierungstests an den Universitäten vor. Ich gehöre hingegen zu denjenigen, die sich während der Schulzeit noch nicht so wirklich entscheiden konnten, was sie werden wollen. Pilot schwebte mir lange vor, daraus wurde zum Glück am Ende doch nichts…

So war für mich und meine zwei besten Kumpels klar, was unser nächster und einzig logischer Schritt ist: ein Gap Year in Südafrika. Während die Planungen dafür auf Hochtouren laufen, arbeitet jeder von uns, um das nötige Kleingeld für das anstehende Abenteuer zu verdienen. Meine Aufgabe in den heißen Sommermonaten ist das Brief- und Paketezustellen mit dem Fahrrad in meiner Heimatstadt. Zum Glück regnet es nur sehr selten. Das lässt mich die Arbeit als Postbote fast schon vermissen, als ich nach drei Monaten fertig bin. Doch die Trauer dauert nur sehr kurz an, schließlich steht der bisher längste Flug meines Lebens bevor: Über Dubai geht es nach Kapstadt, unsere Heimat für die nächsten sechs Monate.

Sommer, Sonne und jede Menge Freizeit

In Kapstadt angekommen, fällt uns auf, dass kalte Temperaturen ein ganzes Jahr lang nicht zu unsere Problemen gehören werden. Wir verlassen Deutschland Ende September gen Sommer auf die Südhalbkugel und sind erst zum Frühjahr in Deutschland zurück. Mit diesem wohltuenden Gedanken starten wir unser Abenteuer und leben uns schnell in unserer Gastfamilie ein. Unter der Woche unterrichten wir an einer Grundschule im Township Sport (meistens wollen die Kinder mit uns Fußball spielen) und helfen nachmittags in einem Waisenhaus. Auch dort wollen die Kinder, wer hätte es gedacht, Fußball spielen. Uns als leidenschaftliche Fußballer seit dem Kindesalter hätte quasi nichts Besseres passieren können.

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Am Wochenende unternehmen wir viele Trips, um die Gegend zu erkunden. Nach drei Monaten entschließen wir uns, nur noch zu reisen. Entlang der Südküste Südafrikas fahren wir auf der Garden Route bis nach Port Elizabeth, zurück nach Kapstadt und von dort in das Nachbarland Namibia mit dem Bus. In der Hauptstadt Namibias, Windhoek, schließen wir uns einer Reisegruppe an. Zusammen fahren wir durch die wunderschöne Landschaft Namibias und von dort weiter nach Botswana, Zimbabwe und schließlich zu den Victoria Falls an der Grenze zu Sambia. Unglaublich, was wir in dieser Zeit alles erleben!

Über einen kurzen Zwischenstopp in Kapstadt zur endgültigen Verabschiedung von allen Freunden der letzten Monate steht für uns die Heimreise zurück nach Deutschland an.

Zurück im Alltag und konfrontiert mit dem Ernst des Lebens

Nach ein paar Wochen der Eingewöhnung drängt sich die Frage, die schon seit einem Jahr ganz leise im Hinterkopf klingelt, immer lauter in den Vordergrund: Was kommt jetzt? Was willst du studieren? Für mich war schon immer klar, dass ich studieren will, da ich früh bemerkt habe, Interesse an vielen Dingen zu haben. Doch genau dieses Interesse an Allem macht die Entscheidung für einen Studiengang nicht einfacher.

So stehen nun auch für mich, ein Jahr später, Orientierungs- und Interessenstests an verschiedenen Universitäten an. Irgendwas mit Sport oder Medizin, oder doch was Technisches? Sogar Politikwissenschaften sind eine Zeit lang der Favorit. Schließlich bringt mich meine Mutter in meiner Ratlosigkeit auf Medizintechnik. „Eigentlich ganz interessant“ denke ich mir, als ich mir das Modulhandbuch durchlese. Am letzten Tag der Bewerbungsfrist fahre ich mit dem Auto 150 km an die Universität, um meine Unterlagen noch rechtzeitig abzugeben. Alles auf den letzten Drücker, so wie ich es in der Schule jahrelang eingeübt habe, denke ich mir auf dem Weg. Das kann ja nur besser werden.

Kurze Zeit später bekomme ich die Zusage der Uni und freue mich, dass es bald losgeht. Die letzten Monate vor dem ersten Semester bin ich wieder auf dem Fahrrad als Postbote in meiner Heimatstadt unterwegs. Das hatte ich dann doch ein bisschen vermisst.

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