Den Berufseinstieg möglichst stressfrei gestalten: So klappt’s

Dr. med. Matthias Krüger, Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie am AMEOS Klinikum Schönebeck, beim Operation Karriere-Kongress am 3. Dezember 2022 in Berlin © William Veder | Eventfotografie
Neue Kolleginnen und Kollegen, neue Abläufe, neue Aufgaben, neue Verantwortung: Der Berufseinstieg kann junge Ärztinnen und Ärzte ganz schön unter Druck setzen. Welche Skills da helfen können, erklärte Dr. Matthias Krüger, Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie am AMEOS Klinikum Schönebeck.

Eine Minute ist nur wenig Zeit – das demonstrierte Krüger zu Beginn seines Vortrags in Berlin mit einer kurzen Schweigepause. Aber auch kurze Unterbrechungen können im Klinikalltag dabei helfen, den Überblick zu behalten und die eigene Resilienz zu stärken, wenn man sich bewusst darauf einlasse, erklärte der Chirurg.

Beim Berufseinstieg komme es vor allem darauf an, die Abläufe gut kennenzulernen. Das könne man schon in einer Famulatur oder im PJ starten: Wie managen andere Ärztinnen und Ärzte ihre Aufgaben? Wie sind die Abläufe organisiert? Was findet wann statt? „Nehmen Sie sich beim Berufseinstieg vier Wochen Zeit, um die Klinikorganisation zu studieren”, riet der Chefarzt. Danach könne man dann den eigenen Tagesablauf strukturieren. Denn in das vorgegebene Raster aus Besprechungen und Visiten müsse man auch Aufgaben wie Büroarbeit und Zeit für die eigene Weiterbildung einplanen. Wichtig seien auch zeitliche Puffer, um nicht auf Zuruf arbeiten zu müssen. „Sagen Sie unbedingt Bescheid, wenn es zu viel wird, und vermeiden Sie Ablenkungen, beispielsweise durch das Handy”, mahnte Krüger. Multitasking funktioniere grundsätzlich nicht. Besser sei es, strukturiert zu arbeiten und Aufgaben nach dem Prinzip „Plan – Do – Check – Act” zu strukturieren.

Richtig priorisieren: Was ist dringlich? Was ist wichtig?

Um viele verschiedene Aufgaben richtig zu priorisieren, helfe es, sich selbst zu fragen: Was ist wichtig, was ist dringlich, was ist signifikant? Krüger bezog sich dabei auf die Matrix aus dem Buch „Die Anatomie der Zeit” von Prof. Alexander Ghanem. Außerdem empfahl er, die Aufgaben für den jeweiligen Tag zu priorisieren und in Blöcke zu jeweils 30-45 Minuten einzuteilen – das mache am Ende zufriedener. Nach jedem dieser Blöcke brauche man etwa fünf Minuten Pause, um die eigene Resilienz zu steigern.

Priorisierungsstufen für den Tagesablauf:

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  • Rot: Sofort zu erledigen, duldet keinen Aufschub
  • Gelb: Dringlich zu erledigen, innerhalb von zwei bis drei Stunden
  • Grün: Kann warten, innerhalb eines Tages zu erledigen

Wichtig sei bei dieser Einteilung nur: Wenn man gelbe Aufgaben nicht erledigt, muss man sie auf „rot” hochstufen, wenn man grüne Aufgaben nicht schafft, müssen sie „gelb” werden – sonst drohe die Gefahr, Aufgaben zu verschleppen.

Typische Stressfaktoren könne man durch gute Organisation vermeiden:

  • Epikrisen > frühzeitige Planung
  • Befundberichte > sofortige Erstellung
  • OP-Berichte > innerhalb von 24 Stunden schreiben

Um im Arbeitsalltag Stress zu vermeiden, helfen unter anderem auch Tools wie Timer, Checklisten und Mindmaps.

Regelmäßig Pausen für die Resilienz

Der Arbeitsalltag als Arzt oder Ärztin ist auf jeden Fall stressig. Um da die Lebensqualität zu erhalten, brauche man ein gutes Resilienzmanagement. Die Resilienz fußt auf sieben Säulen:

  • Optimismus
  • Akzeptanz
  • Lösungsorientierung
  • Verlassen der Opferrolle
  • Erfolgsnetzwerk
  • Positive Zukunftsplanung
  • Selbstreflexion

Um die Resilienz zu stärken, empfiehlt Krüger regelmäßige kurze Pausen, um zwischendurch abzuschalten. „Verbringen Sie die Resilienzpausen nicht an ihrem Arbeitsort”, riet er. Um zwischenzeitlich auf andere Gedanken zu kommen, eignen sich beispielsweise Meditationen oder Atemübungen, kurze Spaziergänge oder gymnastische Übungen.

Wie will ich wirklich arbeiten?

„Bei uns in der Klinik haben auch Berufseinsteiger durchaus Gestaltungsspielraum, was die Struktur ihrer Arbeit betrifft”, erklärte Krüger. Wichtig sei es, eigene Ideen den Vorgesetzten zu kommunizieren – in vielen Fällen stoße man da auf große Offenheit. „Überlegen Sie sich, wie Sie wirklich arbeiten wollen”, riet er außerdem. Dazu gehöre auch eine tägliche Reflektion: Habe ich meine Aufgaben in der Arbeitszeit erfüllt? Wenn nein, warum nicht? Denn: letztlich sei eine gute Struktur bei der Arbeit der Schlüssel zu einem erfüllten und gesunden Berufsleben.

Quelle: “Assistenzarztzeit – Wie manage ich meine Aufgaben im Klinikalltag?”, Dr. Matthias Krüger, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, AMEOS Klinikum Schönebeck, Operation Karriere Berlin am 3. Dezember 2022 

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