Moderne Rückenschule im Rettungsdienst

privat/DÄV
Auch als angehender Arzt oder Ärztin muss man auf seine Gesundheit achten. Wie wichtig dieser Aspekt im Rettungsdienst ist, weiß unser Operation Karriere-Blogger Laurin, der die Vorzüge eines neuartigen Trage-Systems zu schätzen weiß.

Die Zeit in meinem Freiwilligendienst schritt voran und so stand auch jeden Monat eine neue Fortbildung oder Schulung an, die von allen Mitarbeitenden absolviert beziehungsweise durchgeführt werden musste. Insgesamt mussten wir Freiwilligen jährlich etwa 30 Fortbildungs- und Weiterbildungsstunden absolvieren. Zu diesen gehörten einerseits inhaltliche Fortbildungen in Form eines Online-Kurses, der mehr oder weniger aufmerksam bearbeitet wurde. Andererseits mussten im Rahmen des Fortbildungsprogramms auch immer wieder Geräte- und Materialschulungen durchlaufen werden.

Neuartiges Trage-System begeistert

Die hauptamtlichen Kollegen hatten für diese Schulungen oft wenig Motivation übrig, da insbesondere bei der technischen Materialschulung Vertreter der jeweiligen Ausrüstungshersteller auf die Rettungswache zu Besuch kamen. So auch eines Tages, als ein Vertreter eines Herstellers von fahrbaren Rettungstragen einen zweistündigen Slot unseres Vormittags beanspruchte. Als diensthabender Freiwilligendienstler hoffte man natürlich, dass während der Einweisungszeit ein Einsatz aufkam, damit man die noch so detaillierten Erläuterungen der Vertreter charmant umgehen konnte. Am Tag der Tragen-Einweisung jedoch hatte ich selbst keinen Dienst und lauschte deshalb aufmerksam den Erläuterungen des Vortragenden. Der Vertriebler stellte uns ein neues, elektrisches Fahrtragensystem vor, das den Patienten oder die Patientin in Zukunft automatisch in den Rettungswagen heben und unsere Fahrtrage selbst in ungeradem Terrain sicher einladen konnte.

Entgegen aller Erwartung waren von dieser Einweisung sogar die hauptamtlichen Kollegen äußerst angetan. Ein solches neuartiges System hatte es schon länger nicht mehr gegeben. Zudem waren viele Kollegen wegen Rückenproblemen oder Bandscheibenvorfällen immer wieder krankheitsbedingt ausgefallen und klagten deshalb über das ständige Tragen und Heben ihres Jobs.

Die eigene Gesundheit im Blick

Im Rettungsdienst sind viele Handgriffe und Abläufe immer noch „Handarbeit“ und nur bedingt durch Hilfsmittel ersetzbar. Zu Beginn meines Freiwilligendiensts erhielten wir ebenfalls eine Schulung zum Thema Rücken-schonendes Arbeiten. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich damals nicht so recht verstand, weshalb ich mir anhören sollte, wie ich zukünftige Patientinnen und Patienten möglichst schonend tragen und transportieren sollte. Spätestens jedoch, als wir bei einem Einsatz im Team einen 140 kg schweren Patienten aus dem dritten Stock eines Altbauhauses durch ein enges Treppenhaus hinunter zum Rettungswagen tragen mussten, wurde mir klar, dass jede Fortbildung zum Thema schonendes Arbeiten durchaus angemessen war.

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Wie sich herausstellte, war die Schulung und Einweisung in das neue Tragesystem ein voller Erfolg und nahezu alle Mitarbeitenden nahmen die neue Technik sehr gut an. Einige Tage später wurden wir sogar von Kollegen anderer Rettungsdienst-Organisationen nach einem Einsatz an der Klinik angesprochen und demonstrierten stolz unsere neue Hebe-Automatik. Durch eine geniale Technik konnten selbst schwere Patientinnen und Patienten in unwegsamem Gelände kraftfrei und auf Knopfdruck in unseren Rettungswagen verfrachtet werden. Die genannte Einweisung führte sogar dazu, dass das Wachen-interne Interesse an gesundheitsfördernden Maßnahmen deutlich stieg. Einige Zeit später war die automatische Fahrtrage nicht mehr aus unseren Fahrzeugen wegzudenken und mit jedem weiteren Einsatz, in dem die Elektrik schwere Hebearbeit für uns übernahm, stieg deren Ansehen bei den Mitarbeitenden. Die neue Trage war ein guter Anstoß, der zum Nachdenken über die eigene Gesundheit im Beruf anregte, und den Dialog für weitere gesundheitsfördernde Maßnahmen anstieß.

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