Freitagabend. Die Gläser klirren, die Musik wummt. Du bist auf einer Studentenparty und versuchst dich mit tatkräftigem Einsatz deiner Ligamenta vocali, ähh deiner Stimmbänder, mit anderen Studis über die Zukunft zu unterhalten. Dabei fällt ein Wort besonders oft: Consulting. Der BWLer spricht davon, ebenso wie die Maschinenbauerin und der Molekularbiologe. Doch was ist das eigentlich genau, dieses Consulting? Und vor allem, wäre das auch eine Option für dich nach deinem abgeschlossenen Medizinstudium? Genau das schauen wir uns heute auf unserer Reise zu alternativen Karrierewegen genauer an.
Was macht ein Consultant?
Consulting ist zu einem richtigen Buzzword verkommen, genauso wie die ach so beliebten Wörter Impact, Quick Win und Flughöhe. Dir sträubt es alle Haare? Mir auch! Doch ich kann dir aus erster Hand berichten, dass Consulting viel mehr ist als coole Floskeln. Im Kern ist Beratung, wie man ganz buzz-los dazu auf Deutsch sagen würde, nämlich eine spannende Tätigkeit für schlaue Köpfchen.
Im Zentrum steht das Lösen komplexer Probleme. Unternehmen aller Art – darunter auch Krankenhauskonzerne, Pharmaunternehmen oder das Gesundheitsministerium – stehen ständig vor neuen Herausforderungen, angefangen bei digitaler Transformation, über Personalmangel und steigende Kosten, bis hin zu regulatorischem Druck. Und genau hier kommen Consultants ins Spiel.
Statt Skalpell und Stethoskop nutzt du in dieser Rolle Datenanalysen, Strategieworkshops und jede Menge PowerPoint. Du arbeitest im Team, entwickelst Konzepte, präsentierst Handlungsempfehlungen und begleitest die Umsetzung.
Warum Mediziner im Consulting gefragt sind
Gerade im Gesundheitsbereich ist fachliches Know-how Gold wert. Viele Beraterinnen aus der klassischen BWL-Ecke haben wenig Verständnis für die Abläufe in Kliniken, für medizinische Entscheidungsprozesse oder für die realen Herausforderungen im Praxisalltag. Ob du in Projekten zur Digitalisierung im Krankenhaus, zur Optimierung von Patientenpfaden oder zur strategischen Neuausrichtung eines Medizintechnikunternehmens arbeitest: Dein medizinisches Verständnis macht dich zur Brücke zwischen Fachbereich und Management.
Da wäre noch das Thema Überstunden
Was die ärztliche Tätigkeit und Beratung definitiv gemein haben, sind die Überstunden, zu denen man sich quasi schon bei Vertragsunterzeichnung freiwillig bereit erklärt. Also ja, es ist kein Gerücht – es gibt sie, die langen Abende mit Slide-Decks. Im Unterschied zum Krankenhausalltag steht dabei jedoch kein Menschenleben auf dem Spiel, sondern lediglich die Deadline.
Doch neben den langen Arbeitstagen ist Beratung auch ein bereicherndes Tätigkeitsfeld, bei dem du echten – sorry, not sorry – Impact haben kannst: Wenn ein Krankenhaus durch dein Projekt seine Prozesse verbessert. Wenn du Chefärzte coachst und sie wirklich etwas mitnehmen. Oder wenn du eine Entscheidungsvorlage schreibst, die später die Versorgung tausender Patienten beeinflusst.
Mit diesen Fähigkeiten glänzt du im Consulting
Mitbringen solltest du fürs Consulting vor allem eines: Neugier. Auf neue Themen, neue Menschen, neue Denkweisen. Die Fähigkeit, dich schnell in komplexe Inhalte einzuarbeiten, ist dabei essenziell, denn kein Projekt ist wie das andere. Analytisches Verständnis und vernetztes Denken helfen, genauso wie strukturierte Kommunikation. Aber das meiste lernst du on the job. Dein medizinischer Background ist kein Hindernis, sondern ein echtes Pfund. Du verstehst Abläufe, kannst mit Fachbegriffen umgehen und weißt, wie sich Gesundheitsversorgung in der Praxis anfühlt. Genau das macht dich wertvoll – in Projekten, in Teams, im Gespräch mit Entscheidungsträgern.
Wenn du also Lust hast, über den Tellerrand der klassischen Medizin zu schauen, Prozesse zu verbessern, Strategien mitzugestalten und dabei vielleicht sogar das Gesundheitswesen neu zu denken, dann ist Consulting definitiv einen Blick wert.
Anmerkung: Aus Gründen der Lesbarkeit wird in dieser Artikelreihe auf Gendern verzichtet. Selbstverständlich sprechen wir beide Geschlechter – und alles dazwischen und außerhalb – an.