Studium und Weiterbildung: Der Start als Arzt oder Ärztin

Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann ist Redakteurin beim Deutschen Ärzteblatt in Berlin. Sie moderiert schon seit vielen Jahren die Operation Karriere Kongresse. © Oliver Wachenfeld
Mit den Operation Karriere Kongressen wollen wir Medizinstudierende und angehene Ärztinnen und Ärzten bei der Ausbildung und dem Berufseinstieg unterstützen. Aber was ist für den Start wirklich wichtig? Darüber sprach Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann in ihrem Impulsvortrag am 13. November 2021 in Köln.

Der Ärztemangel macht es möglich: Wer sich derzeit bei einem Krankenhaus bewirbt, hat gute Chancen, auch genommen zu werden. Denn: Laut Informationen des Marburger Bundes sind bundesweit mehr als 6.000 Stellen unbesetzt, allein 1.000 davon in Nordrhein-Westfalen. Doch auch viele Kassensitze sind aktuell vakant – es fehlen vor allem Hausärztinnen und Hausärzte.

Neue Approbationsordnung kommt

In ihrem Impulsvortrag ging Richter-Kuhlmann vor allem auf die geplanten Änderungen in der neuen Approbationsordnung ein, die aktuell allerdings noch nicht beschlossen ist. Folgende Punkte stehen im Entwurf des Bundesgesundheitsminsteriums:

  • Primärversorgung soll gestärkt werden.
  • Wissenschaftskompetenz soll gestärkt werden: Eine wissenschaftliche Arbeit im Studium soll verpflichtend werden.
  • Digitale Kompetenz soll gestärkt werden: Durch die Pandemie ist dieser Aspekt schon jetzt wichtiger geworden. Viele Fakultäten haben in den letzten Monaten digitale Lernkonzepte ins Leben gerufen.
  • Das öffentliche Gesundheitswesen soll gestärkt werden: Dieser Bereich sei seit Jahren vernachlässigt worden. Zu Beginn der Pandemie waren die Reaktionen daher oft kopflos und nicht zeitgemäß.
  • Neue Regelungen für das Praktische Jahr: Die strenge Fehlzeitenregelung soll gelockert werden, außerdem soll es PJ-begleitende Lehrveranstaltungen geben. Aber: Die Frage der Aufwandsentschädigung der PJler ist auch im Entwurf des Gesundheitsministeriums noch ungeklärt.

Die neue Approbationsordnung soll 2025 in Kraft treten.

Überlegungen zur Facharzt-Weiterbildung

Wer die ärztliche Approbation in der Tasche hat, beginnt in der Regel mit der Facharzt-Weiterbildung. Dabei sollte man sich beispielsweise darüber Gedanken machen, ob eine Uniklinik oder ein kleineres Haus besser zu einem passe, erklärte Richter-Kuhlmann. Bei Fragen rund um die Weiterbildung gibt es Rat von der Ärztekammer. Unter anderem helfen die Kammern auch, wenn in der Weiterbildung beispielsweise die Struktur fehlt. Dabei wird jeder automatisch Mitglied in der Kammer, in deren Gebiet das Krankenhaus liegt, in dem man die Weiterbildung absolviert. In der Regel sind die Kammern nach Bundesländern organisiert. In Nordrhein-Westfalen gibt es allerdings mit Nordrhein und Westfalen-Lippe gleich zwei regionale Kammerbezirke.

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Vor drei Jahren wurde die aktuelle (Muster-)Weiterbildungsordnung 2018 eingeführt, die aktuell in den einzelnen Kammerbezirken umgesetzt wird. Allerdings gibt es dabei regionale Unterschiede: So können sich die Weiterbildungszeiten in bestimmten Bereichen voneinander unterscheiden, je nachdem, in welchem Bundesland man die Weiterbildung macht. Richter-Kuhlmann forderte die jungen Ärztinnen und Ärzte daher auf, sich vor Beginn der Assistenzarztzeit gut zu informieren.

Neben aktualisierten Inhalten wurde mit der neuen (Muster-)Weiterbildungsordnung auch das E-Logbuch eingeführt, um die eigenen Fortschritte digital zu dokumentieren. Der oder die Weiterbildungsbeauftragte kann die Weiterbildungsabschnitte und Fallzahlen dann ebenfalls digital abzeichnen. Dadurch entfällt viel Papierarbeit.

Wie viel Weiterbildungszeit wird anerkannt?

Zum Ende ihres Impulsvortrags ging Richter-Kuhlmann noch auf wichtige Detailfragen ein. Zunächst ging es um die Weiterbildungsermächtigung bestimmter Chefärzte: Wer sich für die Weiterbildung in einer Klinik interessiere, sollte sich im Vorfeld darüber informieren, ob auch eine volle Weiterbildungsermächtigung vorliege. Sonst könne es passieren, dass nicht der gesamte Zeitraum anerkannt werden könne, erklärte Richter Kuhlmann. Das sei beispielsweise dann der Fall, wenn eine Klinik sehr eng auf ein bestimmtes Krankheitsbild spezialisiert sei, präzisierte sie auf Nachfrage. Wer beispielsweise für die internistische Weiterbildung in einer diabetologischen Fachklinik angestellt sei, bekomme dort zwar jede Menge Fachwissen über Diabetes mellitus, aber als angehender Facharzt oder Fachärztin für Innere Medizin müsse man auch andere Bereiche kennenlernen. Kleinere Kliniken kooperieren daher häufig in Weiterbildungsverbünden miteinander, um umfassendere Informationen vermitteln zu können.

Und was gilt, wenn man zumindest Teile der Weiterbildung im Ausland machen möchte? Auch in diesem Fall seien die Ärztekammern zuständig, erklärte Richter-Kuhlmann. Es gebe auch hier Unterschiede bei der Frage, was anerkannt werde. Daher müsse man sich bei der Rückkehr aus dem Ausland gut informieren und eventuell in ein Bundesland ziehen, in dem möglichst viele Kenntnisse anerkannt werden.

Quelle: Operation Karriere-Kongress Köln, 13. November 2021, Impulsvortrag: “Der Start als Arzt oder Ärztin”, Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann, Redakteurin, Deutsches Ärzteblatt, Berlin

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