Quelle: Deutsches Ärzteblatt Medizin Studieren, Heft WS 2016/17, S. 15.
Eckart von Hirschhausen ist nicht nur Komiker und Arzt, sondern auch ein ernsthafter Kritiker des deutschen Gesundheitssystems. Er kennt die Personalnot im Krankenhausalltag und den oft rauen Umgangston auf Station. In einer Vorlesung an der Universität Frankfurt a.M. hat er deshalb gesagt, was er sich von der zukünftigen Ärztegeneration wünscht, um die Situation zu verbessern.
Erinnert Euch, wofür Ihr mal gestartet seid! Am besten schreibt Ihr einmal auf, was Euch wichtig ist, warum Ihr Medizin studieren wollt und was Ihr anders machen wollt.
Ihr seid das Medikament! Die Wirkung von jedem Schmerzmittel hängt zu 35 Prozent davon ab, mit welchen Worten, welcher Haltung und welcher Zuwendung Ihr es verabreicht.
Lernt von den Besten. Wer sind Eure Vorbilder? Packt eine Schatzkiste von guten Beispielen und persönlichen Geschichten.
Pflegt Freundschaften! Macht einen roten Kringel im Adressbuch um die Menschen, mit denen Ihr lachen, weinen und schweigen könnt. Das sind Eure größten Schätze.
Wenn Ihr nicht mehr könnt, holt Euch Hilfe. Leistungsdruck macht krank. Sucht, Suizid und Depression prallen nicht am weißen Kittel ab.
Ihr macht schon als Studenten einen Unterschied. Macht Fehler und redet darüber. Traut Euch, Dinge anzusprechen. Ihr seid wacher als viele, die betriebsblind oder zynisch geworden sind.
Begegnet und berührt Menschen so, wie es ihnen gut tut. Bevor Ihr losredet, schaut Menschen einmal ins Gesicht. Und bevor Ihr jemandem in die Armbeuge stecht, fühlt mal die Hand und den Puls.
Pflegt die Pflege! Lernt von fitten Stationsleitungen und gebt Anerkennung und Wertschätzung, wo Ihr könnt.
Der Tod ist nicht Euer Feind. Menschen sind sterblich, und das ist gut so. Lernt loszulassen und da zu sein, ohne etwas tun zu müssen.
Humor beginnt da, wo der Spaß aufhört. Humor ist nichts Oberflächliches, sondern das tiefe Verständnis davon, dass Dinge manchmal nicht zu ändern sind. Verschenkt, wo Ihr könnt, ein Lächeln, und wo es passt eine Umarmung.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt Medizin Studieren, Heft WS 2016/17, S. 15.