„Wir müssen was tun“, mahnte Dzukowski gleich zu Beginn. Denn der Klimawandel sei auch bei uns angekommen. Auch wenn das Gesundheitswesen etwas Tolles sei und viel Gutes vollbringe, sei es ebenso für einen großen Ausstoß von Treibhausgasen verantwortlich. „5,2 Prozent der bundesweiten Emissionen sind auf das Gesundheitswesen zurückzuführen“, beschrieb Dzukowski die Situation. Das sei mehr als der Schiffs- und Flugverkehr zusammen. Und auch die Auswirkungen des Klimawandels mit Überschwemmungen oder Hitzeperioden und Starkwetterlagen verlange nach mehr Schutzmaßnahmen. Aus diesem Grund habe das UKE 2014 Nachhaltigkeit als einen von fünf Pfeilern in ins Unternehmensleitbild integriert.
Umweltschutz ist die Basis
Schon 2010 habe das Projekt „grünes UKE“ begonnen, erzählte Dzukowski. Seit 2020 gibt es die Stabsstelle „Nachhaltigkeit und Klimamanagement“, die sämtliche Aktivitäten zum Klimaschutz, Ökologie, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit koordiniert. Ebenso erstellt sie seit 2020 jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht gemäß den Kriterien des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Dieser enthält auch Angaben zum CO2-Ausstoß (CCF – Corporate Carbon Footprint) des UKE.
Aber welche Aspekte beinhaltet die Nachhaltigkeitsstrategie? Als Rahmen dienen die Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen (UN). Sie bestehen aus 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene. Dabei nehmen die umweltbezogenen SDG (Biospähre) deutlich mehr Raum ein als andere. „Ohne Umwelt können die nächsten Themen, die auf Gesellschaft, Wirtschaft oder Vereinigung bezogen sind, überhaupt nicht wirken“, erklärte Dzwukowski.
Insgesamt verfolgt das UKE zwei übergeordnete Ziele:
- Umsetzung der SDGs und aktive Projekte als Beteiligung zur Reduktion der Umweltbelastung
- permanente Reduktion des CO2-Ausstoßes, der durch den Betrieb des UKE entsteht
Darüber hinaus gab Dzukowski einige Beispiele, welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen bereits am UKE laufen:
- regionale und Bio-Produkte in der Speisenversorgung
- Bewahrung und Weiterentwicklung des UKE‐Geländes bzgl. Erholungswert (Baumbestand, Wildblumenwiesen etc.)
- Reduktion des Fahrzeugverkehrs
- Sicherstellung der Gesundheit der Beschäftigten
- Auswahl von Vertragspartnern und deren Produkten nach Nachhaltigkeitsaspekten und der Einhaltung der SDGs
- Effizienzsteigerung im Rechenzentrum durch Server‐Virtualisierung und Racks mit Wasserkühlung
- Weiterentwicklung des Energiemanagementsystems mit Energiesparmaßnahmen und energieoptimierten/effizienten technischen Anlagen und Infrastruktur (DIN/EN/ISO 50001)
„Das Ganze folgt immer einem logischen Dreisprung“, verrät Dzukowski. Im ersten Schritt versuche das UKE immer, eine Energieeinsparung zu schaffen, im zweiten Schritt die Energieeffizienz durch bessere Technik zu steigern und im dritten Schritt auf erneuerbare Energien zu setzen.
Nachhaltigkeit auf dem Dach und im OP
Darüber hinaus gebe es bereits viele umgesetzte Projekte für mehr Nachhaltigkeit am UKE wie:
- Blockheizkraftwerk
- Photovoltaikanlagen
- neue Kältemaschinen
- Fahrradförderung („Dr. Bike“ mit Gutschein für Mitarbeitende und Studierende, Fahrrad-Leasing)
- Erneuerung von technischen Anlagen
- digitale Energie-Zähler
Außerdem werden Führungskräfte regelmäßig geschult und die Beschäftigten aktiv in die Nachhaltigkeitsstrategie mit einbezogen, damit jeder ein Vorbild sein könne. „Das möchte ich Ihnen mitgeben: Seien Sie ein Vorbild“, appellierte Dzukowski an die Studierenden. Denn die größte Wirkung erzeuge ressourcenschonendes Verhalten – beispielsweise Licht ausschalten, Rad fahren, Papier vermeiden, Heizung runterdrehen etc. – von allen durch die Multiplikator-Wirkung.
Doch was kann im medizinischen Bereich selbst geleistet werden? Hier berichtete Dr. Mark Andree Punke, Oberarzt an der Klinik für Anästhesiologie am UKE, aus seiner Arbeit im OP. „Der OP ist ein bisschen der Motor eines Krankenhauses“, begann er. „Aber wir produzieren auch unglaublich viel Abfall.“ Das liege natürlich an den hygienischen Erfordernissen. Pro Tag fallen am UKE etwa zehn Tonnen Müll deswegen an. Gleichzeitig sei der Energiebedarf im OP enorm hoch. Ein Projekt für mehr Nachhaltigkeit im OP sei bei ihnen das Recycling von Atemschläuchen. Des Weiteren hätten sie sich des Themas Energieeinsparung angenommen. „Einen OP-Betrieb am Laufen zu halten, ist wahnsinnig energieintensiv“, erklärte der Anästhesist. Der größte Teil dabei sei die Klimatechnik, die nicht nur kühlen, sondern auch einen Überdruck erzeugen müsse. Bisher sei es üblich gewesen, dass diese Anlagen 24 Stunden am Tag durchlaufen. „Aber wir können sie auch nächtlich abschalten“, sagte der Mediziner. Dadurch solle der Strom-, Kälte- und Wärmeverbrauch im OP gesenkt werden. Und das könne sich lohnen, denn im UKE gebe es 40 OP-Säle. Derzeit befinde sich das UKE noch in der Überprüfung der technischen Systeme. „Wir hoffen, bald einen sinnvollen Projektstart hinzulegen“, wagte Punke einen Blick in die Zukunft. „Da steht ein enormes Potential dahinter.“
Quelle: Vortrag „Strategische und operative Nachhaltigkeit am Beispiel des UKE“, Frank Dzukowski, Leiter Vorstands-Stabsstelle Nachhaltigkeit u. Klimamanagement, UKE & Dr. med. Mark Andree Punke, Oberarzt an der Klinik für Anästhesiologie, UKE, Operation Karriere Hamburg, 05.07.2024