CHE: Medizinstudium ohne Abitur

Medizinstudium ohne Abitur
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Ohne Abitur in das Medizinstudium zu kommen, ist in Deutschland sehr schwierig. Denn der Studiengang ist wie knapp 40 Prozent aller Studiengänge zulassungsbeschränkt und der Numerus Clausus (NC) ein wichtiger Punkt. Doch unmöglich ist es nicht, wie aktuelle Zahlen des Centrums für Hochschulzulassung (CHE) zeigen.

Im Regelfall brauchst du eine allgemeine Hochschulreife, also das Abitur, oder eine Fachhochschulreife, um ein Studium beginnen zu können. Diese gilt dann als sogenannte Hochschulzugangsberechtigung (HZB). Doch die HZB kannst du ebenso über den beruflichen Weg bekommen, beispielsweise durch eine Berufsausbildung zusammen mit ein paar Jahren Berufspraxis oder einer beruflichen Aufstiegsfortbildung wie Meister oder Meisterin. Auch durch eine Eignungs- oder Begabtenprüfung kannst du ein Studium beginnen.

Beliebte Fächergruppe

Im Jahr 2022 gab es deutschlandweit 69.341 Studierende ohne HZB. Das entspricht einem Anteil von 2,4 Prozent an allen Studierenden. Besonders beliebt bei ihnen ist die Fächergruppe der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Etwa die Hälfte (50,3 Prozent) der berufsqualifizierten Erstsemesterinnen und Erstsemester wählte ein Fach aus diesem Bereich, insgesamt 6.373 Studierende. Auf dem zweiten Platz der beliebten Fächer stehen die Ingenieurwissenschaften mit 19,8 Prozent (2.507 Studierende).

Den dritten Platz belegt die Fächergruppe Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften. 15,7 Prozent der Erstsemesterinnen und Erstsemester (1.994 Studierende) wählten hier ein Fach. Und dieser Anteil ist in den letzten Jahren stark gestiegen. 2015 lag er noch bei 10,7 Prozent. Ebenso ist der Anteil der Studierenden in den letzten Jahren gewachsen. Waren es 2014 in diesem Fachbereich noch 3,3 Prozent Studierende ohne HZB (5.158 Personen), lag ihr Anteil 2022 bei 4,9 Prozent (9.814 Personen).

Bestimmte Zulassungskriterien für Medizin ohne Abi

Diese Zahlen können im ersten Moment ein wenig in die Irre führen. Denn der Großteil der Studierenden ohne HZB entfällt auf den Bereich der Gesundheitswissenschaften (94,4 Prozent, 1.883 Personen), also Studiengänge wie Pflegewissenschaften, Gesundheitsmanagement, Physiotherapie oder Public Health. Nur 4,1 Prozent entfallen auf das Fach Humanmedizin (81 Personen), 1,5 Prozent auf Zahnmedizin (30 Personen).

Das zeigt, dass ein Medizinstudium ohne Abitur möglich, aber eher der Ausnahmefall ist. Von allen Studierenden im ersten Semester 2022 hatten nur 0,8 Prozent keine HZB. Diese Quote ist in den letzten Jahren gesunken. 2018 lag sie noch bei 1,4 Prozent. Ebenso verhält es sich bei den Studierenden und den Absolventinnen und Absolventen. Im Jahr 2020 lag der Anteil von ihnen ohne HZB bei 1,6 Prozent bzw. 1,0 Prozent, 2022 bei 0,9 Prozent bzw. 0,5 Prozent.

Wenn Interessierte ohne Abitur gerne Medizin studieren möchten, ist das mittlerweile bundesweit möglich. Allerdings gelten hierfür bestimmte Zulassungsvoraussetzungen, die sich je nach Bundesland und Universität unterscheiden. Eine davon ist in vielen Fällen eine abgeschlossene Ausbildung in einem Beruf des Gesundheitswesens sowie einige Jahre Berufserfahrung. Ein weiteres Kriterium kann der sogenannte Test für medizinische Studiengänge (TMS) sein, der im Bewerbungsverfahren der Hochschulen wichtig für die Zusätzliche Eignungsquote (ZEQ) ist. Die ZEQ umfasst zehn Prozent der Studienplätze in Medizin, Zahnmedizin und Pharmazie und wird mittlerweile anstelle der Wartesemester verwendet. Weitere Informationen gibt es im Rahmen der Reihe „CHE kurz + kompakt“.

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Quelle: CHE

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