Deine Karriereplanung als Arzt oder Ärztin – so geht’s

Prof. Dr. Philipp Diehl © Oliver Wachenfeld Fotodesign
Prof. Dr. Philipp Diehl © Oliver Wachenfeld Fotodesign
Die richtige Karriere als Arzt oder Ärztin einzuschlagen, hört sich oft leichter an, als es ist. Aber wie findest du deinen Karriereweg in der Medizin? Auf welche Aspekte du achten solltest und welche Tipps dir noch helfen, erklärte Prof. Dr. Philipp Diehl auf dem Operation Karriere-Kongress in Heidelberg.

Gibt es die prototypische Karriere? Einfach ein paar bestimmte Faktoren erfüllen und dann bist du als Arzt oder Ärztin garantiert erfolgreich? „So leicht ist das leider nicht“, gestand Prof. Dr. Philipp Diehl zu Beginn seines Workshops. Dennoch gebe es einige Anhaltspunkte, an denen man sich orientieren könne.

Drei wichtige Tugenden in der Karriere als Arzt oder Ärztin

Generell gebe es drei Tugenden, über die man sich laut Diehl bei einer medizinischen Karriere als Arzt oder Ärztin Gedanken machen müsse.

  1. Mechanismen verstehen: Jede Person hat ein anderes Gefühl und Verständnis davon, was Karriere ist und was sie für einen selbst bedeutet. Deswegen ist es nicht sinnvoll, nur darauf zu hören, was andere Personen raten und wie sie ihre Karriere gestaltet haben. Für den einen mag eine Karriere an der Universität genau das Richtige sein, ein anderer würde sich dort aber nicht wohl fühlen. „Man muss die Gesetzgebung und die Mechanismen, die hinter einer erfolgreichen Karriere stehen, versuchen zu verstehen, um damit selbst in seiner eigenen Karriere erfolgreich zu sein“, erklärte Diehl.
  2. Wissen, was man will: Im PJ könne man Erfahrungen sammeln und sich verschiedene Fachbereiche anschauen. Je konkreter dann die Vorstellungen von dem sind, was man machen wolle, desto besser könne man diese verfolgen. Die wesentliche Frage beispielsweise in Jahresgesprächen ist die, was man eigentlich erreichen will. „Der Kern der Sache ist total wichtig“, so der Chefarzt. Wenn man selbst nicht wisse, wo man hinwolle und welche Ziele man habe, könne man auch nicht entsprechend gefördert werden.
  3. Resilienz entwickeln: Frustrationstoleranz sei bei der medizinischen Karriere besonders wichtig, erklärte Diehl. Es könne vorkommen, dass im Bewerbungsgespräch Versprechen gegeben werden, die aus irgendwelchen Gründen später nicht eingehalten werden könnten. „Die Karriere ist ein Marathon, kein Sprint“, veranschaulichte der Mediziner. Nur wer in seinem Berufsleben resilient sei, könne langfristig besser durchhalten.

Je höher die Karrierestufe, desto mehr Management ist gefragt

Aber was ist wichtig für die eigene Karriere? Jede Person setze andere Schwerpunkte, deswegen könne man nicht sagen, dass ein Faktor besonders wichtig sei, ein anderer dagegen gar nicht. Allerdings gebe es einige Aspekte, über die man sich bei seiner Karriere als Arzt oder Ärztin Gedanken machen sollte. Dazu gehören nicht nur berufliche Faktoren, sondern ganz verschiedene:

  • Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Familienplanung, Freizeit)
  • Verschiedene Arbeitszeitmodelle (Beispiel Teilzeit)
  • Arbeitgeberwechsel (kann je nach Fachgebiet schwieriger sein)
  • Standort und Gehalt
  • Arbeitsklima
  • Wohnungswechsel
  • Tätigkeitswechsel
  • Schicksalsschläge
  • etc.

Gleichzeitig solle man auch die Stufen der ärztlichen Ausbildung im Blick haben. „Ein Wechsel vom Facharzt zum Oberarzt hat schon ein ganz anderes Anspruchsprofil“, verriet Diehl. Übe man als Assistenzarzt oder -ärztin noch eine supervisierte ärztliche Tätigkeit aus, arbeite man als Facharzt oder -ärztin bereits eigenverantwortlich. Das sei ein Umdenken, an das man sich erst einmal gewöhnen müsse. Wechsele man dann noch weiter zu einer Stelle als Oberarzt oder -ärztin, kommen noch Managementfunktionen wie die Personalführung hinzu. Als Chefarzt oder -ärztin werde dies zusätzlich mit der ärztlichen und strategischen Leitung eines medizinischen Bereichs ergänzt. „Je höher Sie in der Karriereleiter stehen, desto größer wird die Managementfunktion“, erklärte Diehl.

Mehr als nur Medizin im Arztberuf

Einen weiteren Begriff, den Diehl in diesem Zusammenhang im Workshop ansprach, ist das sogenannte „Peter-Prinzip“. Es bedeute zusammengefasst, dass jede Person so weit befördert werde, bis er oder sie an die Grenzen seiner oder ihrer Kompetenz komme. „Unterschiedliche Karriereschritte haben unterschiedliche Funktionalitäten“, sagte der Mediziner. Man dürfe nicht grundsätzlich den Rückschluss ziehen, dass eine Person, die als Facharzt oder -ärztin besonders gute Arbeit leiste und erfolgreich sei, auch als Oberarzt oder -ärztin geeignet wäre. Es könne genauso sein, dass eine Person als Oberarzt nicht mehr so glücklich ist wie noch als Facharzt, weil er oder sie dann ein Stück weiter weg vom Patienten oder der Patientin agieren müsse. „Blanke Medizin qualifiziert nicht für die Kompetenz zum Oberarzt.“ Im schlimmsten Fall habe man die falsche Person in der falschen Position und damit sei am Ende niemand glücklich.

Gleichzeitig gebe es auch nicht-medizinische Qualifikationen, die man als Arzt oder Ärztin haben sollte, wie Diehl betonte. „Der Gesundheitssektor ist sehr im Wandel. Deshalb müssen wir uns als Ärzteschaft bemühen, den Weg, den unser Gesundheitssystem in Zukunft gehen wird, mitzugestalten“, erklärte der Mediziner. Das beziehe sich zum Großteil auf die medizinischen Bereiche, denn natürlich bestehen das System neben der Medizin ebenso aus bundespolitischen, kommunalpolitischen, ökonomischen oder demografischen Faktoren. „Je mehr wir die Sprache der Ökonomen und auch Managementfunktionen verstehen, desto mehr wird die Schnittstelle zwischen den einzelnen Faktoren aufgeweicht und desto größer ist unser Einfluss auf die Gestaltung des Gesundheitswesens.“

Quelle: Workshop „Karriereplanung in der Medizin: Dos and Don’ts“, Prof. Dr. Philipp Diehl, Ärztlicher Leiter des Departments Kardiologie, Pneumologie, Angiologie, Akutgeriatrie (OG) und Intensivmedizin am Ortenau Klinikum Lahr und in Offenburg, Operation Karriere Heidelberg 25.11.2023

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