Ein Zuhause ist nicht bloß ein physischer Ort, sondern ein Gefühl von Geborgenheit und Komfort, welches unser Herz erwärmt. In Zeiten von Krankheit sehnen wir uns nach diesem Gefühl, diesem Ort, an dem wir uns erholen können. Doch es hat noch lange nicht jeder das Glück, ein solches Zuhause zu haben, das uns vor Kälte schützt und Raum zur Genesung bietet. Ähnlich verhält es sich mit Krankenhäusern – Orten, die eigentlich der Heilung dienen sollen, aber oft selbst nicht die optimalen Bedingungen dafür bieten.
Zweimal hatte ich bereits die Gelegenheit, an Entwicklungsprojekten teilzunehmen. Einer Möglichkeit, für andere Menschen zumindest einen solchen Ort der Genesung mitzugestalten. 2018 unterstützte ich das medizinische Projekt von Projects Abroad in Jamaika für vier Wochen. Zuletzt war ich im März dieses Jahr für eine Woche in El Salvador mit der Organisation Kinderherzen im Einsatz. Doch bevor ich meine Erfahrungen mit euch teile, möchte ich noch ein paar Erläuterungen geben.
Was ist Entwicklungshilfe?
Entwicklungshilfe ist dazu da, das Leben der Menschen in Entwicklungsländern spürbar zu verbessern und ihnen die Chance zu geben, in Würde zu leben. Dabei geht es nicht nur darum, sofortige Probleme zu lösen, sondern auch darum, langfristige Ungerechtigkeiten und Barrieren für eine nachhaltige Entwicklung zu überwinden.
Welche Arten von Entwicklungshilfe gibt es?
Die Hilfen umfassen eine Vielzahl von Maßnahmen und Initiativen, die darauf abzielen, Armut zu bekämpfen, einen Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung oder Grundnahrungsmittel und Wasser zu erzeugen oder zu verbessern. Genauso gibt es Projekte, die für einer höhere Ernährungssicherheit sorgen, die Wirtschaft stärken oder die Umwelt nachhaltig schützen sollen.
Mein Jamaika
In Jamaika unterstützte ich als frisch ausgebildete Kinderkrankenschwester ein Projekt, das den Aufbau von Gesundheitsstrukturen zum Ziel hatte. Jamaika ist ein wundervolles Land mit langer Geschichte und vielen touristischen Attraktionen. Doch abseits der Strände und Wanderungen zwischen den Wolken auf dem Blue Mountain verbirgt sich hinter den idyllischen Kulissen viel Elend. Unfertige Häuser und Behausungen aus Blech oder Holz prägen das Bild vieler Städte und Dörfer. Das Gesundheitssystem ist marode, die Kliniken rar und viel zu klein, wie auch das Mandeville Regional Hospital, in dem ich tätig war.
Diese Realität, der wir uns gegenübersahen, war zutiefst bewegend. Menschen, die stundenlang zu Fuß gereist waren, um dringend benötigte medizinische Hilfe zu erhalten, standen vor einer unüberwindbaren Hürde, wenn kein Bett in der Klinik frei war. Die Verfügbarkeit von Medikamenten war ein ständiger Kampf, und oft mussten wir uns mit dem begnügen, was zur Hand war, in der Hoffnung, dass es helfen würde. Blutkonserven waren knapp und gleichzeitig ein begehrtes Gut für kriminellen Handel. Erreichte die Konserve die Patienten, war sie meist schon stark geronnen, aber dennoch ein Hoffnungsschimmer auf Besserung und Genesung.
Die hygienischen Bedingungen waren alarmierend – Sauerstoffbrillen und Magensonden wurden wiederholt verwendet und notdürftig gereinigt. Sterile Instrumente waren keine Selbstverständlichkeit. Inmitten dieser Herausforderungen haben wir jedoch nicht resigniert, sondern einen mobilen Dienst ins Leben gerufen, der diejenigen zu Hause besuchte, die nicht in der Lage waren, die Klinik aufzusuchen. Innerhalb kürzester Zeit hatten wir bereits etwa 20 feste Patienten. Wir besuchten sie einmal pro Woche in ihrem Zuhause, um ihren Blutdruck und Blutzucker zu kontrollieren. Ein kleiner Akt der Erleichterung für die überlastete Klinik.
Einsatz in El Salvador
In diesem Jahr führte mich mein Weg nach El Salvador. Ein Projekt, das mein Herz höherschlagen ließ. Eine sorgfältig geplante Mission mit einer mobilen Einheit, bestehend aus einer Intensivstation und einem OP-Trakt, um Kindern mit Herzerkrankungen zu helfen. Im ganzen Land gibt es nur einen Kinderherzchirurgen, der jedoch niemals alle Fälle allein bewältigen kann. Oft sind die Kinder nach den Operationen noch nicht geheilt und benötigen eine langfristige Nachbetreuung – eine Herausforderung für die dortigen Infrastrukturen.
Das Projekt erstreckte sich über insgesamt vier Wochen, in denen wir mit mehreren Teams vielen Kindern helfen konnten. Wir schulten junge Ärzte in den neuesten Therapiemethoden und sorgten für eine kontinuierliche Versorgung der kleinen Patienten, um ihre Zukunft sicherzustellen. Es war eine Zeit der Hoffnung und des Engagements, in der wir gemeinsam Großes erreichen konnten.
Wie kannst Du helfen?
Es gibt unzählige Organisationen und Möglichkeiten. Ich empfehle stets, die Augen und Ohren offen zu halten. Selbst im Netz gibt es viele großartige Möglichkeiten. Jeder Mensch ist individuell und hat seine eigenen Interessen. Du findest sicher schnell etwas, was zu dir passt.
Sinn und Nachhaltigkeit
Die Frage, ob Entwicklungshilfe sinnvoll ist und nachhaltige Veränderungen bewirken kann, stellt sich immer wieder. Es bedarf eines langfristigen Engagements, um Projekte erfolgreich umzusetzen und nachhaltig zu gestalten. Doch trotz der Herausforderungen bringt jeder Einsatz in der Entwicklungshilfe eine neue Sicht auf die Welt und die eigenen Möglichkeiten mit sich. Man lernt nicht nur über andere Kulturen und Gesellschaften, sondern auch viel über sich selbst.
Entwicklungshilfe ist mehr als nur Hilfe von außen – sie ist eine gemeinsame Reise, die auf Respekt, Zusammenarbeit und Vertrauen basiert. Es geht darum, eine Partnerschaft zwischen denjenigen, die Hilfe geben, und denjenigen, die sie erhalten, aufzubauen. Dabei ist es entscheidend, die Bedürfnisse und Prioritäten der betroffenen Gemeinschaften zu verstehen und sie aktiv in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Nur so können langfristige und nachhaltige Veränderungen gefördert werden, die wirklich einen Unterschied machen.
Lass uns gemeinsam daran arbeiten, die Welt Stück für Stück besser zu machen! Es gibt viele Optionen, sich während des Studiums oder zwischen den Semestern für Entwicklungshilfeprojekte zu engagieren, egal wo auf dieser Welt. Jeder Beitrag, sei er auch noch so klein, kann einen bedeutenden Unterschied machen.