Spaß ist die beste Medizin

privat/DÄV
Lachen und Humor haben nicht nur eine positive Wirkung auf den Körper – sondern auch auf die Psyche. In seinem neuen Beitrag erzählt unser Blogger Laurin, warum gerade der Spaß im Rettungsdienst und im Arztberuf notwendig ist.

Zu Beginn meiner Zeit als Bundesfreiwilligendienst-Leistender (BFD) stand eine vierwöchige theoretische Grundausbildung an, die ich gemeinsam mit anderen BFD-Leistenden in meiner Heimatstadt absolvierte. In verschiedenen Unterrichtseinheiten wurden uns alle wichtigen medizinischen Grundlagen und Krankheitsbilder beigebracht, die wir für unsere Zeit im Rettungsdienst kennen sollten. Es folgte ein ebenfalls vierwöchiges Pflegepraktikum, das ich zu meiner größten Freude später für mein Studium anrechnen lassen konnte. Als dritter und letzter Teil meiner Ausbildung folgte noch ein einmonatiges Wachpraktikum. Letzteres diente vorwiegend dazu, verschiedene Geräte- und Fahrzeugeinweisungen zu durchlaufen und die täglichen Abläufe auf der Rettungswache kennenzulernen.

Ein häufiger Spaß, der im Rahmen des Wachpraktikums mit neuen Freiwilligen getrieben wurde, war die Suche nach frischem Blaulichtwasser, wie ich schon in einem früheren Beitrag beschrieben habe. Über die Jahre wurden die Späße von verschiedenen Generationen immer weiter modifiziert, sodass ich am Ende meiner Freiwilligenzeit viele verschiedene Varianten des nett gemeinten Spaßes kannte. Mein persönlicher Favorit war die Suche nach „ordentlichen Schenkelblöcken“, aber das sei hier nur am Rande erwähnt.

Das Eis brechen

Als Außenstehende oder Außenstehender klingen diese Späße möglicherweise etwas abgestumpft oder fachspezifisch, was ich ehrlich gesprochen ganz gut nachvollziehen kann. Über die Jahre habe ich aber tatsächlich gelernt, dass der Humor, der sich insbesondere bei den langjährigen Angestellten entwickelt hat, auch eine gewisse Form der Verarbeitung darstellt. Viele Einsätze sind sehr konfrontierend oder traumatisierend und ich beobachtete immer wieder, dass viele Kolleginnen und Kollegen eine besondere Form des Humors nutzten, um verschiedene Details mancher Einsätze aufzuarbeiten. Anfangs war ich davon durchaus irritiert, über die Zeit lernte ich jedoch, dass der aktive Austausch über Einsätze und das Erlebte eine wichtige Komponente in unserem Job darstellt. Nur durch das Auseinandersetzen mit den Eindrücken, die wir alle in unserer täglichen Arbeit erleben, schafft man meiner Meinung nach eine gewisse Distanz zwischen Job und Privatleben.

Mir ist immer wieder aufgefallen, dass es mir selbst half und noch heute hilft, mit etwas Humor oder Leichtigkeit über bestimmte Erlebnisse im Rettungsdienst nachzudenken. Oftmals war eine spaßige Art eine gute Methode, schwierige oder brisante Themen aus den Einsätzen anzusprechen und sozusagen „das Eis brechen zu können“.

Werbung


Im Studium lernte ich später, dass an dem Auseinandersetzen mit dem Erlebten durchaus etwas dran ist. Zu viele stressige und konfrontierende Ereignisse können zu einem Dekompensieren der Leistungsfähigkeit und des persönlichen Wohlbefindens führen. Zudem spielen Institutionen wie Kriseninterventionsteams oder Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger eine zentrale Rolle im Umgang mit schrecklichen Eindrücken oder Notfällen. Häufig wurde deren Funktion aus meiner Sicht jedoch etwas belächelt.

Spaß mit einem ersten Kern

Vielleicht wunderten sich viele meiner Nachfolgerinnen und Nachfolger, weshalb zu Beginn ihrer Freiwilligenzeit Späße wie die oben genannten gemacht werden. Mit einiger Erfahrung und Distanz wird einem jedoch selbst eindrücklich klar, dass Humor und Witz die einzige oder zumindest eine sehr effektive Möglichkeit darstellt, mit dem täglichen Alltag im Rettungsdienst umgehen zu können. Insbesondere Kolleginnen oder Kollegen, die seit Jahrzenten in diesem Job tätig sind, bewundere ich dahingehend und denke, dass man als junge Kollegin oder junge Kollege viel von deren Strategien für sich selbst lernen kann. Was also vielleicht als nett gemeinter Spaß (Suche nach dem Blaulichtwasser) gedacht ist, und zur allgemeinen Unterhaltung der Rettungsdienst-Belegschaft führt, hat tatsächlich einen ernsten Kern, der mir lange Zeit auch nicht direkt ersichtlich war.

Artikel teilen

DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN

THEMA: Lernen, Üben, Prüfen
THEMA: Mitten zwischendrin