Hohes Niveau trotz langsamerem Anstieg
Während die Preise im vergangenen Jahr um 4,7 % stiegen, beträgt die aktuelle Erhöhung 7 Euro im Vergleich zum vorherigen Semester, was nur knapp 1,5% entspricht. Vor allem Metropolen wie München (760 Euro) und Berlin (650 Euro) zeigen erneut deutliche Anstiege. Frankfurt am Main verzeichnete mit einer Erhöhung um 15,5 Prozent Euro von 580 auf 670 Euro den größten Sprung. Gleichzeitig bleibt das Angebot an budgetorientiertem Wohnraum äußerst knapp.
BAföG-Wohnkostenpauschale unzureichend
Die derzeitige Wohnkostenpauschale des BAföG deckt die durchschnittlichen Mieten in den meisten Städten nicht mehr ab. In der Hälfte der untersuchten Hochschulstandorte sind WG-Zimmer selbst im unteren Preissegment teurer als 360 Euro. Das betrifft über 50 % aller Studierenden, die auf zusätzliche Einkünfte angewiesen sind. „Die finanzielle Belastung gefährdet die Lebens- und Studienqualität vieler junger Menschen“, mahnt Dr. Stefan Brauckmann vom Moses Mendelssohn Institut.
Zusätzlich belegen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts (August 2024) die prekäre finanzielle Lage: 54 % des Einkommens von Studierenden fließen in die Wohnkosten, deutlich mehr als bei Auszubildenden (42 %) und der Gesamtbevölkerung (25 %). Besonders alarmierend: 61 % der Studierenden erleben eine Überbelastung durch Wohnkosten, während es in der Gesamtbevölkerung nur 13 % sind.
Einkommensquellen und Haupteinkünfte
Laut Statistischem Bundesamt stammen die Einkünfte von Studierenden zu 41 % aus Erwerbsarbeit, 47 % aus Unterhalt oder BAföG und 32 % aus privater Unterstützung, wie z. B. von Eltern. Als Haupteinkommensquelle geben jedoch 41 % der Studierenden Unterhalt an, während nur 36 % hauptsächlich durch Erwerbsarbeit ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Armutsgefährdung
Die Armutsgefährdung unter eigenständig wohnenden Studierenden liegt bei erschreckenden 77 %, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Im Vergleich dazu beträgt sie bei Auszubildenden 54 % und in der Gesamtbevölkerung 14 %. Der Schwellenwert für Armutsgefährdung liegt dabei bei einem Netto-Einkommen von 1.314 Euro monatlich. Mit einem Median-Einkommen von nur 867 Euro netto monatlich (Studierende mit eigener Haushaltsführung) bleibt diese Schwelle für viele Studierende unerreichbar.
Stabile Preise oder neue Steigerungen?
Obwohl eine mittelfristige Stabilisierung auf dem aktuellen Preisniveau erwartet wird, warnt Brauckmann vor der Hauptnachfrage zum Wintersemester. „Die günstigen Angebote werden schnell vergriffen sein, was erneut Preissprünge auslösen könnte.“ Langfristig könne nur eine Ausweitung des Wohnraumangebots Abhilfe schaffen. Öffentlich geförderte Neubauten und Anpassungen der BAföG-Pauschale seien dringend notwendig, um die Situation zu entspannen.
Kompaktinfo: Situation auf dem Wohnungsmarkt
- Durchschnittliche WG-Miete: 479 € (+7 € seit letztem Semester)
- BAföG-Pauschale unzureichend: 73 von 90 Städten über 360 €
- Betroffene Studierende: Rund 54 % in besonders teuren Städten eingeschrieben
- Teuerste Städte: München, Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg, Köln
Quellen: Statistisches Bundesamt, Moses Mendelssohn Institut