Wie ich in meinem vorherigen Blogbeitrag bereits erwähnt habe, hatte ich in meiner Schulzeit einen Freundeskreis, der mir nicht guttat. Schon in der 5. Klasse lernte ich eine Freundin kennen, mit der ich bis zum Abitur eng befreundet blieb. Sie war die erste Person, die ich am Gymnasium kennenlernte und auch schnell meine erste Freundschaft. Leider war sie einer der Gründe, warum sich über die Jahre hinweg viele Unsicherheiten in mir aufbauten. Zunächst waren wir nur zu zweit befreundet, doch mit der Zeit wuchs unser Freundeskreis um viele neue Leute. Trotzdem blieb unsere Verbindung immer bestehen.
Unsere Freundschaft war geprägt von den üblichen Aktivitäten wie durch die Stadt bummeln, gemeinsam essen gehen und sich über alltägliche Dinge austauschen und aufregen. Sie war jedoch ein sehr negativer Mensch, sodass Letzteres nie zu kurz kam. Oft waren ihre Kommentare von subtiler Kritik an mir durchzogen, die ich damals nicht richtig einordnen konnte. Sie verstand nicht, wenn ein Junge Interesse an mir zeigte und nicht an ihr, oder machte abwertende Bemerkungen über meine Haare, Körperbehaarung etc. Alles, was mich anders machte, fand sie hässlich, und das sagte sie mir auch immer wieder. Ihre blonden Haare und hellen Augen seien viel schöner als mein dunkler Teint. In der Mittelstufe nimmt man solche Aussagen nicht als das wahr, was sie sind, sondern lässt sie an sich heran. Mit jedem Kommentar zerstörte sie ein Stück meines Selbstbewusstseins. Heute erschreckt es mich manchmal, welche Kommentare ich damals für richtig hielt und wie sehr mich ihre Worte belasteten, obwohl ich trotzdem mit ihr befreundet blieb.
Es half auch nicht, dass wir eine Klassenkameradin hatten, die sehr fragwürdige Werte vertrat. Sie begann in jeder Gemeinschaftskunde-Stunde eine Diskussion über die deutsche Ausländerpolitik und vertrat die Meinung, dass Ausländer in Deutschland nur eine Last darstellen. Diese Meinung teilten auch ihre Eltern, die meine Eltern bei Elternabenden nicht einmal begrüßten. Ironischerweise sicherten mir diese Diskussionen immer die vollen 15 Punkte mündlich, da ich mit ihr in jeder Stunde diskutierte. Heute finde ich es bedenklich, dass diese Frau Jura studiert und sich im deutschen Rechtswesen etablieren möchte.
Neue Freundschaften ohne ständige Kritik
In der Oberstufe veränderte sich die gesamte Dynamik. Wir bauten einen größeren Freundeskreis auf und ich erkannte zum ersten Mal, dass eine Freundschaft nicht von Selbstzweifeln und Kritik geprägt sein muss. Deshalb reduzierte ich den Kontakt zu meiner ehemaligen besten Freundin immer mehr, bis ich die Freundschaft schließlich zur Abiturzeit endgültig beendete. Für mich war das ein großer Schritt, da wir beide noch im selben Freundeskreis waren und ich wusste, dass ich dadurch auch viele dieser Freunde verlieren würde.
So kam es dann auch. In meinem Gap Year verbrachte ich viel Zeit damit, neue Freunde in meiner Heimatstadt zu finden und mich außerschulisch neu zu orientieren. Mein Minijob in der Gastronomie half mir dabei sehr. Sobald das Studium begann, lernte ich einen neuen Freundeskreis kennen.
Gemeinsame Werte als Grundlage
Aus den Erfahrungen mit meiner damaligen Freundin habe ich viel gelernt. Ich habe erkannt, dass Freundschaften nicht nur auf Nettigkeit basieren sollten, sondern darauf, dass man dieselben Werte teilt und hinter den Menschen stehen kann. Ich weiß, dass ich hinter meinen Freunden stehe, weil sie ähnliche Moralvorstellungen haben wie ich. Zudem habe ich realisiert, dass Authentizität in jeder zwischenmenschlichen Beziehung an erster Stelle stehen sollte. Früher war ich so unsicher, dass ich mich stark anpasste, um zu gefallen. Heute bin ich einfach ich selbst und vertraue darauf, dass meine Freunde diese Person mögen und mir ehrlich Feedback geben können. Das Studium hat mir einen Freundeskreis beschert, den ich sehr schätze und ein Leben lang pflegen möchte.