Multiprofessionell und familienfreundlich: Arbeiten in der Geriatrie

Nicole Backes ist Chefärztin der Klinik für Geriatrie, Allgemeine Innere und Nephrologie im Städt. Klinikum Solingen. © Hanke
Die Geriatrie steht bei den meisten jungen Ärztinnen und Ärzten nicht ganz oben auf der Liste der Traum-Fachgebiete. Warum es sich aber unbedingt lohnt, sich näher mit dem Fach zu beschäftigen, erklärte Nicole Backes, Chefärztin am Städt. Klinikum Solingen, beim Operation Karriere Kongress am 22. Oktober 2022 in Köln.

„Neben der Geburtshilfe ist die Geriatrie das einzige Fach, das ganz und gar zukunftsorientiert ist” – so machte Backes zu Beginn ihres Vortrags auf ihr Fach neugierig. Denn: Ziel der Geriatrie sei es, die Patientinnen und Patienten – häufig multimorbide, ältere Menschen – wieder fit für ein möglichst selbstständiges Leben in den eigenen vier Wänden zu machen.

Eine eigene Facharztrichtung ist die Geriatrie nicht. Wer sich für das Fach interessiert, sollte zunächst eine Weiterbildung in den Bereichen Innere Medizin, Allgemeinmedizin oder Neurologie abschließen. Dann kann man sich mit der 18-monatigen Zusatz-Weiterbildung weiter spezialisieren. Und Fachärztinnen und -ärzte werden gesucht – perspektivisch sogar noch stärker als jetzt: Denn durch den demographischen Wandel und die immer höhere Lebenserwartung steigt auch die Zahl der hochbetagten Patientinnen und Patienten.

Multiprofessionelles Arbeiten und Zeit für Patientinnen und Patienten

In ihrem Vortrag hob Backes einige Vorteile der Geriatrie hervor, die das Fach vor allem für jüngere Ärztinnen und Ärzte attraktiv machen. Besonders wichtig: Durch längere Liegezeiten von mindestens 14 Tagen in der frührehabilitativen geriatrischen Komplextherapie können sich Ärztinnen und Ärzte intensiver und langfristiger mit ihren Patientinnen und Patienten beschäftigen, als das sonst im Klinikalltag möglich ist. Dadurch könne man die Therapieerfolge auch unmittelbar sehen, erklärte Backes – das sei sehr befriedigend.

Außerdem ist Geriatrie grundsätzlich Teamarbeit. Neben Ärztinnen und Ärzten sind auch ständig Mitarbeitende aus anderen Bereichen an der Behandlung beteiligt. Dazu gehören beispielsweise Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Sozialdienst und Seelsorge. Auch die Zusammenarbeit mit anderen ärztlichen Fachgebieten sei in der Geriatrie wichtig. Als Beispiel berichtete Backes von dem Zentrum für Alterstraumatologie an ihrer Klinik in Solingen. Hier werden ältere Menschen nach Unfällen behandelt. Dabei sei es üblich, die Visite gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Unfallchirurgie zu machen, erklärte Backes. Nur so sei es möglich, die Patientinnen und Patienten wirklich ganzheitlich und fächerübergreifend zu behandeln.

Werbung


Gute Vereinbarkeit von Familie und Karriere

Und wie sieht es mit der Work-Life-Balance aus? Durch die langen Liegezeiten lassen sich Termine mit Patientinnen und Patienten leichter planen – das mache auch die Arbeitszeiten leichter planbar. Ein Plus für alle, die sich eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben wünschen. Teilzeitarbeit sei so leichter zu organisieren, erklärte Backes. Auch ein Aufstieg in eine Führungsposition sei so gut möglich. Backes ist selbst Mutter und Chefärztin.

Ihr Fazit: Die Geriatrie bietet Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit, auf hohem fachlich-qualifizieren Niveau zu arbeiten und sich dabei Zeit für die Patientinnen und Patienten zu nehmen. In Verbindung mit der Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team und der guten Work-Life-Balance macht das die Geriatrie zu einem attraktiven Fachgebiet für junge Ärztinnen und Ärzte.

Quelle: „Innere Medizin – Geriatrie als hochqualifiziertes Querschnittsfach mit Vereinbarkeit von Familie und Beruf”, Nicole Backes, Chefärztin Klinik für Geriatrie, Allgemeine Innere und Nephrologie, Städt. Klinikum Solingen gGmbH, Operation Karriere Köln am 22.10.2022

Artikel teilen

Das könnte dich auch interessieren