Ich habe ein Jahr in einem faszinierenden orientalischen Land verbracht – Marokko.
Während meines Medizinstudiums in China hatten wir als ausländische Studierende die Möglichkeit, das Praktische Jahr entweder in unserem Heimatland oder in einem anderen Land, in dem wir eine Zusage erhalten konnten, zu absolvieren. Ursprünglich komme ich aus dem Kongo, aber ich habe mein PJ in Casablanca, Marokko, gemacht.
Am Anfang war es nicht einfach, denn obwohl Französisch meine Muttersprache ist, hatte ich mein Studium auf Englisch absolviert. Der Wechsel ins Französische fiel mir zunächst schwer – aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt, mein PJ in Marokko zu machen.
Das Land meiner Motivation
Wenn ich über Marokko spreche, bekomme ich sofort Gänsehaut. Die Vorstellung, dort zu studieren oder ein Praktikum zu machen, begeistert mich jedes Mal aufs Neue. Ehrlich gesagt, ist Marokko für mich das perfekte Land für medizinisches Wissen. Die Kombination aus moderner Medizin, sonnigem Klima und marokkanischer Kultur war einfach beeindruckend.
In Casablanca habe ich ein Jahr lang im Universitätsklinikum mein Praktikum gemacht und durchlief verschiedene Abteilungen. Der Anfang war wie immer schwierig. Aber wenn man jeden Tag engagiert dabei ist, wird es mit der Zeit immer besser und leichter.
Die marokkanischen Ärztinnen und Ärzte sind sehr gut ausgebildet und arbeiten strukturiert. Jeden Morgen gegen 7:30 Uhr fand die ärztliche Frühbesprechung statt, gefolgt von der Visite. In einigen Abteilungen gab es am Nachmittag eine zweite Visite mit der Oberärztin oder dem Chefarzt.
Was mich besonders beeindruckt hat, war die Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten. Nicht alle konnten Französisch sprechen – das war anfangs eine große Herausforderung für mich. Doch nach ein paar Monaten konnte ich den marokkanischen Dialekt gut verstehen und sogar selbstständig Anamnesegespräche führen – ganz ohne Hilfe.
Lernen, Leben, Zusammenhalt
Die Mittagspausen waren uns wichtig. Alle PJ-Studierenden saßen zusammen, wir tauschten unsere Erfahrungen und Herausforderungen aus. Ich fand es großartig, wie gut wir zusammenarbeiteten – es gab zwar einen gewissen Konkurrenzdruck, aber einen gesunden, der uns motivierte. Und die Sonne? Sie schien fast immer – das war Balsam für die Seele.
Es gab regelmäßig Fortbildungen am Nachmittag, die sehr gut organisiert waren. Sie halfen uns, unser medizinisches Wissen zu vertiefen. Mit Freude haben wir dort viel gelernt – und auch viel praktisch umgesetzt.
In der pneumologischen Abteilung durfte ich viele Lungenpunktionen durchführen. Ich schaffte es, täglich zwischen 10 und 15 Patientinnen und Patienten zu versorgen – das war nie anstrengend für mich. Viele hatten Angst vor dem Eingriff, verließen die Abteilung aber mit einem Lächeln. Das wurde zu unserer täglichen Routine.
Auch kulinarisch hatte Casablanca einiges zu bieten. In der Cafeteria des Krankenhauses gab es immer leckeres Essen. Besonders freitags war „Couscous-Tag“ – mit Gemüse und Fleisch. Mittwochs gab es ebenso ein sehr schmackhaftes Gericht, das ich nie vergessen werde.
Unvergessliche Erfahrungen
Die kardiologische Abteilung war eine meiner Lieblingsstationen. Es gab immer etwas zu tun – viele interessante internistische und kardiologische Fälle. Akute Koronarsyndrome, Vitien, Endokarditis – die Vielfalt war groß. Es gab sogar eine Druckerei, in der wir unsere Bücher zu günstigen Preisen drucken konnten.
Während meines Praktikums habe ich nicht nur medizinisch viel gelernt, sondern auch eine neue Kultur kennengelernt und wertvolle Kontakte geknüpft.
Wenn man die Chance hat, sein Praktisches Jahr im Ausland zu machen – und Sonne sowie Meer liebt – dann kann ich Casablanca wärmstens empfehlen.
Ich grüße alle PJ-Kolleginnen und Kollegen sowie das gesamte Team des Universitätsklinikums in Casablanca.
Mein besonderer Dank gilt den Professorinnen und Professoren – ohne euch wären wir nicht die Ärztinnen und Ärzte, die wir heute sind. Herzlichen Dank!