„Wie kann es sein, dass in einer Zeit, in der Stationen wegen fehlenden Personals verkleinert, Patienten abbestellt werden müssen, Ärztinnen und Ärzte täglich drei Stunden mit Dokumentation und Datenerfassung von ihrer Arbeit abgehalten werden? Wir brauchen ganz dringend ein Hände weg vom Schreibtisch, hin zu den Kranken!. Das sei nicht nur ein Wunsch der Behandelten, sondern auch des Marburger Bundes, so Johna. Ein „Realitätscheck“ sollte her: Die Politik müsse vor Ort betrachten, was für einen Aufwand die bürokratischen Vorgaben nach sich ziehen.
Nur durch die Dokumentationssicherung entstünden mehr als 2,3 Millionen Datensätze jährlich, jeder Satz bestehe aus bis zu 50 Einzeleingaben. Ob Patientinnen und Patienten von diesen vermeintlichen Qualitätssicherungsinstrumenten auch profitierten, dafür gebe es keine Belege. Vieles sei einfach überflüssig und gehe zu Ungunsten der Zeit für Patienten. Der Großteil der Bürokratie habe nichts mit Qualitätssicherung zu tun, sondern diene nur der Absicherung von Abrechnungen. Dafür müssten nämlich unzählige Zu- oder Abschläge dokumentiert werden – jede zusätzliche kleine Nebendiagnose müsse festgehalten werden. Das sei laut Johna einfach Wahnsinn. Viele Ärztinnen und Ärzte und Pflegekräfte würden nämlich gar nicht mehr versorgen, sondern nur noch kodieren und abrechnen.
Das Misstrauen der Krankenkassen stehe in keinem Verhältnis zur Wirklichkeit. Es existierten klare Regeln und Leitlinien für Behandlungen, die auch befolgt würden. Susanne Johna beklagt: „Die Misstrauenskultur auf Seiten der Kassen treibt inzwischen solche Blüten, dass ein großer Anteil der Finanzmittel von der Aufrechterhaltung des völlig übertriebenen Abrechnungsapparates aufgefressen wird.“
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