In meinen Blogbeiträgen, die sich hauptsächlich auf die Ausbildung im Rettungsdienst und meine persönlichen Erfahrungen in diesem Bereich konzentrieren, thematisierte ich ein besonderes Thema nie: Die Ausbildung und den Rettungssanitäter-Fachlehrgang. Ein Aspekt meiner Zeit im Rettungsdienst, zu dem ich häufig gefragt werde. Nachfolgend möchte ich deshalb meine Erlebnisse und Eindrücke Revue passieren lassen.
Ein Sprung ins kalte Wasser
Für einen Neuling in der Notfallmedizin wie mich war der Start in den Rettungssanitäter-Fachlehrgang nach dem Abitur ein Sprung ins kalte Wasser. Mit keinerlei Vorkenntnissen oder Erfahrungen im Rettungsdienst betrat ich eine Welt, die für mich bis dato nahezu unerforscht war. Die vierwöchige Ausbildung an der neuen Landesschule in meiner Heimatstadt versprach eine intensive Mischung aus Theorie und Praxis, mit wöchentlichen Probeprüfungen, die unseren Wissensstand auf die Probe stellen sollten. Unsere Teilnehmergruppe war bunt gemischt: zukünftige Freiwilligendienstleistende im Rettungsdienst, Ehrenamtliche, Berufsfeuerwehrleute und weitere interessierte Personen, die allesamt gespannt waren, was uns in den nächsten Wochen erwarten würde. Die Anfangswoche des Fachlehrgangs erwies sich als regelrechte Informationsflut. Funktechniken, Anatomie und Physiologie wurden in einer enormen Geschwindigkeit präsentiert. Rückblickend betrachtet war der Stoff, auch wenn nicht sonderlich in die Tiefe gegangen wurde, für einen Einsteiger wie mich doch recht überwältigend. Denkt man einmal darüber nach, dass in knapp vier Wochen nahezu alle möglichen Notfallbilder und die gesamte Funktion des menschlichen Körpers auf ein Minimum reduziert werden müssen, ist das schon eine ganze Menge Lernstoff. Bereits damals wurde mir deutlich, wie entscheidend es war, am Ball zu bleiben und den erworbenen Stoff eigenständig zu vertiefen.
Die Qualität der Dozenten erwies sich als ebenso vielfältig wie unsere Gruppe selbst, dazu hatte ich bereits einige Absätze im Blogartikel zu meiner E-Learning-Plattform verloren. Einige Dozenten brillierten durch Hochmotivation, verständliche Erklärungen und eine Bereitschaft, weit über das Notwendige hinauszugehen. Andere hingegen lasen lediglich Folien vor, ohne die nötige Interaktion zu bieten und hinterließen öfters Verwirrung statt Erkenntnis. Besonders frustrierend gestaltete sich ein Dozent, der modernen Unterricht predigte, doch inhaltlich wenig Struktur bot und uns selbstständig nach relevanten Informationen suchen ließ. Ebenfalls wurden gute Dozenten teilweise wegen Personalmangel zurück auf die Rettungswache abgezogen. Die drei Wochen Lehrgang gingen jedoch auch im Selbststudium schneller vorbei, als wir uns anfangs denken konnten. Der Höhepunkt unserer Ausbildung stellte dann zweifellos die Abschlusswoche dar. Drei Vorbereitungstage und zwei Prüfungstage lagen vor uns. Unsere Testathefte, die wir während des Klinikpraktikums und auf dem Rettungswachenpraktikum ausfüllen mussten, wurden sorgfältig geprüft, und nur wer ausreichend Praktikumsstunden und absolvierte Maßnahmen nachweisen konnte, durfte am letzten Teil der Ausbildung teilnehmen. Die Vorbereitungstage gestalteten sich dann als Mix aus theoretischem Wiederholen und praktischem Üben. Die schriftliche Prüfung, die den gesamten Lehrgangsstoff abdeckte, war bei ausreichender Vorbereitung gut zu meistern. Die praktische Prüfung bestand aus einer Reanimation und einem komplexen Fallbeispiel, das per Zufall ausgesucht wurde. Bei der Reanimation lag das Hauptaugenmerk auf der korrekten Durchführung von Herzdruckmassage und Beatmung. Im Fallbeispiel ging es um eine strukturierte Herangehensweise an eine medizinische Notfallsituation. Ich weiß noch, dass ich damals einen „Asthmaanfall“ erkennen und therapieren sollte. Zufälligerweise hatte ich bereits mehrere solcher Notfallbilder während meines Rettungswachenpraktikums erlebt und fand mich in der Prüfung schnell zurecht. Die mündliche Prüfung bildete den letzten Prüfungsteil der Woche. Wir wurden zu verschiedenen medizinischen Themenbereichen befragt. Die Prüfung war anspruchsvoll und verlangte ein tiefes Verständnis der Materie. Trotz allem ging auch diese Prüfungswoche schnell vorbei und ehe ich mich versah, hielt ich mein Zeugnis in Händen.
Der Schlüssel zum Erfolg
Mit dem nötigen zeitlichen Abstand und einem durch mein Studium erweiterten Wissensschatz kann ich heute sowohl die positiven als auch die herausfordernden Aspekte meiner Rettungssanitäter-Ausbildung besser reflektieren. Die Bandbreite der Dozentenqualität, die Inkonsistenzen im Lehrplan und die mangelnde Tiefe in einigen wichtigen Themen haben mich damals schockiert und zur Gründung meines Startups motiviert. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Ausbildung mir persönlich unglaublich viel gebracht hat und mich in so jungem Alter besonders prägte. Meine Empfehlungen für alle zukünftige Rettungssanitäterinnen und -sanitäter sind deshalb klar: Geht mit Ernsthaftigkeit in die Ausbildung, investiert Zeit ins Lernen, übt praktische Fälle, stellt Fragen und bleibt kontinuierlich am Ball. Strukturiertes Arbeiten und eine konstante Vorbereitung sind die Schlüssel zum Erfolg.
 
								 
								