Die Generation der Babyboomer geht bald in Rente, zu wenige Personen rücken nach. Für jede ausscheidende Pflegekraft in der Intensiv- und Notfallmedizin kommt statistisch nur eine halbe Person neu in den Beruf. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN). „Der demografische Wandel ist längst auch auf den deutschen Intensivstationen angekommen und betrifft alle Berufsgruppen“, sagte Victoria König, Fachkrankenpflegerin Intensivpflege und Anästhesie und kommissarische stellvertretende Sprecherin der YoungDGIIN, auf einer Pressekonferenz der DGIIN.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Die strukturellen Gegebenheiten der Pflegenden sowie der Ärztinnen und Ärzte und weiterer Gesundheitsberufe müssten sich verbessern, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, erklärte König weiter. Gerade die junge Generationen Y (1980-2000) und Z (1995-2009) stellen bestimmte Anforderungen an den Beruf. Sie seien mit dem Internet und Smartphone aufgewachsen, was auch die Art und Weise, Arbeit zu denken, beeinflusse.
„Meine Generation ist nicht bereit, ihr Leben für die Arbeit zu ‚opfern‛“, schilderte König. Die Motivation zur Arbeit sei zwar hoch, aber die Bedingungen ebenso entscheidend. Junge Menschen wünschen sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, außerdem einen verlässlichen Dienstplan und Flexibilität am Arbeitsplatz. „Die Transparenz von Prozessen sowie kompetente Führungspersönlichkeiten sind Anforderungen, mit denen sich Krankenhäuser dringend beschäftigen müssen, um Nachwuchskräfte zu erreichen“, beschrieb die Fachkrankenpflegerin. Laut einer Umfrage der YoungDGIIN erhalten rund 60 Prozent der Mitarbeitenden in diesem Bereich keine Gespräche zu Zielen und Karriereplanung. Dabei seien sowohl die Karriereplanung als auch die persönliche Weiterentwicklung und die gesicherte Fort- und Weiterbildung unerlässliche Aspekte bei der Zufriedenheit im Beruf.
An die Bedürfnisse der jungen Generation anpassen
Vor allem die Situation der Gesundheitsprävention müssen sich verbessern, erklärte König weiter. Die psychische Belastung bei der Intensiv- und Notfallmedizin sei hoch. Sie müsse ernst genommen und enttabuisiert werden. König fordert, dass Angebote zur psychosozialen Unterstützung flächendeckend in diesem Bereich eingerichtet werden. Denn die Kompetenzentwicklung zu psychischer Gesundheit und Resilienz schütze vor den täglichen Belastungssituationen.
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Darüber hinaus würde den Aspekten Sinnhaftigkeit der Arbeit, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit noch nicht genug Beachtung geschenkt. Dabei seien sie für die jungen Generationen besonders wichtig. Die Attraktivität der Berufe im Gesundheitswesen könne nur steigen, „wenn sich die Arbeitsumgebungen besser an den Bedürfnissen der jüngeren Generationen orientieren.“
Quelle: DGIIN