Blog zum Leben zwischen Familie und Klinik

Operation Karriere-Bloggerin Natalja Ostankov | privat / DÄV
Natalja Ostankov ist 27, zweifache Mutter und studiert Medizin in München. Kann man das alles unter einen Hut bringen? Sie sagt ja und schildert in diesem Blog, wie der Alltag zwischen Kindern und Klinik aussieht. Teil 1: Studium und Familie, es geht!

Liebe Kommuttilitoninnen und Komvatilitonen,

und natürlich alle Schwangeren, Arbeitenden und einfach nur Interessierten. Eine neue Blogkategorie wird ins Leben gerufen – er berichtet sozusagen live aus dem Alltag einer Mutter, Ehefrau, Sekretärin, Köchin, Chauffeurin, Putzfrau … und nebenbei auch Medizinstudentin.

Angefangen hat alles kurz vor dem Physikum. Oder noch früher? Wo fängt der eigene Weg an? Klar, nach der Schule. Nachdem man es geschafft hat, den Königsweg des Abiturs zu gehen, sagen einem alle: „Ab jetzt gibt es keinen Königsweg mehr, nun darfst du selber entscheiden!” Und das, nachdem einem 13 Jahre lang das selbst Entscheiden schwer gemacht wurde … Naja, ich habe es dann einfach ausprobiert. Nach einem kurzen Abstecher in die Literaturwissenschaft und Philosophie auf der Suche nach DER Wahrheit – nach einem Semester allerdings begriff ich, dass man DIE Wahrheit nicht in einem geisteswissenschaftlichen Studium noch sonst einem Studium findet, sondern nur im Leben an und für sich – fand ich mich nun also in der Medizin wieder.

Kurz vor dem Physikum habe ich die Liebe meines Lebens kennengelernt, mit Physikum in der Tasche geheiratet und nach drei Semestern Vorklinik meinen Sohn bekommen, er ist jetzt drei und ich 27. Weil studieren und Mama sein so Spaß macht, habe ich vor 8 Monaten noch mein zweites Kind bekommen, meine Tochter. Nun sitze ich da, mein Kindheitstraum einer eigenen Familie ist erfüllt, der Traum vom Arztsein jedoch bisher nur “angeknabbert”.

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Warum das Ganze? Warum habe ich beschlossen, während des Studiums Kinder zu bekommen? Als allererstes würde ich sagen, ich habe mich gar nicht entschieden, es ist einfach so gekommen. Vielleicht war es ja dieser Ur-Mutterinstinkt einer jeden Frau, der aus meinem Unterbewusstsein emporgeklettert ist und nicht mehr zu überhören war, nachdem ich Mr. Right kennengelernt hatte.

Vor kurzem hat mich ein Mädchen auf dem Spielplatz gefragt, wie alt ich bin. “27”, antwortete ich. Sie sah mich an. “Meine Mama ist 49”. Genau das wollte ich immer vermeiden. Erst zu Ende studieren, dann anfangen zu arbeiten, dann noch eine Sprosse auf der Karriereleiter hochklettern und dann noch eine und noch eine … Und es wird immer schwieriger, auszusteigen. Im Hintergrund tickt auch noch die biologische Uhr. Was für ein Stress! Das wollte ich mir nicht antun.

Wie oft hört man von Frauen, die den Anschluss in ihren Beruf nicht mehr finden, nachdem sie in Babypause waren. Ist es da nicht einfacher, erst die Familienplanung abzuschließen und dann voll durchzustarten? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich glaube, es gibt kein einfacher oder besser, jeder soll seinen eigenen Weg finden. Ich weiß nur, dass es auch so geht und ich mich auf meinem Weg pudelwohl fühle. Und ich bin zuversichtlich, später auch noch Karriere machen zu können.

Zuletzt kommt hinzu, dass es mir gut tut, neben den Kindern etwas für mich zu haben. Im Moment bin ich wieder in Babypause – in der ich in knapp einem Monat drei Klausuren schreiben werde. Wer in meiner Situation steckt, weiß, dass es geht. Wirklich. Sogar sehr gut! Das Lernen macht auf einmal Spaß! Eine kleine Insel, die ich mir im Chaos von vollen Windeln, Trotzphasen, Rotznasen und Seifenblasen schaffe. Eine Insel nur für mich! Auf der ich mich entfalten kann, anstatt – wie die restlichen 22-23 Stunden am Tag – meinen Kindern einen Rahmen zu schaffen, in dem sie sich entfalten können.

Und wie das alles funktioniert, erfahrt ihr in meinem nächsten Beitrag!

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