Innere Medizin: Spezialisieren – aber wie?

Dr. Benedict Carstensen stellte beim Operation Karriere-Kongress das Fachgebiet der Inneren Medizin vor: "Der Trend geht zu einer immer stärkeren Spezialisierung" | Hanke
Die Innere Medizin beschäftigt sich als Fachgebiet mit mehr verschiedenen Organen als alle anderen medizinischen Disziplinen – und der Trend geht zu einer immer kleinteiligeren Spezialisierung. Welche Möglichkeiten bietet das für deine Weiterbildung?

Die Innere Medizin ist ein sehr vielseitiges Fach: Während ein Allgemeinmediziner sich mit dem ganzen Patienten beschäftigt, konzentriert sich beispielsweise ein Gastroenterologe nur auf das Verdauungssystem – trotzdem ist die Facharztweiterbildung in diesem Bereich nicht weniger umfangreich, im Gegenteil.

Insgesamt gibt es neben dem allgemeinen Internisten acht Zusatzbezeichnungen in der Inneren Medizin:

  • Angiologie: Gefäßkrankheiten der Arterien, Venen und Lymphgefäße
  • Endokrinologie und Diabetologie: Stoffwechsel- und Hormonerkrankungen, darunter auch Diabetes
  • Gastroenterologie: Erkrankungen der Verdauungsorgane
  • Hämatologie und Onkologie: Erkrankungen von Blut und der blutbildenden Organe
  • Kardiologie: Herz-Kreislauferkrankungen
  • Nephrologie: Erkrankungen der Nieren und der ableitenden Harnwege
  • Pneumologie: Erkrankungen der Atmungsorgane
  • Rheumatologie: Erkrankungen von Knochengerüst und Bindegewebe

Um ein guter Internist zu werden, ist auch ein gutes Maß an Spürsinn gefragt: Von den unspezifischen Beschwerden, die ein Patient schildert (“Bauchschmerzen”), muss man den Weg hin zu einer konkreten Diagnose finden. Denn die Bauchschmerzen können für eine Angina Pectoris stehen, für eine Nierenerkrankung oder für ein Magenproblem, erklärte Dr. Benedict Carstensen auf dem Operation Karriere-Kongress in Köln. Mit jeder Information, die der Arzt im Gespräch mit dem Patienten oder im Rahmen der Untersuchungen bekommt, schränkt er die Differenzialdiagnostik genauer ein. Dabei greift die Innere Medizin auf eine große Bandbreite diagnostischer Möglichkeiten zu.

Zwei Varianten für die Weiterbildung: 5 + 3 oder 6 Jahre?

Um Facharzt für Innere Medizin mit einer Spezialisierung zu werden, gibt es zwei Möglichkeiten. Wir erklären beide Varianten am Beispiel der Kardiologie:

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  • Weiterbildung 5 + 3 Jahre: Man macht zuerst die Facharztweiterbildung zum allgemeinen Internisten (fünf Jahre) und schließt dann die Spezialisierung in der Kardiologie an (nochmal drei Jahre zusätzlich). Die Weiterbildung dauert insgesamt länger und man muss zwei Facharztprüfungen bestehen.
  • Weiterbildung 6 Jahre: Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, direkt den Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie zu machen. In diesem Fall dauert die gesamte Weiterbildung sechs Jahre, und es ist nur eine Prüfung nötig.

Trotzdem kann die 5 + 3-Variante Vorteile bieten: Durch die lange Weiterbildungszeit sind die künftigen Fachärzte breiter ausgebildet und haben ein tieferes Verständnis für andere Organe und Zusammenhänge. Zwar macht das für die Qualifikation im gewählten Spezialgebiet keinen Unterschied, doch manche Kliniken stellen lieber Fachärzte mit einer längeren Weiterbildungszeit ein.

Muss man sich als Internist unbedingt spezialisieren?

Das kommt darauf an, was man für Karrierepläne hat. Als niedergelassener Arzt, z.B. in der hausärztlichen Versorgung, ist eine Spezialisierung nicht dringend nötig. Wer allerdings an einem Krankenhaus arbeiten möchte, sollte sich besser spezialisieren: Laut Carstensen wünscht sich ein Großteil der Kliniken Internisten mit einem Spezialgebiet.

Quelle: Operation Karriere Köln, 9.11.2019, Vortrag “Nachwuchs mit Spürsinn – Internistische Weiterbildung”, Dr. med. Benedict Carstensen, MHBA, Arzt, Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart

 

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