Schon früh im Medizinstudium wurde mir klar: Ich möchte Herzchirurgie nicht nur verstehen – ich möchte sie aktiv mitgestalten. Meine erste Forschungserfahrung sammelte ich noch vor dem Physikum im Labor, wo ich Aortenklappen von Mäusen untersuchte. Diese Arbeit vermittelte mir wertvolle Grundlagen, doch schnell wurde deutlich, dass meine Leidenschaft in der klinischen Forschung liegt – dort, wo wissenschaftliche Erkenntnisse unmittelbar das Leben von Patientinnen und Patienten verbessern.
Um diese Leidenschaft zu vertiefen, entschied ich mich für ein Forschungssemester an der Mayo Clinic in den USA – laut internationalen Rankings eines der weltweit führenden Krankenhäuser und renommiertesten Zentren für Herzchirurgie. Schon beim Betreten der Klinik wurde mir klar, dass dieser Ort etwas Besonderes ist: Das Gebäude wirkte elegant und eindrucksvoll, im Foyer erklangen sanfte Klavierklänge klassischer Musik – eine Atmosphäre, die gleichermaßen Ruhe und Exzellenz ausstrahlte.
Ein besonderer Höhepunkt
Während meiner sechs Monate an der Mayo Clinic arbeitete ich sieben Tage die Woche, zwölf Stunden täglich und war an insgesamt zehn Forschungsprojekten beteiligt. Ich entwickelte eigene Projektideen, führte systematische Literaturrecherchen durch und erarbeitete Datenerhebungen und -analysen mithilfe von REDCap, einem spezialisierten Programm zur Erfassung klinischer Daten. Dabei lernte ich, wissenschaftliche Arbeiten eigenständig zu verfassen – von spannenden Case Reports bis hin zu größeren Projekten mit mehreren tausend Patienten – und den gesamten Forschungsprozess von der Idee bis zum fertigen Paper selbstständig umzusetzen.
Ein besonderer Höhepunkt war die Arbeit mit Datensätzen von über 2.000 Patientinnen und Patienten, die sich einer Bentall- oder David-Operation unterzogen hatten. Diese Erfahrung hat mir eindrücklich gezeigt, wie präzise klinische Forschung unmittelbaren Einfluss auf die Versorgung von Patientinnen und Patienten haben kann.
Operative Techniken lernen
Neben der Forschung hatte ich an der Mayo Clinic die außergewöhnliche Möglichkeit, an herzchirurgischen Konferenzen – insbesondere mit Schwerpunkt auf der Aorta – teilzunehmen und mich bei Simulationen an Schweineherzen aktiv in operative Techniken einzuarbeiten. Diese praxisnahen Trainings und der fachliche Austausch mit führenden Herzchirurginnen und -chirurgen haben mein Verständnis für operative Strategien entscheidend vertieft und meine klinische Perspektive nachhaltig erweitert.
Das gewonnene Wissen und die erlernten Methoden konnte ich nach Deutschland mitnehmen und in neue Projekte einbringen, wodurch sich sowohl meine wissenschaftliche Expertise als auch meine klinischen Fähigkeiten deutlich weiterentwickelten.
Neben dem fachlichen Gewinn brachte mir die Zeit an der Mayo Clinic auch persönlich viel: Ich lernte Ärztinnen und Ärzte und Freundinnen und Freunde aus aller Welt kennen – insbesondere aus Japan, China, Indien, Mexiko und Großbritannien – mit denen ich bis heute in Kontakt stehe. Einige haben mich sogar in Deutschland besucht. Zwischen Forschungsprojekten und
Datenanalysen nutzte ich außerdem die Gelegenheit, die USA zu entdecken und Sportevents wie NBA-, NHL- und NFL-Spiele live zu erleben.
Rückblickend hat mich diese intensive Zeit sowohl beruflich als auch persönlich enorm wachsen lassen. Sie hat mir gezeigt, wie wertvoll internationale klinische Forschung ist, wie entscheidend kompromissloses Engagement für den wissenschaftlichen Fortschritt bleibt – und dass Ausdauer, Leidenschaft und Zielstrebigkeit die Schlüssel sind, um Medizin wirklich voranzubringen. Für mich steht fest: Klinische Forschung ist nicht nur ein Werkzeug, Herzchirurgie besser zu verstehen – sie ist ein Schlüssel, um sie aktiv mitzugestalten.
