Nach aufregenden drei Wochen Fahrradreise nach Athen und anschließenden zwei Wochen Entspannungs- und Erkundungsurlaub in Griechenland bin ich in meinem Ziel Alexandroupoli nahe der türkischen Grenze angekommen, wo ich in den nächsten vier Wochen famulieren werde. Darüber, was mich genau erwartet, mache ich mir noch nicht viele Gedanken, es überwiegt die Vorfreude auf die Zeit und die Ankunft von Darya, mit der ich zusammen hier bin.
Warum Griechenland und wie habe ich mich beworben?
Dass ich im Ausland famulieren will, wusste ich schon länger. Dass die Wahl dabei auf Griechenland fiel, lag ganz einfach an meinem Wunsch, mit dem Fahrrad nach Athen zu fahren. Deswegen habe ich online nach Erfahrungsberichten von Famulaturen in Griechenland gesucht und mit der Liste von anerkannten Stationen des LPA abgeglichen. Diesen habe ich dann per Mail eine kurze Bewerbung geschrieben und auf Antworten gewartet. Tatsächlich hat sich nur ein Klinikum gemeldet: Das Universitätsklinikum in Alexandroupoli. Dementsprechend war die Ortswahl einfach. Die Kommunikation und Abwicklung der bürokratischen Dinge ging unkompliziert und einfach über dieselbe Ansprechpartnerin, die sich um alles gekümmert hat, per Mail.
Vier Wochen in der interventionellen Kardiologie und Feierabende am Strand
Da ich mich für Kardiologie interessiere, habe ich mir die Station ausgesucht, was sich im Nachhinein als richtiger Glücksgriff herausstellte. Der zuständige Arzt und Professor, Dr. Stakos, gibt sich jeden Tag sehr viel Mühe und legt viel Wert darauf, dass wir in der Zeit möglichst viel lernen. Jeden Tag treffen wir uns in einem kleinen Hörsaal mit einem Whiteboard, wo er uns eine Einführung zu den kardiologischen Basics und die Hintergründe zu den anstehenden Eingriffen gibt. Während der Eingriffe unterbricht Prof. Stakos immer wieder und erklärt die wichtigsten Dinge, sodass wir schon bald einen guten Überblick über die Technik der Koronarangiografie haben. Ebenso schnell sehen wir, dass die Uhren hier etwas langsamer als in Deutschland ticken. Die Visite beginnt beispielsweise erst um 10 Uhr. Die Eingriffe starten dementsprechend erst um 11 Uhr bis 12 Uhr. Ich empfinde das aber als willkommene Abwechslung und es scheint, zumindest hier, zu funktionieren.
Wenn ich in der Wir-Form schreibe, meine ich neben Darya die anderen internationalen Studierenden, die wir hier kennengelernt haben und die zufälligerweise auch ein einmonatiges Praktikum im Krankenhaus machen. Sie sind alle über das Austauschprogramm der IFMSA da. Für deutsche Studierende ist die bvmd und deren Famulaturaustauschprogramm SCOPE hier die richtige Adresse. Wir haben dafür ein kurzes Interview mit einer Teilnehmerin des Programms auf der Insta-Seite von Operation-Karriere (@operation_karriere) gepostet, falls sich jemand näher dafür interessiert. Außerdem kann man dort auch Videos finden, in denen wir von unserer Zeit hier berichten und Einblicke teilen 🙂
Schnell haben wir uns angefreundet und nicht nur gemeinsame Feierabende am Strand verbracht, sondern auch Ausflüge an den Wochenenden beispielsweise nach Istanbul unternommen. Insgesamt hat das unsere Zeit im schönen Alexandroupoli perfekt abgerundet und die vier Wochen vergingen wie im Flug.
Anders als zur Hausarztfamulatur lag hier der Fokus mehr auf dem Lernen und Zuschauen, wobei einzig das praktische Anpacken ein wenig zu kurz kam. Es hat sich also mehr als Unterricht am Krankenbett angefühlt, was ich aber als sehr angenehm und lehrreich empfunden habe und glücklich bin, diese Erfahrung gemacht zu haben.
Ich kann jedem, der über eine Auslandsfamulatur nachdenkt, empfehlen, sich zu trauen und den Schritt zu gehen! Einmal sehen, wie Medizin in einem anderen Land funktioniert, sieht man gewöhnlich erscheinende Dinge aus einem anderen Blickwinkel und erkennt, was besser oder schlechter laufen kann. Gleichzeitig ist man aber über viel Gewohntes dankbar. Ich reise jedenfalls mit einem guten Gefühl und einer Menge an neuer Energie zurück nach Deutschland (dieses Mal mit dem Flugzeug) und freue mich auf das neue Semester!