Fachkräftemangel trotz steigender Absolventenzahlen

Absolventen Medizinstudium
© marcjohn.de / Adobe Stock
Die Zahl der Studien- und Ausbildungsabschlüsse im Gesundheitswesen steigt, doch eine Lösung für den Fachkräftemangel ist das nicht: Das geht aus einer Analyse des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausge­sellschaft (DKG) hervor.

Das Ergebnis: Bis 2035 soll die Zahl der Ärztinnen und Ärzte um rund 15.400 steigen – ein Zuwachs von 8 Prozent. Bei den examinierten Pflegekräften stellt die Analyse ein Plus von 32.100 Abschlüssen (7 Prozent) fest, bei den Kinderkrankenpflegekräften sind es 9.100 (20 Prozent).

Aber: Um den drohenden Fachkräftemangel im Gesundheitswesen auszugleichen, reicht dieser Zuwachs an frisch ausgebildetem Nachwuchs nicht aus. Der Zuwachs fällt laut DKI-Studie geringer aus als in den vorhergegangenen Jahren. Außerdem gehen zwischen 2025 und 2030 so viele Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte in den Ruhestand, dass die Zuwächse bei den Berufseinsteigern und -einsteigerinnen das nicht ausgleichen können. Dabei wurde die Zuwanderung bereits berücksichtigt. Erst ab 2030 erwartet die Analyse eine leichte Verbesserung und steigende Absolventenzahlen.

Viele arbeiten Teilzeit

Ein weiteres Problem: der Trend zu mehr Teilzeitstellen im Gesundheitswesen. Viele Ärztinnen und Ärzte würden zugunsten einer besseren Work-Life-Balance gern ihre Arbeitszeit reduzieren. Setzt sich dieser Trend fort, könnte die leichte Steigerung bei den beschäftigten Personen im Gesundheitswesen davon aufgefressen werden. Rechnet man die Arbeitszeit aller Beschäftigten auf reine Vollzeitstellen um, könnte durch diesen Effekt die Zahl der Vollzeitkräfte sogar sinken.

„Selbst in optimistischen Szenarien werden wir den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen nicht mit immer mehr Personal ausgleichen können, weil es dieses Personal schlicht nicht geben wird“, ordnet Gerald Gaß,
Vor­standsvorsitzender der DKG, die Studienergebnisse ein. Auch Zuwanderung sei keine alleinige Lösung: Die Zahl der zugewanderten Fachkräfte reiche nicht aus, außerdem gebe es in den Herkunftsländern durch den demographischen Wandel ebenfalls einen hohen Bedarf an Ärztinnen, Ärzten und Pflegefachkräften.

Weniger Bürokratie, mehr Flexibilität

Gaß empfiehlt, neben mehr Digitalisierung und Flexibilisierung beim Perso­nal­einsatz auch mehr ambulante Behandlungen an Krankenhäusern zuzulassen, um so gegen den Fachkräftemangel vorzugehen. Außerdem mahnt er zu einer konsequenten Entbürokratisierung. Die „Arbeitskraft mehrerer zehntausend Fachkräfte allein in der Pfle­ge“ stünde zusätzlich zur Verfügung, wenn die Bürokratielast halbiert werden könne. Auch bei Ärztinnen und Ärzten kosten bürokratische Aufgaben mehrere Stunden täglich, die nicht für die Patientenversorgung eingesetzt werden können. Auch das hat das DKI in einer Umfrage zur Bürokratiebelastung bei Ärztinnen und Ärzten herausgefunden.

Karl Blum, Vorstand des DKI, sieht angesichts des demographischen Wandels keinen Grund zur Entwarnung, wenn es um den steigenden Fachkräftebedarf im Gesundheitswesen geht. Er mahnte Politik und Krankenhäuser dazu, die ärztlichen und pflegerischen Berufe attraktiver zu machen, damit mehr Auszubildende und Berufseinsteiger sich für eine Karriere im Gesundheitswesen entscheiden und die vorhandenen Fachkräfte auch langfristig motiviert bleiben und nicht vorzeitig aus dem Beruf aussteigen.

Quelle: DKI-Gutachten „Personalbestand im Krankenhaus bis 2035“

Werbung


Artikel teilen