Erstes Semester, erste Erkenntnisse und ein Zwischenfazit

Wie ist es, Medizin zu studieren, wenn man vorher schon Medizintechnik studiert hat? In seinem neuen Beitrag berichtet unser Blogger Sebastian von seinen Eindrücken und Erlebnissen aus der Vorklinik, ob er durch sein erstes Studium Vorteile hat und welche vielfältigen Wege es mittlerweile ins Medizinstudium gibt.

Im letzten Blogbeitrag konnte ich im Interview mit Linus Drop über viele der aktuellen Probleme im Gesundheitswesen sprechen. Am Anfang des Medizinstudiums ist man allerdings noch weit entfernt von Themen wie “Fachkräftemangel” oder “Unterversorgung auf dem Land” und kommt erstmal in den Genuss der süßen Seiten des Studentenlebens. Bei uns war das die Erstiwoche, also die Woche, in der man seine neuen Kommilitoninnen und Kommilitonen kennenlernt und sich neue Freundschaften bilden.

Start in die Vorklinik

Danach beginnt relativ zügig das Semester mit den ersten Vorlesungen und somit die zweijährige Vorklinik. Im Vorfeld hört man viel über die ersten zwei Studienjahre und dass diese die härtesten des gesamten Studiums werden sollen. Einen kleinen Vorteil habe ich durch die Erfahrung meines Erststudiums, indem ich weiß, wie ich am besten und effizientesten für Uniprüfungen lerne. Entgegen der Erwartung vieler, dass ich aus dem Medizintechnikstudium viel Vorwissen mitbringe, kann ich davon eher wenig profitieren. Es steht zwar Medizin drauf, ist aber mehr Technik drin und eben doch ein Ingenieurstudiengang. Trotzdem habe ich ein paar Dinge schon einmal gehört und kann sie schneller in einen größeren Kontext einordnen. Ich merke aber schnell, dass ich hier alles viel detaillierter und genauer lernen muss. Immerhin werden mir Physik und Chemie angerechnet, was eine kleine Erleichterung mit sich bringt. So starte ich sehr komfortabel in das erste Semester und überstehe dieses auch gut.

Viele Wege führen ins Medizinstudium

Je mehr Freunde ich treffe, desto mehr Wege lerne ich kennen, um an einen Medizinstudienplatz zu kommen. Vom klassischen 1,0 Abiturienten bis zum Wartesemestler und Auslandsstudium ist alles dabei. Immer mehr kommen über den TMS an den Platz, was ich prinzipiell eine gute Entwicklung finde, auch wenn sich über den Test an sich viel streiten lässt. Ein guter Kumpel hat beispielsweise die Vorklinik inklusive vorbereitendes College-Jahr in Budapest absolviert, nur um dann in Deutschland einen Schein nicht angerechnet zu bekommen und deswegen nochmal alle Module belegen zu müssen. Mit viel Aufwand konnte er immerhin die Anrechnung für ein Jahr aushandeln. So geht es auch vielen anderen, die zuvor beispielsweise in Polen, Ungarn oder Rumänien waren. Ein anderes Beispiel, welches näher an meinem Weg ist, ist die eines Kommilitonen, der einen abgeschlossenen Bachelor in Physik hat und sich während des Masterstudiums entschieden hat, Medizin zu studieren. Von ihm habe ich erfahren, dass mit den richtigen Kontakten der Beweis für zwingende Gründe eines Zweitstudiums der Medizin gar nicht so unmöglich scheint, wie ich dachte. Zwar ist das immer noch eine ordentliche Herausforderung und sicherlich mit viel Aufwand und vor allen Dingen Nervenaufreiben verbunden, aber es ist möglich. Bei ihm war es so, dass er im Fachbereich Strahlenphysik seinen Master absolviert und nebenbei als HiWi in einer Forschungsabteilung gearbeitet hat, deren Leiter aus der Medizinischen Fakultät kommt. Mit einem Empfehlungsschreiben und einem gut überlegten Motivationsschreiben hat dann die Aufnahme tatsächlich geklappt, sodass er jetzt seinen Masterabschluss parallel machen kann (was natürlich die Vorklinik nicht gerade einfacher macht). Ich habe dadurch einmal mehr gemerkt, dass der noch so unmöglich erscheinende Studienplatz mit viel Wille und auch ein klein bisschen Sturheit irgendwie erreichbar ist. Es war ein cooles Gefühl, nicht der einzige zu sein, der nicht über die Abibestenquote ins Studium gekommen ist. Auf dem Weg dahin fühlt man sich oft allein, so war das zumindest bei mir, was sicherlich auch dem Sonderfall Zweitstudium geschuldet ist.

Chancen und Herausforderungen

Ich hatte anfangs viele Zweifel, was die Entscheidung, nochmal ein neues Studium zu beginnen, betrifft. Retrospektiv kann ich sagen, dass ich alles genau so wieder machen würde und jede noch so groß erscheinende Hürde es wert ist zu nehmen.

Das soll nicht heißen, dass im Medizinstudium alles perfekt ist und man alles erreicht hat, wenn man drin ist. Es gibt vieles, was noch Verbesserung Bedarf. Auch deshalb entscheide ich mich Ende des ersten Semesters, im Hartmannbund als Univertreter zu engagieren. Hier habe ich die Möglichkeit, durch den Austausch mit Medizinstudierenden anderer Universitäten und gemeinsam mit langjährigen Mitgliedern des Hartmannbundes und Ärztinnen und Ärzten wichtige Dinge wie beispielsweise die Vergütung im PJ anzuregen.
Im Großen und Ganzen finde ich allerdings, dass das Studium eine sehr gute Basis ist, um sich in viele verschiedene Richtungen entwickeln zu können. Es gibt viele Möglichkeiten, sich auszuprobieren: sei es an der eigenen Fakultät, in der Fachschaft oder in den vielen Arbeitskreisen. Genauso gibt es aber auch uniübergreifende Initiativen oder Programme, denen man sich anschließen kann. Davon war ich schon von Beginn an sehr positiv überrascht, das kannte ich aus dem Medizintechnikstudium in diesem Ausmaß nicht.

Es bleibt also trotz all der Fehler und Hindernisse, die man gegebenenfalls überwinden muss, das Wichtigste aus meiner Sicht: Medizin macht Spaß.

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