Hannah Sophie Menne ist Ärztin in Weiterbildung am Marienhaus Klinikum Bendorf-Neuwied-Waldbreitbach und ihr Herz schlägt für den Fachbereich Unfallchirurgie / Orthopädie. Für ihre Facharztausbildung hat sich die 35-Jährige 2022 für die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sporttraumatologie sowie Hand- und Plastische Chirurgie am Marienhaus St. Elisabeth Neuwied entschieden – und ihre Entscheidung bis heute nicht bereut.
Warum haben Sie sich für Ihre Einrichtung entschieden und wie sind Sie auf sie aufmerksam geworden?
Die Wahl meiner Fachrichtung war der erste Schritt, bevor ich mich für diese spezielle Abteilung entschied. Bereits während meines Studiums habe ich eine Leidenschaft für die Traumatologie entwickelt. Als ich mein Medizinisches Praktisches Jahr absolvierte und mein Ziel, Facharzt für Unfallchirurgie / Orthopädie zu werden, klarer wurde, begann ich, darüber nachzudenken, welche idealen Bedingungen für meine Weiterbildung nötig wären. Welche Strukturen, persönlichen Ressourcen, Vorbilder, Hierarchien, Patientenvielfalt und Umfeld würden meine fachliche und persönliche Entwicklung am besten fördern?
Zwischen „Universitätsklinikum“ und „Kreiskrankenhaus“ gibt es unzählige Abstufungen. Was für mich „optimal“ ist, hängt von meiner persönlichen Arbeitsweise, meiner Lebenssituation und meinem Umfeld ab.
Schließlich wurde ich durch eine persönliche Empfehlung auf die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sporttraumatologie sowie Hand- und Plastische Chirurgie am Marienhaus St. Elisabeth Neuwied aufmerksam. Nach einem Gespräch mit Chefarzt PD Dr. Christoph Wölfl stand meine Entscheidung so gut wie fest. Der Aufbau eines neuen Muskuloskelettalen Zentrums und die vielfältigen Herausforderungen und Möglichkeiten des Engagements reizten mich ebenfalls. Das regionale Traumazentrum und EPZmax bieten eine breite Palette von Krankheitsbildern, Verfahren und anspruchsvollen Eingriffen. Trotz der Größe der Abteilung herrschte ein Arbeitsumfeld, das persönliche Interaktionen, Lehre, individuelle Förderung und Partizipation ermöglicht.
Was begeistert Sie an Ihrer Fachrichtung und was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders gut?
Der Reiz dieses chirurgischen Fachbereichs liegt für mich in der erstaunlichen Vielfalt der Patienten, Verletzungsmuster und Krankheitsbilder, die wir behandeln. Wir kümmern uns um alles, angefangen bei gesunden Kindern mit Sportverletzungen bis hin zu älteren Patienten mit komplexen Frakturen. Jeder Einzelne erfordert eine individuelle Herangehensweise, die sich an seine Gesamtsituation anpasst, oft auch außerhalb der herkömmlichen chirurgischen Methoden. Das erfordert Anpassungsfähigkeit, Kreativität und ein gewisses Maß an unkonventionellem Denken, während gleichzeitig bewährte Behandlungsprinzipien und Techniken beachtet werden müssen.
Der Arbeitsalltag in dieser Fachrichtung ist äußerst abwechslungsreich und anspruchsvoll. Medizinisches Fachwissen und praktisches Geschick ergänzen sich hier perfekt. Das Fach bietet unzählige Möglichkeiten zur Spezialisierung und persönlichen Weiterentwicklung.
Was zeichnet die Arbeit in Ihrer Abteilung aus?
An erster Stelle steht die Kollegialität, die das Fundament für alles Weitere bildet. Unsere Zusammenarbeit, die alle Hierarchien überwindet, ist geprägt von Respekt, Wertschätzung und Loyalität. Dadurch entsteht ein offener, kommunikativer Stil, der Raum für Fragen, konstruktive Kritik, Diskussionen und Entscheidungsfindung lässt. Diese Struktur bietet meiner Meinung nach den besten Raum für fachliche und persönliche Weiterentwicklung. Sie ermöglicht es auch, eigene Interessen zu verfolgen, Unterstützung zu erhalten und Feedback umzusetzen.
Selbstverständlich ist auch das Operieren ein wichtiger Aspekt in den chirurgischen Fächern. Hier gibt es ein System, das den Weiterbildungsstand berücksichtigt und Unterstützung sowie oberärztliche Supervision bei der Vorbereitung und Nachbereitung von Eingriffen bietet. Respekt spielt auch im Operationssaal eine große Rolle. Die wöchentliche Chefarzt-Assistenz ist eine weitere Bereicherung für die Weiterbildung.
Wie empfinden Sie das Miteinander im Team?
Wie bereits betont, ist das Teamgeist einer der Aspekte, die unsere Abteilung zu einem herausragenden Ort für Weiterbildung und Arbeit machen. Gerade in einem Fachbereich, der oft für seinen cholerischen Führungsstil und den Wettbewerb bekannt ist, ist die uneingeschränkte Zusammenarbeit und der Team-Gedanke alles andere als selbstverständlich. Sie motiviert mich täglich und spornt mich an.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag typischerweise aus?
Um 7.30 Uhr beginnen wir mit einer interdisziplinären Kurvenvisite am Huddle Board der Station, gefolgt von einer Röntgendemonstration um 8.00 Uhr. Ab 9.00 Uhr variieren die Aufgaben je nach individueller Einteilung. Dazu zählen Visiten (je nach Weiterbildungsstand eigenständig oder im Team), die Teilnahme an der wöchentlichen Chefarzt-Visite, Betreuung und Weiterbehandlung der Patienten, Durchführung von Operationen in verschiedenen Sektionen, Arbeit in der interdisziplinären Notaufnahme oder die Aufklärung von elektiven Patienten in allen Sektionen.
Während des Arbeitstages besteht jederzeit die Möglichkeit, mit den zuständigen Oberärzten Rücksprache zu halten. Einmal pro Woche findet um 15.30 Uhr eine Abteilungsbesprechung statt.
Die regulären Arbeitszeiten werden durch Bereitschafts- und Rufdienste ergänzt, die je nach Weiterbildungsstand auf die Assistenzärzte aufgeteilt werden. Diese Dienste bieten oft die Möglichkeit, OP-Erfahrung zu sammeln und Eingriffe unter Aufsicht eines Oberarztes durchzuführen.
Was empfehlen Sie Nachwuchskräften, die sich für Ihre Fachrichtung interessieren?
Ich empfehle jedem, der sich für diese Fachrichtung interessiert, eine Hospitation, um einen persönlichen Eindruck zu gewinnen. Es lohnt sich auf jeden Fall.

