Erstbesuch bei einem Arzt. Es geht letztlich um eine banale Sache, nämlich Routineuntersuchung für eine Schwangerschaft, denn meine Partnerin und ich erwarten unser nächstes Kind, für mich immerhin das sechste. Alles läuft gut, es gibt keine ernsthaften Beschwerden, aber weil wir umgezogen sind, ist die Praxis beziehungsweise die Patientin neu.
Also sind wir 15 Minuten vor dem vereinbarten Termin in den eleganten Praxisräumen erschienen und füllen Formulare aus. Das ist Usus in US-amerikanischen Arztpraxen. Zunächst füllen wir das zweiseitige Dokument für die Versicherung aus, hinterlegen meine Kreditkartennummer und unterschreiben beide, dass wir für die Fehldifferenz zwischen dem, was die Krankenversicherung bezahlt (beim ersten Arztbesuch werden das knapp 150 US-Dollar sein) und dem, was wir der Arztpraxis schulden, geradestehen werden. Dann kommt das vierseitige Dokument, in welchem nach gynäkologischen Vorerkrankungen, vorherigen Schwangerschaften, Familienproblemen mit Schwangerschaften und Fragen zur letzten Menstruation und dem bisherigen Verlauf der Gravitas gefragt wird.
Dann folgt der zweiseitige Bogen, bei dem wir zustimmen, die Richtlinien für den Datenschutz zur Kenntnis genommen zu haben, wie auch das nächste Dokument, in dem wir der Praxis das Recht geben, Dokumente vom vorherigen Frauenarzt anzufordern. Es folgt dann noch der vierseitige Bogen, bei dem aktuelle Symptome abgefragt wie auch Fragen zu Familienerkrankungen und persönlicher Krankenanamnese gestellt werden, ehe wir alles unterschrieben der Arzthelferin zurückgeben.
Liest das überhaupt jemand? Im Mayo-Clinic-System vielleicht schon, doch hat das alles irgendeine Relevanz? Nicht wirklich, doch wer Bekanntschaft mit der amerikanischen Bürokratie und Medizinlandschaft gemacht hat, der wird wissen, dass diese Berge an Dokumenten stets dazugehören, ehe man einen Arzt oder Zahnarzt zu Gesicht bekommt.
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