Ich bin wieder zurück!

Operation Karriere-Bloggerin Natalja Ostankov | privat / DÄV
Natalja Ostankov ist 28, zweifache Mutter und studiert Medizin in München. Kann man das alles unter einen Hut bringen? Sie sagt ja und schildert in diesem Blog, wie der Alltag zwischen Kindern und Klinik aussieht. Teil 7: Ich bin wieder zurück!

Letzten Herbst habe ich aus zwei Gründen entschieden, mir ein Semester frei zu nehmen. Erstens hing meine Tochter, die damals ein Jahr alt war, sehr stark an mir und ich konnte sie nicht einmal ihrem Papa überlassen – an Krippe war also nicht zu denken. Und ohne Krippe keine Uni. Zweitens zermürbte mich die Frage, die so manch einem Medizinstudent im Laufe seines Studiums Verdruss bereitet: Will ich das wirklich?

So viel Theorie, so viel Auswendiglernen, so wenig Zeit für alles andere, so viel Druck herrscht auf dem Klausurenmarathon, der sich Medizinstudium nennt. Eigentlich ist gar keine Zeit zum Zaudern. Doch die Frage “Will ich das wirklich?” lässt sich nicht auf Dauer unterdrücken. Will ich mein Berufsleben im Krankenhaus verbringen? Oder zumindest einen Großteil davon? Die naheliegendste Alternative dazu wäre, sich niederzulassen. Aber, ob niedergelassen oder nicht: Arzt zu sein fordert in jedem Fall eine gewisse Hingabe, Verantwortung und vor allem viel Zeit. Wer sich nicht richtig reinkniet, kann kein guter Arzt sein.

Bei mir kam auch noch hinzu, wie ich – wenn ich dieses zeitintensive Studium abgeschlossen habe – die noch zeitintensivere Facharztausbildung mit meiner Familie vereinen würde.

Loslassen, dann lösen sich die Dinge von selbst

Ich nahm mir also ein Freisemester, um einerseits meiner Tochter die Portion Mama zu geben, die sie brauchte, und um andererseits den Kopf frei zu bekommen von den ungewissen Zukunftsplänen. Das letzte halbe Jahr ging ich der Medizin gedanklich aus dem Wege – nicht grübeln, wie es weitergeht, war die Devise.

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Ich widmete mich der überaus vereinnahmenden Aufgabe, Vollzeitmama von zwei Kindern zu sein. Und Vollzeit heißt bei Kindern wirklich Vollzeit: 24/7. Ich strich alle Beschäftigungen außer Haus, und zu wichtigen Terminen nahm ich meine Tochter mit. Musste ich mal zum Steuerberater – meine Tochter saß auf meinem Schoß und spielte mit Büroklammern. Natürlich gönnte ich mir mal einen neuen Haarschnitt – meine Tochter saß auf meinem Schoß und spielte mit den herunterfallenden Haaren.

Indem ich ihr die Nähe gegeben habe, die sie brauchte, überwand sie ihre anhängliche Phase und löste sich Stück für Stück von mir. Mittlerweile kann ich sie ohne Weinen alleine bei Papa oder den Großeltern lassen und seit Mai geht sie sogar in die Krippe, wo sie sich sehr wohl fühlt.

Wie sieht es nun mit dem Studium aus? Was hat das Nichtdenken an Erkenntnis gebracht? Ich vermisse das Krankenhaus! Letzten Herbst noch hätte ich nie geglaubt, dass ich das je sagen würde, aber es ist so. Nachdem ich ein halbes Jahr nur für meine Kinder da war, macht sich bei dem Gedanken, wieder ein Lehrkrankenhaus zu betreten, ein ungewohnt neues, prickelndes Gefühl in meiner Brust breit. Ich freue mich wieder auf die Uni! Und ich werde mit Freuden weiter berichten, wie es mir ergeht.

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