Symptome:
- Bruxismus mit konsekutiven Spannungsschmerzen im Kiefergelenk, teils ausstrahlend in das Gebiet des M. Temporalis
- Schlafstörungen
- Paraxode Langeweile
- Impulskontrollstörungen
- Ticks (meist einseitig, M. orbitalis)
Diagnostik:
- keine Labordiagnostik
- noch keine Fragebögen zur Diagnosestellung etabliert
→ Blickdiagnose
Epidemiologie:
- Frauen: Männer 10⁹ : 1
- alljährlicher Gipfel Anfang September
- Koinzidenz mit paroxysmalen C2-Abusus
Ätiologie:
Da die Entstehung dieses Syndroms multifaktoriell ist und teilweise paradoxe Zusammenhänge bestehen, folgt ein Erlebnisbericht.
Es springt mich von allen Seiten an, das “zu tun”. Wenn ich das Bad putzen will, finde ich im Putzraum noch frische Wäsche im Trockner, die zusammengelegt und eingeordnet werden will und stolpere auf dem Rückweg dann über das volle Katzenklo.
Wenn ich die Küche putze, fällt mir beim Blick nach draußen ein, dass der Rasen gemäht werden muss. Auf dem Weg zum Rasenmäher fällt mir unser großer Sonnenschirm fast auf den Kopf, dessen Befestigung sich gelockert hat – Notiz an mich: Schirmständer festschrauben.
Da der Akku des Rasenmähers mal wieder leer ist, denke ich an das Projekt Solarpanels, das von den Nachbarn ins Leben gerufen wurde, und zu dem ich noch eine Kosten-Nutzen-Abwägung mit mir selbst erstellen wollte.
Regelmäßig und doch in unterschiedlichsten Abständen und Lautstärken werden meine Gedanken und Taten von “Mamaaaaa!”-Rufen unterbrochen.
Willkommen in meinen Ferien
Nun, am vorletzten Tag, sitze ich auf der Terrasse und lasse die letzten sechs Wochen revue passieren. In der ersten Woche war ich mit den Kindern in Italien: Zehn Stunden stop-and-go bis zu einem großen Anwesen, das wir uns mit zwei befreundeten Familien teilten. Insgesamt sieben Kinder von zwei bis neun Jahren und fünf Erwachsene – sie waren in der Überzahl. Mehr muss ich dazu nicht sagen.
Zwei Wochen danach waren die Kinder bei ihrem Vater. Ich: Arbeit. Und nebenbei: Haus auf Vordermann bringen, ausmisten, Flur streichen, Fenster putzen – zwei Wochen kinderfrei hat man ja nicht alle Tage, die Zeit muss genutzt werden!
Zwei Wochen waren die Kinder bei mir und ich habe parallel gearbeitet. Ich arbeite zwei Tage die Woche voll (im Schnitt sind das elf Stunden pro Tag, da ich immer einen langen Spätdienst habe) und einen halben Tag. An den Tagen, an denen ich arbeiten musste, kam in der einen Woche eine gute Freundin, um auf die Kinder aufzupassen, und in der anderen kam mein Ex-Mann. Wenn er wieder “zu Hause” ist, fühle ich mich nicht wohl. Aber die Kinder freuen sich über Papa und ich kann in Ruhe zur Arbeit gehen.
Einen Vormittag waren die Kinder auch mal alleine – mein Handy klingelte alle Stunde. Ständig musste ich die Visite unterbrechen (es kann ja auch ein echter Notfall sein), um ranzugehen und jedes Mal zu hören: “Maaaama, Elli ist unerlaubt in mein Zimmer gegangen!” oder: “Maaaama, darf ich was Süßes?” Naja, zum Glück nie ein echter Notfall.
In der letzten Woche habe ich mir Urlaub genommen, ohne wegzufahren. Ich wollte mit den Kindern Ausflüge machen, indoor-Spielplatz, in die Berge, in den Zoo. Und, zu allem Überfluss vielleicht auch noch etwas für sich rausholen? Denn obwohl die Kinder in den sechs Wochen Ferien nicht so gut verräumt sind, wie zu Schulzeiten, haben die Ferien auch was Gutes – nämlich Pause von allen Nachmittagsaktivitäten, zu denen die Kinder gefahren und abgeholt werden müssen, Pause von der allmorgendlichen Hektik, und zu guter Letzt: Pause von Hausaufgaben! Da atmet auch Mama auf.
Dazu noch das Bombenwetter!
Heile Welt?
So sitze ich nun in der letzten Ferienwoche mit einem Kaffee in der Sonne auf der Terrasse unter einem stabilen Sonnenschirm, vor mir geschnittene Hecken, im Rücken ein entstaubtes Wohnzimmer mit frisch geputztem Boden – heile Welt? Jetzt schnell genießen?
Habe ich etwa alles geschafft, was ich mir vorgenommen habe?
Durch ein Kreischen werde ich aus meinem Tagtraum gerissen. Ich drehe mich um. Eine Spur der Verwüstung zieht sich durchs Wohnzimmer, zwei ineinander verkeilte Kinder rollen über den Boden, kreischen abwechselnd “Mama!” und “Aua!”. Schaudernd drehe ich mich zurück und sehe, dass auch der Rasen schon wieder hochgewachsen ist.
Ich atme tief durch und freue ich mich auf die nächsten sechs Wochen Struktur – bis zu den nächsten Ferien.
Nachtrag: Wer hätte gedacht, dass die Füße über die Sommerferien wachsen und die Kinder neue Hausschuhe brauchen? Dass man am letzten Ferientag abends im Schulranzen die Bedarfsliste für’s nächste Schuljahr findet, wobei man sich die ganzen Ferien schon wundern musste, warum die Lehrerin keine Bedarfsliste schickt?
And on and on it goes.
Komorbiditäten
- Elternschaft,
- Helfersyndrom,
- Perfektionismus,
- Anankastische Persönlichkeitsstörung
Therapie
Studienlage diffus, noch keine etablierten Therapien
Bisher höchste Ansprechraten: Let it be-Mentalität
Prognose
Krankheitsschwere korreliert gegensätzlich zum Alter der Kinder (…oder??)