Seien wir mal ehrlich: Wer rettet uns Frisch-Ärzte immer wieder aus den Tiefen der anfänglichen Ahnungslosigkeiten? Wer springt souverän ein, wenn Patienten ihre ungnädigen Fragen stellen und vertuscht so die ein oder andere Wissenslücke? Wer ist Kompass in Momenten reinster Orientierungslosigkeit? Und wer hat die Macht, unsere Autorität als neue Ärzte zu retten (oder auch sie zu untergraben)? Eben, niemand sonst als die Pflege.
Wir alle kennen jene Pflegende, die Zufluchtsort für uns Assistenten sind, weil sie jahrelange Erfahrung mitbringen, Kompetenz bieten und schlichtweg wissen, wie der Hase läuft. In der Regel reichen sie uns die Hand oder halten sie schützend über uns, wenn wir vor den ungeduldigen Blicken der wartenden Patienten in der Ambulanz entlang huschen. Sie weihen uns in die Gepflogenheiten der neuen Umgebung ein, reichen bereitwillig Insidertipps weiter, warnen vor den Macken gewisser Oberärzte und trösten eine geschundene Seele während eines erbarmungslosen Dienstes.
Umso mehr erstaunt mich also diese vom Bundesfamilienministerium initiierte Mini-Serie „Ehrenpflegas“, mit der um den Pflegenachwuchs geworben werden soll. Ein Fünfteiler aus geistlosen Dialogen und stupiden Charakteren, die sich in einer Pflegeschule ausbilden lassen wollen. Und als Zuschauerin stellt sich mir unwillkürlich diese eine Frage: Wen genau möchte das Ministerium für diesen Job an unsere Seite stellen? Idioten? Ich werde das Gefühl nicht los, dass so manch einer nicht so recht verstanden haben will, worum es im Pflegeberuf eigentlich geht und welche Verantwortung zu tragen ist oder was es bedeutet im medizinischen Sektor tätig zu sein. Ich zweifle daran, dass die Politik im Stande ist Außenstehenden zu erklären, was eine Pflegekraft zu leisten hat, körperlich und geistig. So scheint es mir fast, dass der Aufklärungsprozess aus der anderen Richtung kommen muss: Die Politik sollte sich von Pflegenden erklären lassen, wie der Pflegeberuf funktioniert, bevor die politische Werbetrommel gerührt wird. Und bis dahin möge man bitte mich (und alle anderen Pflegenden, Ärzte und Patienten) mit „Ehrenpflegas“ im richtigen Leben verschonen.
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