Arbeiten als Arzt oder Ärztin im öffentlichen Dienst

Dr. Markus Jaster_Arbeiten als Arzt im öffentlichen Dienst ©Oliver_Wachenfeld_Fotodesign
Dr. Markus Jaster © Oliver Wachenfeld Fotodesign
Geregelte Arbeitszeiten und eine gesunde Work-Life-Balance – das wünschen sich viele Ärztinnen und Ärzte für ihren Beruf. Im Klinikalltag ist das nicht immer möglich. Doch es gibt andere Alternativen. Wie die Arbeit im öffentlichen Dienst, genauer bei der Rentenversicherung, aussehen kann und warum dieses Arbeitsfeld so spannend ist, erklärte Dr. Markus Jaster auf dem Operation Karriere-Kongress in Berlin.

Der Grundstein für die Sozialversicherung wurde mit der „Sozialbotschaft“ des Kaisers bereits 1881 gelegt, so warf Dr. Jaster von der Deutsche Rentenversicherung Bund zu Beginn seines Workshops einen Blick in die Vergangenheit. Schon damals habe es schwierige Arbeitsverhältnisse gegeben und die Botschaft habe dem Aufbau einer Absicherung gegen Unfall, Krankheit und Risiken des Alters für die arbeitende Bevölkerung gedient. „Mittlerweile haben wir 13 Sozialgesetzbücher“, sagte Jaster. Und es gehe darum, Patientinnen und Patienten so mit Sozialleistungen zu versorgen, wie er oder sie es brauche.

Multimodales Therapieangebot

Im Rahmen des Sozialgesetzbuches V (SGB V) finde die kurative Behandlung im Krankenhaus oder der Arztpraxis statt. Sei diese möglichst abgeschlossen, der Patient oder die Patientin jedoch noch nicht in der Lage, wieder ins Arbeitsleben zurückzukehren, erfolge anschließend der Übergang zum SGB VI, der Rehabilitation. Jaster betonte jedoch eindringlich, dass die Rehabilitation parallel zum SGB V arbeite, gerade auch im Hinblick auf chronisch Kranke. „Je früher wir diese chronisch Kranken bekommen, desto lieber ist uns das eigentlich“, verriet der Mediziner.

Ein großer Vorteil der Rehabilitation sei das multimodale Therapieangebot: Hier arbeiten neben Ärztinnen und Ärzte beispielsweise auch Ergo-, Kreativ- und Arbeitstherapeutinnen und -therapeuten, Logopädinnen und Logopäden, Pflegepersonal, Psychotherapeutinnen und -therapeuten und viele weitere.

Aber wer entscheidet, ob der Antragsteller eine Reha braucht oder ob sie vielleicht noch zu früh ist? „Dafür brauchen wir bei der Rentenversicherung Ärztinnen und Ärzte, die uns helfen, diese Entscheidung zu treffen“, sagte Jaster.

Die Vorteile beim öffentlichen Dienst im Überblick

Die Arbeit sei ein Massengeschäft. Jährlich gehen etwa 1,4 Millionen Anträge ein. „Und das ist auch gut so“, schmunzelte der Mediziner. „Denn wir leben in Zeiten des doppelten demografischen Wandels und des Fachkräftemangels. Wir wollen die Menschen in Arbeit halten.“ Diesem Anspruch werde die Rentenversicherung auch gerecht, denn ein großer Teil derjenigen, die eine Rehabilitation erhalten haben, zahlen einige Jahre später immer noch Beiträge – stehen also weiter im Arbeitsleben.

Doch was sind die Vorzüge, als Arzt oder Ärztin im öffentlichen Dienst zu arbeiten? Hier zählte Jaster einige Aspekte auf:

  • Spannendes Arbeitsfeld: Man betrachte den ganzen Menschen in seinem Arbeits- und Lebensumfeld und nicht nur einen kleinen Teil des Körpers.
  • Unbefristeter Arbeitsvertrag
  • Geregelte Arbeitszeiten: Keine Wochenendarbeit, keine Nachtdienste, kein Schichtdienst
  • transparente Dokumentation der Überstunden
  • familienfreundliches Unternehmen: verschiedene Teilzeitmodelle, keine Kernarbeitszeiten, individuelle Termine außerhalb der Arbeit möglich
  • Weiterbildung: Zusatzweiterbildung Sozialmedizin und Rehabilitationswesen möglich
  • große Flexibilität bei der Gestaltung des Arbeitstages: Jeder kann selbst entscheiden, wie viele Fälle er oder sie pro Tag bearbeitet oder wie viel Zeit dafür aufgewendet wird. Durchschnittlich werden etwa 40 Fälle pro Person pro Tag bearbeitet. Je nach Schwierigkeit kann die Zahl aber variieren.
  • komplett elektronischer Arbeitsplatz: Als Arzt oder Ärztin sieht man hier keine Patientinnen und Patienten mehr, man hat nur die Akten vorliegen.

Rollenwechsel vollziehen

„Was von euch erwartet wird, ist ein Rollenwechsel“, erklärte Jaster den Teilnehmenden. Denn im öffentlichen Dienst oder der Rentenversicherung behandle man keine Patientinnen und Patienten mehr oder hinterfrage Therapieentscheidungen. „Wir nehmen das, was da ist, und entscheiden dann: Reha ja oder nein.“ Nur so lasse sich dieses Massengeschäft bewältigen.

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Für Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen Dienst weite sich der Blick weg von der reinen Diagnose hin zu den gesamten Auswirkungen für den Patienten oder die Patienten. Was bedeute die Diagnose für ihn oder sie? Welche Beeinträchtigungen zieht das nach sich? „Die Kuration ist das eine, aber die Patienten brauchen oft mehr. Und einen Teil davon könnt ihr in der öffentlichen Verwaltung mit uns zusammen machen“, betonte der Sozialmediziner. Die Sozialmedizin sei aus seiner Sicht besonders sinnhaft, was ein zusätzlicher Pluspunkt für diesen Beruf sei.

Darüber hinaus könne man besser auf die eigene Gesundheit achten. „Ich glaube, dass wir einen Arbeitsplatz haben, wo man nicht so krank wird wie in der 19. Stunde auf der Intensivstation mit der 20. Tasse Kaffee“, sagte Jaster. Außerdem setzen sie bei der Rentenversicherung einen großen Fokus auf das Thema Einarbeitung. Man arbeite zwar später sehr selbstständig, könne aber jederzeit mit Kolleginnen und Kollegen Rücksprache halten.

Quelle: Workshop „Zeitgemäß und vielseitig – Arbeiten als beratende:r Ärzt:in in der Verwaltung/im öffentlichen Dienst, DRV“, Dr. med. Markus Jaster, Deutsche Rentenversicherung Bund, Operation Karriere Berlin 09.12.2023

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