Ärztinnen und Ärzte im Ruhestand: Arbeiten nach der Pensionierung

Ein alter Arzt mit Brille in weißem Kittel mit Stethoskop vor einem Bücherregal in einer Praxis oder einem Büro.
© contrastwerkstatt – Adobe Stock
Ruhestand heißt für viele Menschen: neuer Lebensabschnitt, Freizeit, Entspannung und vor allem keine Arbeit mehr. Doch das trifft nicht unbedingt auf Ärztinnen und Ärzte zu. Immer mehr Medizinerinnen und Mediziner entscheiden sich dafür, auch nach der Pensionierung weiterzuarbeiten. Was steckt hinter diesem Trend und wie müssen die Rahmenbedingungen überhaupt aussehen, damit Ärztinnen und Ärzte auch im Ruhestand noch arbeiten wollen?

100.619 der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland sind älter als 60 Jahre. Das sind rund 23 Prozent. Ist es jetzt bereits schon schwierig, beispielsweise in ländlichen Regionen Hausarztpraxen nachzubesetzen, wird sich dieser Trend in den nächsten Jahren noch weiter verstärken. Denn dann kommt zum Fachkräftemangel im Gesundheitswesen eine enorme Ruhestandswelle hinzu. Gleichzeitig steigt jährlich die Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die auch nach ihrem 65. Lebensjahr weiterhin berufstätig sind.

Für viele von ihnen ist der Beruf mehr als nur eine Tätigkeit – er ist eine Lebensaufgabe. Sie wollen nach der Pensionierung weiterhin für ihre Patientinnen und Patienten da sein und ihre medizinische Expertise einsetzen. Doch welche Rahmenbedingungen sind dafür notwendig? Und bis zu welchem Alter können sich Medizinerinnen und Mediziner vorstellen zu arbeiten? Diese Aspekte untersuchte eine Online-Umfrage des Deutschen Ärzteblatts.

Arbeiten im Ruhestand: Diese Punkte müssen stimmen

67 scheint die magische Mitte zu sein: Im Durchschnitt wollen Ärztinnen und Ärzte bis zu diesem Alter der medizinischen Versorgung erhalten bleiben. Mehr als 40 Prozent der Befragten sagten, dass sie sogar bis zum 70. Lebensjahr als Arzt oder Ärztin arbeiten möchten. Doch wo liegt die Obergrenze? Drei Viertel der Befragten gaben an, bis zum 70. Lebensjahr oder darüber hinaus arbeiten zu können. Für etwa 20 Prozent ist das sogar bis zum 75. Lebensjahr noch vorstellbar. Allerdings sei es dafür nötig, dass die Rahmenbedingungen stimmen.

Dabei sind die drei am häufigsten genannten Aspekte:

  • eine freie Zeiteinteilung (90 Prozent Zustimmung)
  • weniger Bürokratie (81 Prozent Zustimmung)
  • finanzielle Anreize (76 Prozent Zustimmung)

Dabei ist gerade die Bürokratie gleichzeitig der häufigste Grund für Ärztinnen und Ärzte, aus dem Berufsleben auszuscheiden (73 Prozent). Der aktuelle MB-Monitor des Marburger Bundes zeigt, dass Medizinerinnern und Mediziner rund drei Stunden ihrer täglichen Arbeitszeit für Verwaltungstätigkeiten und organisatorische Aufgaben aufbringen müssen. Diese Zeit fehle in der Patientenversorgung und sei mit ein Grund dafür, dass 28 Prozent der derzeit berufstätigen Ärztinnen und Ärzte über einen Berufswechsel nachdenken.

Laut den Ergebnissen des Deutschen Ärzteblatts sind drei Viertel derjenigen, die einen Anspruch auf Altersbezüge haben, weiterhin ärztlich tätig. Ihre Wochenarbeitsstunden liegen zunächst bei etwa 25 Stunden, mit steigendem Alter werde die Zeit weiter reduziert auf etwa zwölf Stunden im Alter von 78 Jahren. Die durchschnittlich gewünschte Wochenarbeitszeit beim Renteneintrittsalter liege bei 15,8 Stunden.

Zum Hintergrund

An der repräsentativen Online-Umfrage des Deutschen Ärzteblatts beteiligten sich insgesamt 5.256 Ärztinnen und Ärzte. Das Durchschnittsalter betrug 63 Jahre. Die Mehrheit der Teilnehmenden war männlich (60,5 Prozent), 39,3 Prozent waren weiblich und 0,2 Prozent divers. Im regulären Berufsleben standen noch 52 Prozent, insgesamt 48 Prozent hatten schon das Ruhestandsalter erreicht.

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Quelle: Deutsches Ärzteblatt

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