Palliativ – der Weg zur Sterbebegleitung

Was bedeutet Palliativmedizin überhaupt? Gerade als junger Arzt oder Ärztin hat man noch nicht so viel Erfahrung mit diesem Fachbereich. Was die wichtigsten Aspekte sind, beschreibt Lathy in ihrem neuen Blogbeitrag.

Bedeutet es wirklich das Ende?

Es ist ein emotionaler Balanceakt zwischen Schmerzmanagement beim Patienten und der psychischen Belastung der Angehörigen.

In meinem Beitrag möchte ich Schritt für Schritt die einzelnen Stufen bis hin zur Palliativmedizin sowie deren Ablauf erklären.

Sollten sich diese Patienten abgeschoben fühlen?

Unsere Aufgabe als Ärztinnen und Ärzte ist es nicht nur, Patientinnen und Patienten zu behandeln. Wenn keine weitere therapeutische Möglichkeit mehr besteht, ist es unsere Pflicht, sie auf dem Weg in die Palliativmedizin zu begleiten.

Was bedeutet das Wort Palliativmedizin überhaupt? Bedeutet es zwangsläufig, dass das Leben bald zu Ende ist? Wie kommen wir als medizinisches Personal zu dieser Entscheidung? Und wie gehen wir damit um?

Als ich meine Tätigkeit als Assistenzärztin im Krankenhaus begann, konnte ich diese Fragen selbst kaum beantworten. Ich wusste wenig über Palliativmedizin – bis ich meinen ersten Palliativpatienten betreute. Es war eine große Herausforderung, mit dem Patienten und seinen Angehörigen zu sprechen.

Zum Glück gibt es in Deutschland – wie in ganz Europa – die Palliativmedizin als Fachdisziplin. Ärztinnen und Ärzte werden darin speziell geschult. Diese Unterstützung ist für uns alle, die mit solchen Situationen konfrontiert sind, enorm wertvoll.

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Palliativmedizinerinnen und -mediziner wissen genau, wie sie mit derartigen Fällen umgehen müssen.

Wenn wir mit Patientinnen und Patienten über Palliativmedizin sprechen, verbinden viele sofort den Begriff mit dem nahenden Tod. Das kann bei den Betroffenen und ihren Familien schnell zu Angst und Stress führen. Deshalb ist es wichtig, dass wir als behandelndes Team gemeinsam mit der Familie und dem Palliativteam sprechen, bevor wir konkrete Schritte einleiten.

Die ersten Schritte

In einem solchen Gespräch erklärt das Palliativteam zunächst, was Palliativmedizin ist, wie wir den Patienten begleiten und wie wir die Familie unterstützen können. Diese Aufklärung ist essenziell.

Palliativmedizinerinnen und behandelnde Ärztinnen sollten gemeinsam eine kollegiale Entscheidung treffen , die Verantwortung darf nicht allein auf einer Person lasten.

Palliativmedizin bedeutet nicht automatisch Sterbebegleitung, auch wenn viele Menschen davor Angst haben.

Welche Patientinnen und Patienten betrifft die Palliativmedizin?

Grundsätzlich betrifft es Patientinnen und Patienten, bei denen keine Aussicht auf Heilung durch medizinische oder chirurgische Maßnahmen mehr besteht – und die dennoch unter Beschwerden leiden.

Beispiele:

  • Patienten mit Endokarditis: Diese sollten operiert werden. Wenn sie jedoch aufgrund ihres Alters, ihres schlechten Allgemeinzustands oder eines zu hohen OP-Risikos nicht operiert werden können, erhalten sie lediglich Antibiotika , was oft nicht ausreicht. Die Gefahr von Embolien oder Schlaganfällen bleibt bestehen, was sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für ihre Familien belastend ist.
  • Patienten mit Herzinsuffizienz: Viele haben bereits einen Defibrillator oder ein CRT-System und erhalten eine optimierte medikamentöse Therapie gemäß Leitlinien. Dennoch erreichen sie oft ein Stadium, in dem eine Herztransplantation nötig wäre. Wenn das nicht mehr möglich ist ,wegen schlechter Prognose oder Patientenwunsch, gehören auch sie in die Palliativmedizin.
  • Krebspatienten in Chemotherapie, die z. B. aufgrund einer Thrombozytopenie keine Blutverdünner erhalten dürfen, aber gleichzeitig wegen stenosierter Herzkranzgefäße eine Herzkatheteruntersuchung bräuchten.

Was tun wir, wenn wir erkennen, dass ein Patient palliativ betreut werden sollte?

Zuerst stellen wir die Patientin oder den Patienten dem Palliativteam vor. Wenn das Team die Einschätzung teilt, wird es das Gespräch mit der Familie suchen. Aber erst, nachdem die Angehörigen informiert wurden. Wenn die Familie einverstanden ist, wird ein gemeinsamer Termin vereinbart.

Wer nimmt am Gespräch teil?

  • Die behandelnde Ärztin oder der Arzt
  • Die Familie des Patienten oder der Patientin
  • Das Palliativteam
  • Falls der Patient oder die Patientin bei Bewusstsein ist, findet das Gespräch am Bett statt

Was wird im Gespräch besprochen?

Das Palliativteam erklärt der Familie detailliert:

  • Was ist Palliativmedizin?
  • Was kann sie leisten?
  • Welche Medikamente werden gegeben (z. B. bei Schmerzen oder Unruhezuständen)?
  • Was passiert, wenn der Patient oder die Patientin in die Agonie kommt?

Die Angehörigen müssen wissen, dass der Patient oder die Patientin dann bewusstlos ist und keine Beschwerden mehr empfinden wird. Diese Aufklärung ist entscheidend, da Unwissenheit zu emotionalen und psychischen Belastungen führen kann.

Wo bleiben diese Patientinnen und Patienten?

Manche Angehörige äußern den Wunsch, den Patienten oder die Patientin nicht zu Hause pflegen zu wollen.

  • Ist der Zustand kritisch, bleibt der Patient oder die Patientin im Krankenhaus.
  • Wenn es der Zustand erlaubt, wird die Entlassung nach Hause organisiert. Das Palliativteam kümmert sich dann um die Versorgung – mit Fachkräften, die regelmäßig Medikamente verabreichen und betreuen.

Bedeutet Palliativmedizin das sichere Ende?

Nicht unbedingt. Patientinnen und Patienten in der Palliativmedizin sind schwer krank. Eine Heilung ist nicht mehr möglich, und ihr Zustand kann sich jederzeit verschlechtern.

Manche sterben schnell, andere erst nach Monaten oder Jahren.

Was ist die Rolle der Palliativmedizin?

Palliativmedizin hat die Aufgabe, Patientinnen und Patienten und ihre Familien auf ihrem Weg zu begleiten. Das Hauptziel ist die Linderung von Schmerzen und anderen Beschwerden sowie die Verbesserung der Lebensqualität – auch wenn keine Heilung mehr möglich ist.

 

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