Gemeinsam arbeiten und gemeinsam Patientinnen und Patienten versorgen – mit diesem Ziel im Blick gelingt eine gute Gesundheitsversorgung. Wichtig dabei ist nicht nur der Austausch von Informationen zwischen dem ärztlichen und pflegerischen Personal, sondern auch ihre Kommunikation und das Klären von Zuständigkeiten und Arbeitsabläufen. Doch das hört sich leichter an, als es oft der Fall ist. Denn eine effektive und wertschätzende Kommunikation braucht Training. Das stellte eine Pilotstudie am Universitätsklinikum Bonn (UKB) fest.
Medizinstudierende und Pflege-Azubis
Die Verantwortlichen entwickelten ein spezielles, interprofessionelles Kommunikationstraining, das sowohl die Zusammenarbeit als auch den Informationsaustausch zwischen Medizinstudierenden und Auszubildenden in der Pflege fördern soll. Hierfür teilten sie Medizinstudierende im dritten Studienjahr und Auszubildende zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann im zweiten Ausbildungsjahr in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe erhielt das interprofessionelle Kommunikationstraining mit Simulationspersonen, die Kontrollgruppe nicht. Insgesamt nahmen 154 Medizinstudierende und 67 Auszubildende teil.
Vor und nach dem Training füllten beide Gruppen Fragebögen aus. Diese enthielten auch eine eigens entwickelte Skala zur interprofessionellen Fehlerkommunikation. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Gruppe mit dem Training in den Bereichen „Interprofessionelle Fehlerkommunikation“ sowie „Teamarbeit, Rollen und Verantwortlichkeiten“ enorm verbessert hatte. Im Bereich „Patientenzentriertheit“ hatte das Training keinen Einfluss, beide Gruppen schnitten ähnlich ab.
Die Umsetzung der Studie lag in den Händen der Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung (CHSR) und dem Ausbildungszentrum für Pflegeberufe (ABZ) am UKB.
Mehr Patientensicherheit und bessere Lehre
„Interprofessionelle Kommunikation beschreibt die Wortwechsel zwischen der Ärzteschaft und der Pflege im Stationsalltag, beispielsweise während der gemeinsamen Visite oder bei Fall- und Dienstbesprechungen. Kommt es hierbei zu Defiziten, entstehen schnell Situationen mit Fehlern oder Beinahe-Fehlern, unter anderem im Medikationsprozess. Diese können dann wiederum die Patientensicherheit gefährden und verursachen unnötige Kosten“, erklärte Dr. Lina Heier, wissenschaftliche Mitarbeiterin am CHSR.
Ein häufig auftretendes Problem im medizinischen Klinikalltag sind Medikationsfehler, vor allem Anwendungs- und Dosierungsfehler. Allein im Jahr 2021 meldeten Ärztinnen und Ärzte dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 1.284 Fälle von Medikationsfehlern. Die Dunkelziffer wird jedoch deutlich höher eingeschätzt. Durch eine effektive und bessere Kommunikation, wie sie das interprofessionelle Training bietet, können Medikationsfehler dauerhaft verringert werden.
Die Ergebnisse sollen die Lehre qualitativ hochwertiger machen, sie fördern und verbessern. So könne die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen ärztlichen und pflegerischen Berufen zu einer erfolgreichen Patientenversorgung führen, heißt es vom UKB.
Quelle: UKB