Warum du unbedingt eine Doktorarbeit schreiben solltest

Prof. Dr. Anke Hinney ist Prodekanin für wissenschaftlichen Nachwuchs und Diversität und ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Medizinischen Fakultät der Universtität Duisburg-Essen. © Oliver Wachenfeld
Promotion: Ja oder nein? Für die meisten gehört der Doktortitel zum Arztberuf dazu, doch für das Projekt ist auch viel Motivation und Stressresistenz nötig. Prof. Dr. Anke Hinney, Universität Duisburg-Essen, zeigte in ihrem Vortrag beim Operation Karriere Kongress in Essen, warum Medizinstudierende unbedingt...

Warum schlägt man nach seinem Schulabschluss überhaupt den Weg ins Medizinstudium ein? Viele junge Medizinerinnen und Mediziner beginnen ihr Studium aus einer persönlichen Fragestellung heraus oder möchten die Therapie einer bestimmten Krankheit verbessern. „Eine Doktorarbeit ist eine großartige Gelegenheit, in die Forschung im Bereich Medizin zu kommen“, sagt Prof. Hinney. Medizinstudierende könnten sich das erste Mal wissenschaftlich engagieren und in der Doktorarbeit das Handwerkszeug lernen, um möglicherweise später eine universitäre Karriere anzustreben. Außerdem gibt es noch einen weiteren großen Vorteil.

Woher nehme ich das Thema?

Medizinstudierende könnten nämlich ihre Doktorarbeit bereits während des Studiums schreiben oder zumindest beginnen. „Das beneide ich als Biologin ein bisschen“, gibt Hinney zu. „Ich hatte die Möglichkeit nicht und musste noch ein Promotionsstudium anschließen.“ Möglich seien beispielsweise auch Freisemester oder Semester mit deutlich geringerer Belastung, in denen Studierende ihre Arbeit beginnen können.

Forschung sei ein essentieller Bestandteil der Medizin, ohne ginge es nicht. Gerade durch die Corona-Pandemie sei das nochmal deutlich geworden: Ohne Forschung wäre es nicht möglich gewesen, innerhalb eines Jahres einen Impfstoff zu entwickeln.

„Sie sind gefordert“, appelliert Hinney an alle Medizinstudierende. „Sie sind am Patienten. Sie sehen, wo es fehlt. Sie können Ideen entwickeln, wie man weitergehen kann.“ Doch wie soll man anfangen? Dafür gibt es verschiedene Ansatzpunkte:

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  • Viele haben das Studium aus einer bestimmten Idee heraus begonnen, beispielsweise um eine bestimmte Krankheit näher zu erforschen oder deren Therapie zu verbessern. Da hier schon Interesse der Medizinstudierenden besteht, können sie direkt weitermachen.
  • Man hört eine Vorlesung oder besucht ein Seminar und leckt hier Blut für eine gewisse Fragestellung.
  • Man liest etwas, das einen fesselt und das man weiterführen möchte. Oft findet man am Ende einer Veröffentlichung den Hinweis, wo noch Daten oder weitere Studien und Untersuchungen fehlen.

Strukturierte Promotionsprogramme

Darüber hinaus ist natürlich auch eine gute Betreuung während der Doktorarbeit wichtig. Aber wie finden Medizinstudierende einen motivierten Betreuenden, der sie durch ihr Projekt begleitet? „Es hilft, in Vorlesungen und Seminaren zuzuhören und sich begeistern zu lassen. Da merkt man sofort, wer Interesse für ein Thema hat, einen begeistern kann und selbst begeistert forscht“, so Hinney. Auch die Nachfrage bei Kommilitoninnen und Kommilitonen, die bereits eine Doktorarbeit geschrieben haben oder im Prozess sind, kann unterstützen.

Viele Universitäten bieten Studierenden zudem schon während des Studiums strukturierte Programmen zur Doktorarbeit an. Ein Beispiel gab Hinney von der Universität Duisburg-Essen, an der sie Prodekanin für den wissenschaftlichen Nachwuchs ist. Dort hat die medizinische Fakultät zur Verbesserung der wissenschaftlichen Ausbildung exzellenter Medizinstudierender im Jahr 2012 das Promotionskolleg ELAN (Essener Ausbildungsprogramm “Labor und Wissenschaft” für den aerztlichen Nachwuchs) gestartet. Ziel des Promotionskollegs ist es, angehende exzellente Medizinerinnen und Mediziner für wissenschaftliches Arbeiten zu begeistern und auszubilden.

Die richtige Betreuung finden

Und wie sieht dann eine gute Betreuung aus? „Man muss als erstes das Rüstzeug lernen, wie man wissenschaftlich arbeitet und dabei an die Hand genommen werden“, erklärt Hinney. Gleichzeitig benötige man aber eine gewisse Freiheit, um selbst neue Ideen zu entwickeln. „Die Mischung macht es. Beide Seiten wollen schließlich etwas davon haben.“ Ein enger Dialog zwischen Studierenden und Betreuenden sei sehr wichtig. Wenn Medizinstudierende weiteren Informationsbedarf haben, können sie sich immer an die Fakultäten wenden und auf zuständige Personen für Promotionen zugehen.

Quelle: Operation Karriere-Kongress Essen, 30. April 2022, Dr. med – Die Doktorarbeit planen und meistern, Prof. Dr. Anke Hinney, Amt der Prodekanin für wissenschaftlichen Nachwuchs, Universität Duisburg-Essen

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